Ein Highlight im wahrsten Sinn des Wortes konnten die Leserinnen und Leser des Teckboten erleben: Mit einem einstigen Schweizer Postbus ging es den steilen Berg zur neuen Filstalbrücke hinauf. „Normale Busse schaffen die 25 Prozent Steigung nicht“, erklärte Anne Föhl-Müller vom Infoturm Stuttgart. Sie begleitete die besondere Leserreise, die in Wiesensteig mit einem theoretischen Teil über das Bahnprojekt Stuttgart 21 und die ICE-Schnellbahntrasse Wendlingen – Ulm begann.
Den ersten Halt gab es an den Brückenpfeilern. Ein Blick nach oben verdeutlichte die Dimensionen. „Mit 85 Metern Höhe ist sie die dritthöchste Eisenbahnbrücke Deutschlands“, sagte Anne Föhl-Müller. Auch wenn von der Filstalbrücke gesprochen wird, ist es genau genommen falsch, denn es sind zwei. Den Abstand geben die Röhren von Boßler- und Steinbühltunnel vor. Gerade mal sieben Sekunden braucht der ICE mit seinen 250 Sachen für die 485 beziehungsweise 472 Meter langen Brücken. „Es sind komplett monolithische Brücken: Sie sind aus einem Stück“, erläuterte Anne Föhl-Müller. Um das Landschaftsbild zu schonen, sei die Idee mit den zwei Y-Pfeilern entstanden. Es wären sonst deutlich mehr Pfeiler geworden.
Weiter ging es mit dem Bus, der sich langsam den Berg hoch arbeitete. Den Leserinnen und Lesern eröffnete sich ein imposanter Blick auf die Brücken, das Tal und die Portale des Steinbühltunnels. Ein paar Treppen mussten überwunden werden – dann endlich standen alle bei strahlendem Sonnenschein auf der Brücke. Die in Richtung Wiesensteig ist schon komplett fertig, auf diesem Gleis fahren bereits die Testzüge, an der anderen finden gerade die letzten Arbeiten statt. „Wegen Corona war die zweite Brücke viel schneller fertig als geplant. Viele Arbeiter fuhren wegen drohender Quarantäne nicht mehr nach Hause und blieben auf der Baustelle. So wurde Tag und Nacht, sieben Tage die Woche komplett durchgearbeitet“, erzählte Anne Föhl-Müller.
An der sich noch im Bau befindenden Brücke musste manches Hindernis überwunden werden. Immer wieder legten die Besucherinnen und Besucher einen Stopp ein und ließen ihre Blicke in alle Richtungen schweifen. Die Größeren waren klar im Vorteil, sie konnten über die hohe Schutzbrüstung drüberschauen. Ein kleines Podest etwa auf halber Strecke gewährte aber auch den kleineren Teilnehmern freie Sicht. Die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel – doch von einem Schritt auf den anderen zog ein kühler Wind vom Steinbühltunnel heraus und sorgte für willkommene Abkühlung. Im Tunnel selbst war es dann richtig frisch, sodass sich mancher schon wieder auf die Sonne freute. Vom Portal aus hatte man auch einen freien Blick auf die Autobahn, die direkt unterhalb auf die Schwäbische Alb führt.
„Helm ab vor dieser Ingenieurskunst für diese Brücke“, fasste ein begeisterter Besucher die Eindrücke am Ende der Führung zusammen.