Natur
So gehen Landwirte aus der Teckregion mit Hitzewellen um

Wenn es heiß wird, kann das nicht nur der Ernte schaden, sondern auch den Tieren. Jetzt müssen Landwirte in den angespannten Phasen zudem eine neue Rechtsverordnung beachten. 

Die teils hochsommerlichen Temperaturen der vergangenen Wochen haben auch der Teckregion zu schaffen gemacht. Foto: Carsten Riedl

Bei 36 Grad im Schatten flüchtet sich jeder, der kann, ins kühle Drinnen. Mit Ventilator, einem Eis aus der Tiefkühltruhe und abgedunkelten Jalousien lässt es sich aushalten. „Ich hab mir schon immer gedacht, dass wir Menschen uns im Sommer gut Abhilfe schaffen können, die Tiere aber nicht“, sagt der Betreiber des mobilen Hühnerstalls aus Ohmden, Klaus Schädel. Seinen Hühnern haben die hochsommerlichen Temperaturen der vergangenen Wochen zu schaffen gemacht. Scharren. Picken. Emsig sein. Vom sonst so typisch aufgeweckten Verhalten der Hühner ist bei starker Hitze nicht viel zu sehen. Stattdessen suchen sie Schutz unter Bäumen und der mobilen Hühnerstation. Nur zum Trinken verlassen sie ihre Verstecke. Schädel betont: „Die stetige Kontrolle der Wasserspender ist in einer solchen Zeit unerlässlich – da die Tiere deutlich mehr verbrauchen.“

Milben kriechen aus Verstecken

Aber nicht nur die Temperaturen setzen den Hühnern zu, sondern auch lästige Schädlinge. Klaus Schädel schildert, dass seine Tiere in letzter Zeit auffällig oft die Flügel ausbreiten und in die Sonne strecken: „Das machen sie, um das Ungeziefer loszuwerden.“ Die Zahl der klassischen roten Vogelmilbe nehme bei hohen Temperaturen deutlich zu. „Die Milben verkriechen sich tagsüber in Ritzen und nachts, wenn die Hühner auf den Stangen sitzen, kommen sie aus ihren Verstecken und laufen an den Hühnern hoch, stechen sie und saugen das Blut.“ Wenn es zu viele Milben werden, bekommt das Huhn, so Klaus Schädel, Blutarmut, zudem jucke es das Tier, wenn der Befall überhandnehme. Die Aufgabe des Betreibers sei es deshalb, den Hühnern immer ein sogenanntes Urgesteinsmehl in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen. Mit einem ausgiebigen Bad darin könnten die Hühner dem Milbenbefall selbstständig entgegenwirken. Aber: „Nicht im Freien“, betont er. Dort würden viele Vögel das Angebot wahrnehmen und für zusätzlich Milben sorgen. Das hochsommerliche Wetter wirkt sich nicht nur auf die Gesundheit der Tiere aus, sondern auch auf ihre Produktivität. Die Hühner legen nach Klaus Schädels Worten während einer Hitzeperiode rund zehn Prozent weniger Eier als sonst.

Bei einer Hitzewelle ist es besonders wichtig, den Tieren ausreichend Wasser zur Verfügung zu stellen. Foto: pr

Bei dieser mengenmäßigen Einschätzung geht auch der Landwirt Markus Hauch aus Oberlenningen in Bezug auf die von seinen Kühen produzierte Milch mit. Selbst wenn es dann wieder kühler werde, bräuchten die Tiere einige Zeit, bis sie sich erholt haben, sagt der Landwirt. Um seinen Kühen Linderung zu verschaffen, hat er eine selbst kreierte Regendusche im Stall installiert, die einen leichten Sprühregen erzeugt. Seine erste Resonanz: „Die Milchkühe freuen sich über die Abkühlung.“ Nach draußen verschlägt es die Tiere über den Tag aber kaum. Der Stall ist so angelegt, dass die Tiere selbstständig rein- und rausgehen können. Während einer Hitzewelle gehen sie abends immer ins Freie, morgens stehen sie dann aber schon wieder im Stall. 

Tobias Briem, Kreisvorsitzender des Kreisbauernverbands Esslingen, schätzt die Lage ein: „Wir hatten ein paar ziemlich warme Wochen.“ Der Gerste, die jetzt schon in der Ernte ist, habe das nicht so viel ausgemacht – dafür aber dem Winterweizen. So sehe man Felder, die teilweise in die Notreife gehen würden. Das liege daran, dass sich die Pflanze denke, dass sie jetzt abreifen müsse, weil sie es sonst nicht mehr schaffe. Deshalb könne es gut sein, dass einige Getreidekörner kleiner ausfallen und der Ertrag geringer ist. Beim Mais hingegen sei noch alles offen, dort, wo es geregnet habe, hätte es diesem sehr gutgetan.

Hitze sorgt für leere Bäche

Im Landkreis Esslingen darf aus Bächen kein Wasser mehr entnommen werden – das gilt auch für Landwirte, die eine Sondergenehmigung für die Entnahme vorweisen können, teilt das Landratsamt Esslingen mit. Grund für die Regelung sind zu geringe Niederschläge und konstant hohe Temperaturen. Im Kreis Esslingen seien die Landwirte grundsätzlich nicht so stark betroffen wie im Kreis Heilbronn, erklärt Tobias Briem. Dort werde relativ viel aus dem Neckar bewässert. Auch Markus Hauch sieht sich durch die Regelung kaum beeinträchtigt, habe er die letzten Jahre ohnehin kein Wasser entnommen. Tobias Briem sagt: „Für die, die keine Alternativen haben, ist die Regelung gravierend.“ Vor allem bei Sonderkulturen wie Salaten, Kartoffeln und Karotten seinen die Folgen schwer, wenn sie zu wenig Wasser bekämen.

Es darf kein Wasser aus Bächen entnommen werden

Die Wasserentnahme zum sogenannten Gemeingebrauch ist durch eine Rechtsverordnung seit dem 28. Juni untersagt, teilt das Landratsamt Esslingen mit. Der Gemeingebrauch umfasst die Entnahme von Wasser aus Oberflächengewässern mit Hand- und Schöpfgeräten sowie die Entnahme von geringen Mengen für die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft und den Gartenbau. 

Unabhängig von diesem Verbot ist die Entnahme größerer Wassermengen immer reglementiert und an eine wasserrechtliche Erlaubnis gebunden.

Die Regelung gilt bis zum 31. August, auch dann, wenn die Pegel zwischenzeitlich ansteigen sollten, teilt das Landratsamt Esslingen mit.