Zwischen Neckar und Alb
Städtische Veranstaltungsgesellschaft „Esslingen live“ fährt Millionenverlust ein

Finanzen Die städtische Veranstaltungsgesellschaft in Esslingen leidet unter der Pandemie, die Buchungen sind eingebrochen. Ein Lichtblick: Die Neuverpachtung des Hotels Park Consul scheint in greifbarer Nähe. Von Melanie Braun

Bis vor kurzem sah es so aus, als würden die Zeiten wieder rosiger für die städtische Veranstaltungsgesellschaft Esslingen live. Nach der pandemiebedingten Zwangspause Anfang 2021 waren die Säle im Herbst und Winter wieder gut gebucht. Doch Ende November kam der jähe Umschwung: Es hagelte Absagen und Umbuchungen. Zwar hatte man angesichts von Corona für 2021 schon mit weniger Umsatz geplant als sonst – aber selbst die niedriger gesteckten Ziele werden jetzt nicht mehr erreicht. Unterdessen zeichnet sich aber eine Lösung für das Hotel Park Consul ab.

Derzeit fährt man bei Esslingen live auf Sicht. Zu ungewiss ist, was noch kommt. Noch Anfang November hatte sich Johannes Schneiderhan, Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft, zufrieden gezeigt. Die Buchungslage für den Winter sei sehr gut, befand er damals. Doch innerhalb kürzester Zeit wandelte sich das Blatt: Angesichts steigender Infektionszahlen wurden Ende November zahlreiche Veranstaltungen abgesagt oder ins nächste Jahr verschoben. Das und die Veranstaltungsverbote bis in den Mai hinein sowie der Leerstand des Hotels Park Consul haben zur Folge, dass die Umsätze weit geringer sind, als angenommen. Statt der geplanten rund 1,5 Millionen Euro Umsatzerlöse rechnet man jetzt nur noch mit rund 420 000 Euro für 2021. Allerdings sind gleichzeitig auch weniger Betriebskosten angefallen. Insgesamt steigt der Jahresverlust von den veranschlagten rund 4,5 Millionen Euro auf voraussichtlich 4,7 Millionen Euro.

Als städtische Tochter erhält Esslingen live einen Verlustausgleich von der Stadt. Für 2021 ist der jedoch auf rund 3,5 Millionen Euro begrenzt. Was darüber hinaus geht, will die Gesellschaft aus ihrer Kapitalrücklage entnehmen. An sich sei das nichts Ungewöhnliches, sagt Johannes Schneiderhan. „Aber wir haben jetzt durchaus eine Sondersituation“, räumt der Geschäftsführer von Esslingen live ein. Denn pandemiebedingt müsse man neben den Ausgaben für Reparaturen zusätzlich mit wegbrechenden Umsätzen umgehen.

Darüber hinaus hat der Leerstand des Hotels Park Consul die Bilanz belastet. Allein die Leerstandskosten schlugen mit 25 000 Euro im Monat zu Buche. Zudem wurde keine Pacht eingenommen – diese war mit knapp 800 000 Euro veranschlagt gewesen.

Daher habe ein Großteil der Instandhaltungsrücklage für den Betrieb und den Pachtausgleich des leer stehenden Hotels eingesetzt werden müssen, heißt es im aktuellen Wirtschaftsplan. Deshalb sind in diesem für 2022 Kreditaufnahmen in Höhe von 900 000 Euro vorgesehen, um notwendige Instandhaltungen tätigen zu können. Unter anderem müssen die Tiefgarage sowie Brandschutz- und Sicherheitseinrichtungen im Neckar-Forum saniert werden.

Zumindest im Hinblick auf das Hotel dürfte sich die Lage in diesem Jahr ändern: In der kommenden Sitzungsrunde wolle man dem Gemeinderat einen Vergabevorschlag für einen neuen Pächter machen, sagt Johannes Schneiderhan. „Wir haben eine wirklich gute Bewerberlage“, betont der Geschäftsführer. Wann das Hotel dann wieder öffne, sei vom künftigen Pächter abhängig, aber eine Betriebsaufnahme im Sommer sei aus seiner Sicht durchaus realistisch.

Was den Veranstaltungsmarkt betrifft, ist hingegen kaum etwas absehbar. „Die Lage ist aktuell wieder sehr dynamisch, es ist wieder einmal nicht klar, wie es weitergeht“, sagt Schneiderhan. Und selbst wenn bestimmte Veranstaltungen prinzipiell erlaubt wären, stelle sich die Frage, ob die Organisatoren sie momentan überhaupt durchführen wollten. Der Geschäftsführer von Esslingen live bleibt dennoch gelassen: Der Januar sei ohnehin kein starker Veranstaltungsmonat und einige Kultur-Events seien noch nicht abgesagt worden. Auch für die Zukunft ist er zuversichtlich: „Wir werden wieder in den Normalbetrieb zurückkehren, sobald das möglich ist“, versichert er.

 

Events sind in vier verschiedenen Lokalitäten möglich

Gesellschaft Esslingen live ist eine städtische Tochtergesellschaft, die verschieden große Veranstaltungsräume vermietet. Zudem steht sie den Organisatoren bei Bedarf auch beratend zur Seite. Vor Corona betreute die Gesellschaft jährlich rund 800 Events mit insgesamt etwa 140 000 Gästen.

Räume Esslingen live vermietet Räume in vier verschiedenen Lokalitäten: das Neckar-Forum für größere Veranstaltungen oder das Alte Rathaus für Sitzungen, aber auch Feiern und Zeremonien. Die Osterfeldhalle in Berkheim sowie der Dicke Turm auf der Burg sind auch für private Feste sehr beliebt. meb