Kreis. Die Baden-Württemberger haben im vergangenen Jahr zwar nicht mehr ganz so viel Müll wie in der Hochphase der Pandemie 2020 produziert – vier Kilo weniger weist die Statistik auf. Es sind dennoch riesige Berge angefallen: Nach Angaben des Umweltministeriums kamen 2021 pro Kopf 364 Kilo häuslicher Abfall zusammen, was deutlich über dem Vor-Corona-Niveau liegt. Die Abfallbilanz gibt Aufschluss über das Sammel- und Entsorgungsverhalten.
Im zweiten Coronajahr ist die Menge an Haus-, Sperr- und Geschäftsmüll aus kommunaler Sammlung im Kreis Esslingen zwar leicht gesunken: von insgesamt 74 258 Tonnen (2020) auf 73 376 Tonnen (2021). Sie liegt aber immer noch 1670 Tonnen über dem Wert von 2019. Der Rückgang ist vor allem auf die geringere Sperrmüllmenge zurückzuführen, die von 8569 Tonnen auf 7572 Tonnen schrumpfte. Offenbar wurden Keller und Dachböden im vergangenen Jahr größtenteils schon entrümpelt, nur noch 14 Kilo pro Bewohner kamen rein rechnerisch zusammen. Vielleicht lag der Rückgang auch an der Umstellung auf die Sperrmüllsammlung per App im Frühsommer vergangenen Jahres, bei der es, wie der Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises (AWB) einräumt, Anlaufschwierigkeiten gegeben habe. Das Hausmüllaufkommen hingegen stieg um 115 Tonnen auf 65 804 Tonnen an – damit entfallen, wie schon im Vorjahr, 123 Kilogramm auf jeden Bewohner. Erklären lässt sich die leichte Zunahme mit dem anhaltenden Trend zum Homeoffice.
Das Sammeln von Verkaufsverpackungen aus Kunststoffen, Metall, Styropor und weiteren Wertstoffen erfolgt in der Regel über die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack sowie über Wertstoffhöfe. Im Kreis Esslingen kamen so vor der Sortierung 87 063 Tonnen Wertstoffe zusammen (2020: 89 693 Tonnen). Auch hier lief es im vergangen Jahr nicht rund: So sind ab Dezember die dünnen Plastiktüten ausgegangen, Nachschub kam erst Wochen später im neuen Jahr.
Bis zum Jahr 2020 sollte in Baden-Württemberg die Menge an getrennt gesammelten Abfällen aus der Biotonne auf durchschnittlich 60 Kilo pro Einwohner und Jahr angehoben werden. Tatsächlich lag der Landesdurchschnitt 2021 nur bei 58 Kilo. Der Landkreis liegt jedoch deutlich über der Zielmarke: Im vergangenen Jahr kamen 40 712 Tonnen Biomüll zusammen, das entspricht 76 Kilo pro Einwohner. Beim Grüngut hingegen ist – trotz zahlreicher Sammelstellen im Landkreis – ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen: von 38 419 Tonnen 2020 (72 Kilo pro Kopf) auf 32 353 Tonnen im vergangenen Jahr (61 Kilo pro Einwohner).
Die statistische Erfassung der Altpapiermenge ist laut Umweltministerium nicht ganz einfach, weil teils über öffentliche Träger, teils gewerblich gesammelt wird. Zudem gebe es vielerorts gemeinnützige Sammlungen, die von Vereinen organisiert werden. Für den Kreis Esslingen wurde 2021 ein Gesamtaufkommen von 35 043 Tonnen erfasst, was etwas weniger ist als im Vorjahr (36 568 Tonnen) – ein landesweit zu beobachtender Trend. Rein rechnerisch sind das 66 Kilo pro Kopf (2020: 68 Kilo), damit liegt Esslingen unter dem Durchschnittswert aller 44 Kreise im Land, der 70 Kilo beträgt.
Wurde im vergangenen Jahr mehr repariert als entsorgt? Upcycling liegt im Trend. Eine eindeutige Antwort kann die Statistik indes nicht liefern. Ihr zufolge sank das Aufkommen an ausgemusterten Elektro- und Elektronikartikeln im Kreis von 4078 Tonnen im Jahr 2020 auf 3888 Tonnen. Der rückläufige Trend ist übrigens bundesweit festzustellen. Um die Erfassungsquote zu verbessern, gilt seit Juli dieses Jahres eine neue Regelung: Verbraucher können ausgediente, kleine Elektrogeräte auch in vielen Discountern, Supermärkten und bei kleinen Lebensmitteleinzelhändlern abgeben – kostenlos. Elke Hauptmann