Weilheim · Lenningen · Umland
Spannende Einblick in Helmut Bächles Werk

Kultur Der Künstler hat den Pinsel in die Hand genommen und den Ruhestand schön gemalt. Auf der Leinwand hält er sich besondere Momente fest, wie es andere mit Fotos machen. Von Debora Schreiber

Die Gemeindebücherei in Oberlenningen ist schon vor der Ausstellungseröffnung gut gefüllt. Verständlich: Schließlich sind nur ein paar der ausgestellten Bilder verkäuflich und es gilt, eines der raren Kunstwerke zu ergattern. Ein naiver Gedanke, stellt sich heraus. Bereits vor Tagen haben sich die ganz besonders Bächle-Begeisterten ihre Herzensstücke gesichert. Die Zeit wird vielmehr dafür genutzt, sich über die gekauften Ölgemälde auszutauschen und darüber zu spekulieren, warum Helmut Bächle nur so wenige Bilder zum Verkauf stellt. 

„Seine Kunstwerke sind Erinnerung“, erklärt einer der Anwesenden begeistert. Erinnerung an die eigene Kindheit, an Landschaften und Straßenzüge, die es heute überhaupt nicht mehr gibt. In diesem Punkt sind sich alle Anwesenden einig.

Unter den Kunstinteressierten ist Helmut Bächles Bescheidenheit bekannt. Er mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Umso größer ist die Freude über die Ausstellung. Bibliothekarin Ev Dörsam findet treffende Worte, um Helmut Bächle und seine Gemälde zu beschreiben. Musikalisch wird die Einleitung in den Abend von ihrem Kollegen Stefan Lipka am Akkordeon begleitet. 

 

Dann treibt es mich – es malt mich.
Helmut Bächle

 

Bei einem Blick auf Helmut Bächles Werke stellt sich die Frage: Wie konnte sein Talent solange verborgen bleiben und erst im Ruhestand so richtig zum Vorschein kommen? Mit einem schüchternen Grinsen erzählt der Künstler: „In der zweiten Klasse, da habe ich einen Lehrer gehabt, der hat’s gemerkt. Da hab ich dann auch eine Eins bekommen.“ Viel Raum hat die Kunst vor seiner Rente aber nicht bekommen. „All‘ Jahr habe ich halt ein Bild vom Kalender abgemalt, aber nichts Gescheites“, erinnert er sich. Und das, obwohl die Begabung bei ihm in der Familie liegt. Bereits sein Großvater habe sie gehabt und auch seine Enkelin. Nach Helmut Bächles Theorie überspringt das Talent jeweils eine Generation.

Helmut Bächle war erst 14 Jahre, als sein Vater starb. Danach hat er die Schule verlassen, um den Familienbetrieb zu ergänzen, erinnert er sich schmerzlich. Erst 20 Jahre später hat er den Betrieb an seinen jüngeren Bruder übertragen und wurde schließlich Fabrikmaler bei der Firma Scheufelen. Auch dort blieben seine Talente nicht gänzlich unentdeckt. So wurde ganz speziell er gebeten, ein Bild aus dem Werbeprospekt auf eine fünf auf drei Meter große Werbefläche zu übertragen, erinnert er sich beinahe verlegen. 

Im Ruhestand war seine Zeit endlich gekommen und er hat das erste Mal einen zweistündigen Kunstkurs an der Volkshochschule in Kirchheim besucht. Weil aber bereits einige Vorkenntnisse vorausgesetzt wurden, hat ihm das nicht so gut gefallen. Schlussendlich habe er sich das Malen selbst beigebracht und seine ganz eigene Technik immer weiter verfeinert.

Helmut Bächle war schon als kleiner Bub ein großer Naturfreund. So kommt es hin und wieder vor, dass ihm ein Landschaftsausschnitt so gut gefällt, dass er ihn festhalten möchte. „Dann treibt es mich – es malt mich“, beschreibt er. Wegen dieser persönlichen Verbundenheit zu den Motiven behält er die meisten Bilder für sich. Geld mit den Bildern zu verdienen sei für ihn kein Argument. „Wenn ich es wegen dem Geld machen würde, könnte ich es auch lassen.“ Er sei nur ein Hobbymaler, kein Künstler und „Hobbys kosten halt Geld“. 

Die Bilder mit seinen eigenen Motiven schaffen es bei Helmut Bächle nicht vom Dachboden, wo er sein Atelier hat. Die freien Wände im Haus sind für die Werke vorbehalten, die den großen französischen Künstlern nachempfunden sind. So habe er sich über die Jahre seine eigene Hausgalerie gemalt, erzählt er schmunzelnd.