Das Flammen-Inferno in der Vergärungsanlage in Leonberg, das in der Nacht auf Mittwoch die Feuerwehren rund um Stuttgart in Atem hielt, hat auch Auswirkungen auf den Kreis Esslingen als Betreiber des Kirchheimer Kompostwerkes. Beide Landkreise sind seit 25 Jahren Partner bei der Verwertung von Bioabfällen. Aus dem Kreis Esslingen landen jährlich rund 20 000 Tonnen Biomüll zur Vergärung in Leonberg, das ist knapp die Hälfte der Gesamtmenge, die im Jahr anfällt. Umgekehrt schafft der Landkreis Böblingen etwa 12 000 Tonnen an Gärrückständen von Leonberg nach Kirchheim. Erst im Juni hatten die Vertreter beider Landkreise einen Vertrag unterzeichnet, der eine engere Kooperation vorsieht. Esslingen beteiligt sich demnach an der geplanten Erweiterung der Leonberger Anlage. Gleichzeitig erhöht der Kreis Böblingen seinen Anteil am Kirchheimer Kompostwerk von 20 auf 35 Prozent.
Durch die Brandkatastrophe am Mittwoch, bei der nach ersten Schätzungen ein Schaden von bis zu 20 Millionen Euro entstand, sind die Erweiterungspläne nun erst einmal ins Stocken geraten. „Wir werden an dem gemeinsamen Vorhaben weiter festhalten“, betont zwar der Esslinger Landrat Heinz Eininger. Für Aussagen, wie es nun weiter geht, sei es natürlich viel zu früh. „Wir müssen erst einmal die Brandursache fundiert klären.“
Klar ist: 30 000 Tonnen Biomüll, die in Leonberg bisher pro Jahr verarbeitet werden, müssen nun über Nacht neu verteilt werden. Der Böblinger Landrat Roland Bernhard zeigte sich am Mittwoch erleichtert, dass er auf die schnelle Hilfe und Solidarität des Partners bauen kann. Bis zu 20 000 Jahrestonnen will der Kreis Esslingen laut Eininger übernehmen. Das ist möglich, weil die Anlage in Kirchheim, die maximal 60 000 Tonnen Bioabfälle pro Jahr verarbeiten kann, einen Kapazitätspuffer hat, den übergangsweise auch andere Landkreise nutzen. Hier will man den Böblingern als Mitgesellschafter nun den Vortritt lassen. „Damit sind wir die größten Sorgen erstmal los“, sagt Benjamin Lutsch, Sprecher im Böblinger Landratsamt. Für den Rest müsse man nun schnell andere Lösungen finden. „Die gibt es allerdings im Moment noch nicht“, sagt Lutsch.