Qualm strömt aus einem Schornstein, die Luft duftet nach frisch gebackenem Holzofenbrot und warmem Feuer. Monika Hartmann riecht den Duft, doch heute geht sie nicht auf ihn ein. Die Mitarbeiterin des Freilichtmuseums will ihren Gästen nämlich erklären, wie die früheren Bewohner der alten Häuser ihre Sonn- und Feiertage verbrachten. Und Backen stand damals gewiss nicht auf dem Programm, denn an diesen heiligen Tagen herrschte striktes Arbeitsverbot.
Das erfahren die Teilnehmer der Führung vor dem „Back- und Waschhaus Sielmingen“. Nicht einmal zum Bleichen durfte die mit Asche gewaschene Wäsche in die Sonne gehängt werden. Und trotzdem - der Sonntag entwickelte sich zum heimlichen Waschtag. Und das geschah aus rein praktischen Gründen: die Familie trug ihre Sonntagskleidung für die Kirche, also war die Wäsche frei zum Waschen. Heimlich zog die Frau des Hauses ihre Kittelschürze über den Sonntagsstaat und schrubbte die Alltagskleidung der ganzen Familie.
Nach den Ausführungen zum Waschtag geht es weiter zum „Wohn- und Wirtschaftsgebäude Tamm“. Ein paar Kinder im Grundschulalter lauschen gespannt, doch größtenteils interessiert die Veranstaltung Erwachsene. Gut 15 Leute umringen Monika Hartmann, die ein kleines offenes Hemdchen in ihren Händen hält und erklärt: „Jungen, jünger als drei, trugen solche Hemdchen ohne Hose und Unterhose. Der Urin konnte einfach das Bein runterlaufen, so wurde wenigstens nichts verschmutzt“. Die älteren Kinder trugen kurze Hosen, und ab der Konfirmation galt man dann als erwachsen. Das Symbol dafür - endlich durfte man ein langes Beinkleid tragen. Allerdings hatte das Statussymbol Hose auch seinen Preis. Kaum trug man sie, wurde man als Arbeitskraft eingesetzt. Die Kinder holten Feuerholz, hüteten Gänse und Schafe oder arbeiteten auf dem Feld. Aber nicht sonntags, denn da durfte man ja nicht arbeitend auf dem Feld gesehen werden.
Weiter geht es zum Albdorf. „Da sind ja Ziegen!“, ruft ein Junge freudig und zeigt auf einen imposanten Ziegenbock, der auf einem Stamm thront. Selbst über ihn kann die kundige Führerin Auskunft geben. „Die Ziegen liefen sogar mal frei rum. Allerdings wurden die so frech, dass sie den Leuten den Salat vom Teller klauten. Da wurde ihnen ein Gehege gebaut“, erklärt sie dem neugierigen Jungen.
Zu den Zeiten der Bewohner des „Weberhauses aus Laichingen“, das die Gruppe nun betritt, wären auch Ziegen im Garten gewesen. Doch nicht für den Kochtopf, denn Fleisch gab es nur zu Feiertagen wie Weihnachten, weil das Vieh als Zugtier oder Milch- und Eierproduzent wertvoller war. Stattdessen kam alles in den Topf, was das Feld gerade hergab. „Es gab nur einen Haken über dem Feuer, darum gab es immer Eintopf“, erklärt die Expertin die damaligen Essgewohnheiten. Jedes Familienmitglied besaß einen Holzlöffel, mit dem es aus diesem Topf aß. Nach dem Essen wurde der Löffel gereinigt, indem sein Besitzer ihn gründlich ablutschte, denn fließend Wasser war damals noch ein Fremdwort. Starb ein Familienmitglied, wurde der Löffel an den nächsten weitergegeben, der ihn brauchte. Mit dem Tod gab man also buchstäblich den Löffel ab.
Zum Schluss besucht die Gruppe das „Wohn-Stall-Haus Beuren“. Monika Hartmann erklärt dort, was nach der Kirche an den Sonn- und Feiertagen geschah: Die Väter gingen zum Frühschoppen, während die Mütter kochten und die Kinder endlich Zeit zum Spielen hatten. „Üblicherweise vergnügten sie sich mit Filzbällen und gebrannten Tonmurmeln“, informiert die Führerin, während ihre jungen Zuhörer die Bälle und Murmeln inspizieren.
Es ist ein spannender Vormittag, den man jeden Dienstag und Donnerstag im Freilichtmuseum erleben kann. Die kompetente Führerin Monika Hartmann weiß ihre großen und kleinen Begleiter zu begeistern. Sie versteht es, eine Zeit wieder lebendig werden zu lassen, in der die Menschen an den Sonntagen nur heimlich arbeiteten, aber auch dem Müßiggang nachgehen durften.