Theater isch wie Gsälz, wenn‘s äbber macht, den mr‘ kennt isch‘s am beschda“, das sagen die Schlierbacher Theaterleute unisono. Im März 2020 ist es wieder soweit, dann öffnet der Schlierbacher Kulturverein Theaterstub‘ die Türen des Farrenstalls. Zwischenzeitlich ist es schon eine Tradition, dass jedes Jahr um diese Zeit Aufführungen der Laienschauspielgruppe über die Bühne gehen. Doch wie ist es dazu gekommen?
Denkendorf, vor ungefähr 20 Jahren: Der Theatergruppe des Ju-Jutsu-Sportclubs fehlt ein männlicher Mitspieler. Wer hatte damals Lust mitzumachen? Armin Kaiser. So kam der heute 51-Jährige zum Theaterspielen und ist seitdem daran „hängen geblieben“. Von sich aus hätte er sich nie bei einer Theatergruppe angemeldet. Vor ungefähr elf Jahren suchte der Turn- und Sportverein Schlierbach einen Programmpunkt für eine Veranstaltung und engagierte für diesen Zweck die Denkendorfer. Kurze Zeit später löste sich diese Gruppe auf. Armin Kaiser gründete daraufhin mit Wolfgang Klaus, dem damaligen Vorstand des TSV, und Frank Schlichter eine neue Gruppe.
Wolfgang Klaus, der eine lange Historie in der Vereinsarbeit hat, ist seit dem ersten Jahr unter dem TSV als Schauspieler dabei. Sein Mitstreiter Frank Schlichter war in der ersten Saison für die Technik zuständig. In den darauf folgenden Jahren spielte er zusätzlich dazu noch eine Rolle im Stück.
Angefangen hat damals alles mit sechs Mitspielern in der Dorfwiesenhalle. Rainer Waldenmaier ist zum Theater gekommen „wie d‘ Jungfrau zom Kend“. Vor sieben Jahren ist er zum ersten Mal eingesprungen und hat alle damit verblüfft, wie schnell man Texte auswendig lernen kann. Der dreifache Familienvater ist der einzige „Aborigine“ der Gruppe: Er hat schon immer in Schlierbach gewohnt. In der Theaterstub‘ war schon seine ganze Familie aktiv. Entweder als Schauspieler, Fotografin oder als Notnagel für alle Texthänger: als Souffleuse.
Zwischen Familie und Rolle
Im Juli 2014 wurde die Theatergruppe zu einem selbstständigen Verein. Auch die Location wurde gewechselt: Die Aufführungen wurden von der großen Dorfwiesenhalle in den schnuckligen Farrenstall verlegt - der große Unterschied: Mit nur 80 Zuschauern pro Vorstellung gibt es hier eine Hautnah-Atmosphäre. Gespielt wird vor und im Publikum. In der ersten Reihe sind die Schauspieler tatsächlich zum Greifen nah. Damit keiner die ruhigeren Szenen mit knurrenden Magengeräuschen stört oder während der Vorstellung gar vom Stuhl kippt, ist durch verschiedene Vereine und die Familienangehörigen der Theaterleut‘ für Verpflegung gesorgt. Unterstützt wird der Kulturverein außerdem finanziell durch verschiedene Sponsoren, den Kartenvorverkauf übernimmt der örtliche Blumenladen. Als Dankeschön werden alle Helfer zur Generalprobe eingeladen.
Fragt man den harten Schlierbacher Kern der Truppe „Warum spielt ihr Theater?“ bekommt man verschiedene Antworten: „Weil i gern Bledsenn mach ond ‘n Scheiß rausschwätz“, erklärt Rainer Waldenmaier und lacht. Seine bisherige Lieblingsrolle ist die des „Michel Möhrenschläger“ - ein schlagfertiger Heavy-Metal-Freak. Die war ihm wie „auf den Leib geschrieben“, schließlich ist er regelmäßig auf Hard-Rock-Konzerten anzutreffen. „Dr Rainer spielt sich oft selber, deshalb kann er au da Text so gut“, lobt Armin und fügt hinzu: „Des kommt quasi von enna raus!“
„Weil‘s Spaß macht.“ So einfach ist der Grund von Armin Kaiser. Bei dem Familienvater und Dialektprofi verschwimmen manchmal die Grenzen zwischen Theater und Familienleben. Wolfgang Klaus spielt Theater „weil mr au ebber für die große Rolla braucht“, scherzt der 1,95-Meter-Mann.
Frank Schlichter, traditionell in der Rolle Staubsauger- und Versicherungsvertreter, schließt sich diesem Argument an: Er ist Schauspieler, „weil kloine Rolla au verkörpert werda müssat“. Bei solchen Anspielungen auf die eigene Körpergröße merkt man schnell: Die Theaterleut‘ aus Schlierbach haben auch hinter den Kulissen immer was zu lachen.