Lenningen. Auffällig viele Besucherstühle waren bei der jüngsten Lenninger Gemeinderatssitzung belegt. Der Grund: Es ging an diesem Abend auch um die Verpachtung des gemeinschaftlichen Jagdbezirks Lenningen.
Im Vorfeld der Sitzung hatte es einen Antrag der bisherigen Jagdpächter gegeben. Diese baten darum, die bestehenden Jagdpachten über den 31. März 2024 hinaus zu verlängern und keine neue Ausschreibung vorzunehmen. Außerdem forderten die Jagdpächter, auf eine Erhöhung der Jagdpachten zu verzichten und die Pachtperiode nicht um sechs, sondern um zwölf Jahre zu verlängern.
„Die aktuelle Jagdperiode läuft ab. Jetzt haben wie wieder die Verpachtung vor der Brust“, sagte eingangs Bürgermeister Michael Schlecht. Man wisse, dass in manchen anderen Gemeinden eine freihändige Vergabe und Verlängerung der laufenden Pachtverträge praktiziert wurde. „Wir sehen das aber kritisch. Bei neun Jagdbögen in Lenningen ist uns das Prozessrisiko zu groß“, legte Schlecht die Sicht der Verwaltung dar. Dies habe mit Rechtssicherheit und Transparenz zu tun. Es zweifle niemand daran, dass die bisherigen Jagdpächter einen guten Job machen.
Sehr wohl wisse man auch, wie anspruchsvoll das Hobby der Jagd ist. Trotzdem schlug die Verwaltung darüber hinaus eine Erhöhung der Pachtpreise um zehn Prozent vor. Denn die Inflation treffe auch die Gemeinde, wie Christopher Flämig vom Haupt- und Ordnungsamt ergänzte. Vor sechs Jahren habe man ebenfalls eine Ausschreibung vorgenommen, erinnerte er. So hätten auch neue Jagdpächter eine Chance, zum Zuge zu kommen. Nach wie vor wolle man an Personen mit örtlichem Bezug verpachten, verdeutlichte Schlecht. Nur wenn ein Jagdbogen übrig bleiben würde, kämen auch Pächter infrage, die nicht in Lenningen wohnen.
„Ich könnte damit leben, die Jagdpachten zu verlängern und auf eine Ausschreibung zu verzichten. Denn bisher ist doch alles glatt gelaufen“, gab Gemeinderat Kurt Hiller zu bedenken. Die Dauer der Jagdperiode würde er auf neun Jahre erhöhen, „damit sich die Investitionen der Jagdpächter besser rechnen“. Hiller sprach sich außerdem für die von der Verwaltung vorgeschlagene Erhöhung der Jagdpacht um zehn Prozent aus. Letzteres bestätigte Karl Boßler – allerdings plädierte er für eine neue Ausschreibung. Denn es handle sich „nicht eins zu eins“ um dieselben Jagdpächter. Das sah Gretel Jaudas genauso: „Ich bin dafür, die Jagdbögen ordnungsgemäß neu auszuschreiben. Sonst fangen wir mit Vetterleswirtschaft an“.
Die Räte votierten schließlich für eine neue Ausschreibung. Sie beschlossen außerdem, die Dauer der neuen Jagdperiode auf sechs Jahre festzulegen. Einstimmig sprachen sie sich für eine Erhöhung der Jagdpacht um zehn Prozent aus.
Interessenten können sich nun bis Freitag, 5. Januar, 2024 bewerben. Am 23. Januar wird dann der Gemeinderat über den Vergabevorschlag für die Jagdgenossenschaftsversammlung beraten. Heike Siegemund