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Sperrstunde: Ein „Verhocken“ in den Restaurants ist nicht möglich

Corona Der gesetzlich verordnete Zapfenstreich scheint den Restaurants in der Umgebung nur wenig auszumachen. Ein großes Problem bleibt, dass nur kleine Gruppen zusammen speisen dürfen. Von Katharina Daiss

Matthias Riexinger vom Landgasthof Deutsches Haus seufzt schwer. Durch die hohe Zahl an Infizierten und die strengen Regeln bleiben die Festräume in dem Restaurant zwischen Weilheim und Gruibingen leer, berichtet der Gastronom. Bei einer Sperrstunde ab 22.30 Uhr und maximal zehn Feiernden, geht man nur von Geimpften aus, bucht niemand mehr die Säle.

Wenigstens im Restaurant merken die Gäste nichts vom verfrühten Zapfenstreich. „Dort tangiert uns die Sperrstunde nicht direkt. Aber durch die vielen Änderungen sind viele verunsichert“, erklärt Matthias Riexinger. Die Folge: Weniger Gäste kehren im Deutschen Haus ein. „Wir haben zu 80 Prozent Stammgäste. Da gibt es viele, die wir schon länger nicht mehr gesehen haben“, sagt Matthias Riexinger. Das führt auch zu wirtschaftlichen Einbußen: Im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten hat sich der Betrieb im Landgasthof fast halbiert – entsprechend fällt der Umsatz aus. Alternativen, wie das Essen zum Abholen, werden zwar noch genutzt, aber lange nicht mehr so stark wie im ersten oder zweiten

 

Kein Gast lässt sich
von der Sperrstunde abschrecken.
Vittorio Capezzuto
Geschäftsführer im Weißen Ochsen

 

Lockdown. „Die Leute haben das Essen aus der Schachtel satt“, erklärt der Gastronom.

Auch im Landlädle des Restaurants gehen deutlich weniger Waren wie Käse und Wurst über die Theke. Die Produkte werden meist von Bus-Touristen gekauft, die am Deutschen Haus Halt machen. Mehrere Omnibusse kamen täglich, aber damit ist es nun auch vorbei. Doch Matthias Riexinger bleibt optimistisch: „Wir sind zuversichtlich, dass mit sinkender Inzidenz wieder mehr Leute kommen und dann auch schnell die ersten Lockerungen anstehen“.

Auf Lockerungen hofft auch Melanie Kübler-Strobel. Besonders den Übernachtungsgästen im Kircheimer Hotel Fuchsen macht die Sperrstunde auch mal einen Strich durch die Rechnung: „Zwei Hotelgäste, die eine weite Anreise hatten, kamen recht spät am Abend an. Sie wollten im Restaurant noch einen Happen essen und den nächsten Tag besprechen. Wegen der Sperrstunde mussten sie aber in ihre Zimmer“, berichtet Melanie Kübler-Strobel, die mit ihrem Bruder Matthias Kübler auch das Hotel Fuchsen führt. Dass die Gäste das Essen auf ihre Zimmer bestellen mussten, versteht sie nicht. „Was ist der Sinn? Ob halb elf oder elf, wo liegt dort der Unterschied?“, will sie wissen.

Im Restaurant bleiben viele Plätze leer. Wie der Landgasthof Deutsches Haus kämpft auch Küblers Restaurant mit den fehlenden Feiergruppen. „Es kommen nur noch Zweier-, Vierer- oder Sechsertische“, erzählt sie und erklärt: Selbst für diese kleinen Gruppen ist ein gemütliches Verhocken nicht mehr möglich“.

Auch im Weißen Ochsen bleiben die Gäste nicht mehr bei einem Glas Wein bis in die Puppen, berichtet Vittorio Capezzuto. Doch der Geschäftsführer des Kirchheimer Restaurants hat eine eindeutige Meinung zur Sperrstunde: „Ich finde sie gut“. Dem gesetzlich verordneten Feierabend kann er vor allem organisatorisch viel abgewinnen: „Der Tag ist überschaubar, eigentlich läuft ja auch alles über Reservierungen. Wir wissen also von vorne herein, was in welcher Zeit passiert“. Die Belegschaft kommt auf ihre acht Stunden am Tag, eine zweite Schicht für die langen Abende ist aber nicht nötig.

„Bisher hat sich noch kein Gast beschwert. Selbst ein Zehn-Gänge-Menü bekommen wir in der gegebenen Zeit gut hin“, sagt Vittorio Capezzuto. Doch auch im Weißen Ochsen fehlen nun die Gäste. „Das liegt aber nicht an der Sperrstunde, sondern an der Einschänkung der Gruppen“. Vor Corona hatte das Restaurant beispielsweise 20 bis 30 Feiern zur Weihnachtszeit, diese Einnahmen fehlen nun. Dennoch ist er sich sicher: „Kein Gast lässt sich von der Sperrstunde abschrecken“.

 

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