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Sonderausstellung: Holzspielzeug weckt Erinnerungen

Nostalgie Schaukelpferde, Baukästen, Kaufläden und Puppenstuben zeigt die Sonderausstellung „Geliebtes Holzspielzeug“ im Ebersbacher Stadtmuseum. Von Helga Single

Die nostalgischen Dinge bringen die Augen der Besucherinnen und Besucher zum Leuchten und rufen Erinnerungen an die ,Gute alte Zeit’ wach“, erklärt Uwe Geiger, Leiter des Stadtmuseums. Gerade in diesem Jahr, in dem die besinnliche Adventszeit durch wegfallende Weihnachtsmärkte und Beschränkungen zu kurz kommt, ist die Ausstellung des Museums ein kleiner Beitrag zur Freude.

Die ältesten Stücke sind kleine Holzschlitten, sogenannte Rodel, und stammen aus dem Jahr 1850. Eine Puppenstube der ehemaligen Tuchfabrikantenfamilie Scheuffelen aus dem Jahr 1929 ist eine Dauerleihgabe und wird ebenfalls im Museum ausgestellt. Sie wurde damals für die Tochter des Hauses, Gertmarie Scheuffelen, hergestellt und spiegelt mit Herrenzimmer, Flügel und Wohnzimmer mit Veranda den herrschaftlichen Lebensstil jener Gesellschaftsschicht wider. „Immer nur zur Weihnachtszeit wird sie aufgebaut. Das Besondere ist ein Foto, auf dem Gertmarie damit spielt“, erzählt Uwe Geiger. Puppenstuben waren sehr populär und sie existierten in vielen Varianten, von einfach bis opulent, für jeden Geldbeutel gab es etwas. Meist wurden sie liebevoll selbst hergestellt oder bei einem ortsansässigen Schreiner in Auftrag gegeben. Ebenso wie die Kaufläden, die durch ihre detailgenaue und wirklichkeitsgetreue Umsetzung beeindrucken.

Der älteste Kaufladen der Ausstellung aus dem Jahr 1890 stammt aus der Kaufmannsfamilie von Paul Stübler, der ein Eisenwarengeschäft am Marktplatz, heute Bourg-les-Valence-Platz, betrieb. Als die Kinder nicht mehr damit spielten, verschenkte man ihn an ein Dienstmädchen, das ihn später ins Museum gab. „Alles Zubehör ist mit Liebe zum Detail und vor 1900 hergestellt worden. Kleine Lederstiefelchen mit allem Drum und Dran, wie sie damals in Mode waren, sind im Original, mit Gebrauchsspuren natürlich, erhalten geblieben. Oder die kleinen Wimpel als Reichsfahne, um nur ein paar Beispiele zu nennen“, schwärmt Geiger. Schaukelpferde und Nachziehpferde in allen Größen sind ebenfalls ausgestellt. Sie stammen aus der Holzspielwerkstatt Schmohl aus Göppingen, die bis 1984 Spielzeug produzierte. Ein besonderes „Bonbon“ sind für Geiger, die nach dem Reformpädagogen benannten Fröbel-Holzbaukästen von Karl Merkel, mit denen er selbst als Kindergartenkind noch gespielt hatte. Der gelernte Lokführer Karl Merkel wohnte in der Hafnerstraße in Ebersbach und begann ab den 1920er-Jahren Holzspielzeug zu produzieren. Bekannte empfahlen ihm, auf der Nürnberger Spielwarenmesse auszustellen, was ihm einem riesigen Erfolg bescherte und fortan die Produktion in ein „kleines Fabrikle“ an der Stuttgarter Straße verlegt werden musste. „Spielsachen aus Holz sind heute populärer denn je. Sie punkten durch Nachhaltigkeit, sind generationsübergreifend und unverwüstlich“, meint Geiger und verweist auf die Figuren von Ostheimer aus Zell, deren Arche Noah im Museum aufgebaut ist.