Die Energiewende nimmt an Fahrt auf: Im vergangenen Jahr wurde in Deutschland erstmals mehr als die Hälfte des Stroms durch erneuerbare Energien erzeugt. Um diese Entwicklung auch in der Region voranzutreiben, sollen fortan nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb der Ortschaften vermehrt Solaranlagen gebaut werden. Bisher durften derartige Anlagen nur in Ausnahmefällen in den Regionalen Grünzügen angelegt werden. Das soll sich jetzt ändern.
Die Regionalversammlung hat am 5. Juni einen entsprechenden Entwurf zur Teilfortschreibung des Regionalplans beschlossen. Darin ist festgelegt, dass künftig ein gewisser Prozentanteil der Regionsfläche exklusiv für den Bau von Freiflächen-Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) gesichert wird. Die Kommunen können dazu bis zum 31. Oktober eine Stellungnahme abgeben.
In der Gegend um Kirchheim hat der Verband Region Stuttgart vier Gebiete bestimmt, die sich am besten für den Bau solcher PV-Anlagen eignen. Sie befinden sich entlang der Autobahn 8 und der ICE-Trasse sowie entlang der Bundesstraße 465. Zwei der vier geeigneten Teilgebiete zählen zur Gemarkung der Stadt Kirchheim, die übrigen beiden befinden sich auf Dettinger Boden.
Bürgersolarpark im Grünzug
Der Dettinger Gemeinderat begrüßt die Teilfortschreibung des Regionalplans einstimmig und äußert sich im selben Atemzug zu dem seit 2022 geplanten Bürgersolarpark, der ohnehin in dem Grünzug entstehen soll.
Die rund elf Hektar große Fläche, die für den Bau der Anlage vorgesehen ist, überschneidet sich mit einem der Teilgebiete, das künftig für PV-Anlagen gesichert werden soll. Um planungsrechtliche Probleme zu vermeiden, schlägt der Gemeinderat vor, die Grenzen des Gebiets an die des Bürgersolarparks anzugleichen.
Verhandlungen laufen noch
Die Projektierung des Bürgersolarparks ist bereits in vollem Gange. Ob die Anlage auf der geplanten Fläche gebaut werden kann, hängt von den Grundstückseigentümern ab, auf deren Land sich das Gebiet befindet, berichtet Dettingens Klimaschutz- und Energiemanager Michael Christ. Es werde bereits seit einem Jahr mit den mehr als 70 betroffenen Eigentümern verhandelt. Die überwiegende Mehrheit habe schon zugestimmt, ihr Grundstück zu verpachten, an die Gemeinde zu verkaufen oder eine Tauschfläche zu akzeptieren. Mit zwei Eigentümern müsse noch eine Übereinstimmung gefunden werden. Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, müssen die Grenzen des Bürgersolarparks entsprechend angepasst werden.
Einmal fertiggestellt, wird die Anlage eine Leistung von zehn Megawatt erzeugen – genug, um alle Dettinger Haushalte das Jahr hindurch mit Strom zu versorgen.
Für die Umsetzung des Projekts wird mit Kosten in einer Höhe von rund zehn Millionen Euro gerechnet. Die Hälfte dieses Betrags wird durch die EnBW Solar finanziert, die als regionaler Investor hinzugezogen wurde; die übrigen 50 Prozent sollen durch Bürgerinvestitionen gestemmt werden. Michael Christ bezweifelt allerdings, dass diese Summe allein durch Bürgeranteile zusammengetragen werden kann. Es bestehe daher die Überlegung, andere Genossenschaften und Unternehmen mit ins Boot zu holen.
Bürger und Gemeinde können profitieren
Bürger, die sich finanziell beteiligen, können direkt aus der Anlage profitieren. Hinzu kommt, dass das Projekt den Grundstückseigentümern, darunter auch die Gemeinde, Pachteinnahmen bringt. Gewerbesteuern und Kommunalabgaben kommen ebenfalls dem Gemeindehaushalt zugute.
Sobald die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern abgeschlossen sind, sollen möglichst zeitnah die nächsten Schritte eingeleitet werden. Unabhängig davon, ob die Grünzüge im Allgemeinen für PV-Anlagen geöffnet werden, hat der Verband Region Stuttgart der Errichtung des Bürgersolarparks zugestimmt.
Wann mit dem Bau der Solaranlagen begonnen werden kann, wird in Abstimmung mit den Landwirten entschieden. Sei einmal mit den Bauarbeiten begonnen worden, könne das Projekt nach Einschätzungen von Michael Christ in nur wenigen Monaten fertiggestellt werden. Wenn alles reibungslos verläuft, soll die Anlage Mitte 2026 in Betrieb genommen werden.