Erntezeit
So läuft die Kirschenernte in der Teckregion

Die Kirschen sind reif: Obstbauern aus der Region zeigen sich zufrieden mit Qualität und Menge.
In die Freude über den Ertrag mischen sich auch Sorgen. 

Simone Kerner-Jungfleisch bei der Kirschenernte. Mit viel Herzblut und Sorgfalt baut sie die Früchte an. Foto: Carsten Riedl

Die Kirschensaison ist in vollem Gange – und in den regionalen Obstbaubetrieben laufen ­Ernte, Verkauf und Verarbeitung auf Hochtouren. Doch neben vollen Körben und intensiven Aromen bringen Hitze, Schädlinge und Diebstahl große Herausforderungen mit sich.

Simone Kerner-Jungfleisch, die in Dettingen einen Obstbaubetrieb und einen Hofladen führt, ist mittendrin in der Kirschenernte. Mit Herzblut und Erfahrung – ihre Mutter war Vollerwerbsobstbäuerin – verkauft sie derzeit Pfundschalen mit Süß- und Sauerkirschen. „Wir haben diese Woche mit der Ernte der Sauerkirschen begonnen, und wir haben einen anständigen Ertrag“, sagt Simone Kerner-Jungfleisch. Allerdings macht die aktuelle Hitze auch den Früchten zu schaffen: Kirschen reagieren empfindlich auf Trockenstress und können sogar einen Sonnenbrand bekommen. Die Altsorten sind kleiner als die Supermarktware, überzeugen aber geschmacklich. 

Von gut bis durchschnittlich

Björn Epple vom gleichnamigen Obstbaubetrieb in Neidlingen ist bisher zufrieden mit der Kirschenernte. Die Menge sei erfreulich hoch, die Früchte fest und aromatisch. Tobias ­Schmid vom Obst- und Gartenbauverein Owen schildert ein etwas anderes Bild: Die Qualität sei „durchschnittlich gut“, auch die Menge bewege sich im mittleren Bereich. 

Was kosten die Kirschen?

Bei Simone Kerner-Jungfleisch kosten die Kirschen je nach Sorte zwischen sechs Euro und neun Euro pro Kilo. Björn Epple bietet das Kilo Kirschen für 7,50 Euro an, Tobias Schmid für 8,50 Euro. 

Schädlinge im Anflug

Während die Kirschen bei den Kunden gut ankommen, bereiten Schädlinge den Betrieben Sorgen. Aktuell sei noch alles im grünen Bereich, meldet Björn Epple. Doch er und die anderen Obstbauern rund um die Teck rechnen damit, dass der Befall steigt. Das Risiko nimmt vor allem dann zu, wenn reife Kirschen zu lange am Baum bleiben.

Schnapskirschen in Gefahr

Simone Kerner-Jungfleisch beob­achtet vor allem die Kirschfruchtfliege genau. Sie legt ihre Eier gezielt in unbehandelte Früchte – jede Frucht ein möglicher Wurm. Noch gefährlicher ist die Kirschessigfliege, die sich auch an Erdbeeren und Himbeeren vergreift und befallene Früchte unbrauchbar macht – ein herber Verlust, auch für die Brennerei. „Befallene Kirschen riechen vergoren, sie sind für die Schnapsherstellung wertlos“, erklärt Kerner-Jungfleisch.

Besonders problematisch sind jedoch die sogenannten Schnapskirschen, auch Vogelkirschen, die einen höheren Zuckergehalt haben. Sie werden für die hauseigene Destillerie benötigt. Diese reagieren besonders sensibel auf Hitze – viele trocknen direkt am Baum aus und sind kaum noch zu verwerten. „Einige Früchte sehen aus wie Rosinen“, sagt Kerner-Jungfleisch – für die Brennerei ein ernstes Problem.  Ein wirtschaftlicher Schaden, der kleine Betriebe hart trifft. Im Vorjahr musste Simone Kerner-Jungfleisch fast die komplette Ernte abschreiben. Nur mit gezieltem Pflanzenschutz und großem Aufwand konnte in diesem Jahr eine stabile Kultur aufgebaut werden.

Kirschendiebe unterwegs

Ein weiteres Problem, mit dem die Obstbauern zu kämpfen haben, ist Diebstahl: „Teilweise werden ganze Bäume abgeerntet“, zeigt sich Tobias Schmid frustriert. „Mundraub ist kein Kavaliersdelikt“: Darauf weist auch das Schwäbische Streuobstparadies hin. Wer einfach Obstbäume abernte, begehe eine Straftat. Es gibt allerdings Ausnahmen: Ein gelbes Band an den Bäumen signalisiert Spaziergängern: Hier darf gepflückt werden.