Weilheim · Lenningen · Umland
Späte Liebe, spätes Glück

Hochzeit Sie haben sich im Kircheimer Henriettenstift kennen und lieben gelernt. Jetzt sind Christine und Günter Pinio frisch vermählt. Von Nicola Philipp

Sie wohnen beide im Pflegeheim. Sie ist 54 Jahre alt, er 73. Beide leiden an Epilepsie und waren vorher noch nie verheiratet gewesen. Nun haben sie sich getraut und haben sich trauen lassen: Christine Riehle und Günter Pinio haben auf dem Standesamt in Kirchheim den späten Bund fürs Leben geschlossen.

„Sowas habe ich noch nicht erlebt in den zehn Jahren, die ich nun hier im Henriettenstift arbeite“, sagt Gunhild Janka, Mitarbeiterin der Sozialen Betreuung und freut sich sichtlich. Kennengelernt hatten sich die Pinios vor vier Jahren, als Christine Pinio, geborene Riehle aufgrund ihrer Krankheit entschied, ins Henriettenstift der Zieglerschen zu ziehen. Die Frau, die als Selbstständige ein Reformhaus geführt hatte, verließ zunächst selten ihr Zimmer. Dann suchte sie doch den Gemeinschaftsbereich auf und traf dort auf Günter Pinio, der sein Leben lang unter der Epilepsie gelitten hat. „Sie kam, wusste nicht, was fang ich an. Ich war bereit, ihr zu helfen“, erinnert sich der 73-Jährige, der bereits seit 2011 im Henriettenstift wohnt. „Daraus wurde eine Freundschaft und daraus wurde Liebe. Und nun sitzen wir hier“, erzählt er gerührt. 

 

„Dass jemand so aufblüht, ist mir eine große Freude.
Klara Hirschauer

 

Das frisch getraute Ehepaar sitzt am feierlich gedeckten Tisch in der Cafeteria des Henriettenstifts. Das Team der Sozialen Betreuung ist da. Es hat zusammen mit Bewohnern ein Rosenspalier organisiert, um das Paar nach dem Standesamt zu empfangen, und eine Hochzeitstorte bestellt – ein riesiges Erdbeerherz mit den Namen der beiden. Eine Rede ist vorbereitet und der Tisch feierlich gedeckt. „Schau mal, Günter, was die für uns alles gemacht haben“, sagt Christine Pinio und strahlt. „Das ist mein Lieblingskuchen.“

Auch Heimbeirätin Ellen Streicher und Klara Hirschauer sind zu Gast. Hirschauer ist die gesetzliche Betreuerin von Christine Pinio. „Dass jemand so aufblüht, wie Frau Pinio hier im Henriettenstift, das ist mir eine große Freude“, sagt sie. Vor allem das Klavier lockt Christine Pinio täglich in die Cafeteria. „Pfarrer Ambacher hat mich motiviert, nicht nur Kirchenlieder zu spielen, sondern auch Volkslieder zu üben“, erzählt sie und lächelt. Nach der Torte kehren beide in ihre Zimmer zurück. Diese liegen seit einiger Zeit nebeneinander, Wand an Wand und direkt gegenüber der Cafeteria. So haben die beiden kurze Wege auf ihrem hoffentlich noch langen gemeinsamen Weg.