Für Grundschüler ist die Pandemie nicht einfach. „Kinder sind isoliert, weil sie ihre Freunde nicht mehr sehen“, sagt Schulsozialarbeiter Tim Baur, der beim Brückenhaus in Kirchheim angestellt ist. Er betreut seit drei Jahren die Kinder der Holzmadener und Ohmdener Grundschulen. Jetzt ist sein befristeter Vertrag ausgelaufen, doch die Gemeinden Ohmden und Holzmaden haben die Zusammenarbeit mit dem Brückenhaus und somit auch mit Tim Baur verlängert - und das unbefristet. „Schulsozialarbeit ist an den Schulen nicht mehr wegzudenken. Es ist ein Qualitätsmerkmal geworden“, betont Gabriele Seitz, die Grundschulrektorin in Ohmden.
Tim Baur ist zu 50 Prozent angestellt. Damit ist er jeweils an zwei Vormittagen für Holzmaden und die Ohmdener Grundschule verfügbar. Viel zu wenig, findet Gabriele Seitz: „Der Bedarf an den Schulen ist wesentlich höher als 25 Prozent.“ Das bemerkt auch Baur: „Schulsozialarbeit etabliert sich langsam.“ Dabei sei es auch wichtig, im engen Kontakt mit den Eltern zu stehen, und das werde immer besser. Früher hätten manche seine Arbeit nicht verstanden, jetzt wird sie angenommen und als essenziell angesehen. „Kinder und Jugendliche haben immer ein Anrecht darauf, gehört zu werden“, sagt der 29-Jährige.
Normalerweise baut der Sozialarbeiter in den Schulpausen kleine Spiele auf oder organisiert Klassenräte - jetzt, während der Pandemie, musste er sein Angebot etwas umgestalten. Anstatt in die Klassen zu gehen, hat er beispielsweise ein Online-Beratungsangebot für die Schüler aufgebaut. „Das wird auch super angenommen. Es gibt auf jeden Fall Gesprächsbedarf, weil viele sehr belastet sind“, sagt er. Corona ist da aber nicht immer ein Thema. „Viele Kinder wollen nicht mehr über Corona sprechen, und das ist dann auch in Ordnung.“
Was die Schnelltests vor den Osterferien anging, gab es jedoch bei den Schülern einige Fragen. Die Kinder hatten, laut Baur, unterschiedlichste Informationen und dementsprechend auch jede Menge Fragen: Tut so ein Test weh? Was passiert da genau? Was denken meine Freunde, wenn ich mich nicht testen lasse? Und wie ist das, wenn ich positiv bin? „Ich habe dabei geholfen, ihre Bedenken zu nehmen.“ Viele hatten Angst davor, von ihren Mitschülern ausgegrenzt zu werden, wenn sie sich nicht testen lassen. Doch der Sozialarbeiter versicherte den Kindern, „eure Eltern haben das für euch entschieden und eure Eltern entscheiden richtig. Ihr müsst euch da keine Gedanken machen.“ Nach den Gesprächen hätten es die Schüler einfacher gehabt: „Sie wussten dann, was auf sie zukommt und hatten deshalb auch keine Angst mehr.“
Tim Baur stellte fest, dass es, als die Schulen Wechselunterricht angeboten hatten, zu weniger Streitigkeiten gekommen ist. „Es gab weniger Berührungspunkte. Die Kinder sind nach dem Unterricht direkt nach Hause gegangen.“ Als dann wieder ein normaler Unterricht stattfand, kamen die Schüler auch in den Pausen wieder zusammen, wodurch es zwischen ihnen dann auch wieder leichter zu Reibereien kam. Hierbei gab es noch ein zusätzliches Problem: „Da die Kinder nur in ihrem Klassenverbund bleiben durften, konnten sie sich bei Streits nicht aus dem Weg gehen.“ Für solche Probleme ist dann Tim Baur da, der auch als Mediator zwischen den Schülern vermittelt.
Seit dieser Woche findet an den Grundschulen wieder ein Fernunterricht statt. Für diesen möchte der Sozialarbeiter, in Absprache mit den Lehrern, die „Große Pause online“ anbieten. „Das Angebot ist freiwillig. Mir ist es sehr wichtig, dass der Kontakt mit den Schülern nicht abreißt und sie wissen, dass ich da bin.“