Zwischen Neckar und Alb
Stadt kürzt die Betreuungszeiten für Kindergartenkids

Betreuung Im Wendlinger Gemeinderat machen Eltern ihrem Ärger über die Kindergarten-Planung Luft. Von Kerstin Dannath

Wendlingen. Es war ein ungewohntes Bild bei der Sitzung des Wendlinger Gemeinderats im Treffpunkt Stadtmitte: Während sonst in den Reihen der Zuschauer gähnende Leere herrscht, hatten sich dieses Mal rund 30 erzürnte Eltern eingefunden, um in der Einwohnerfragestunde gegen die erst jüngst beschlossene Bedarfsplanung für das Kindergartenjahr 2022/23 zu protestieren.

Die Verwaltung hatte gemeinsam mit dem Gemeinderat festgelegt, dass zum neuen Kindergartenjahr die Betreuungszeiten in allen Einrichtungen der drei Träger in der Stadt verkürzt werden. Damit wird der Wendlinger Nachwuchs ab September entweder 30 (S-Modell) oder 40 Wochenstunden (L-Modell) betreut – von mehr Stunden bis hin zum sogenannten XL-plus-Modell mit 50 Wochenstunden müssen sich die Eltern vorerst verabschieden. Grund ist der anhaltende Fachkräftemangel – allein in den städtischen Einrichtungen sind aktuell mehr als acht Vollzeitstellen nicht besetzt.

„Wir Eltern fühlen uns vor den Kopf gestoßen“, erklärte eine Mutter. Natürlich habe man Verständnis für die angespannte Personalsituation, dennoch sei das Vorgehen überraschend. „Uns im Mai für September vor vollendete Tatsachen zu stellen, kommt einem aber doch sehr willkürlich vor.“ Der Bürgermeister Steffen Weigel entgegnete, dass es der Verwaltung ja gerade darum gegangen sei, sehr kurzfristige Schließungen wie teilweise innerhalb von ein oder zwei Tagen – was in der Vergangenheit durchaus vorgekommen sei – zu vermeiden:
 

„Wir Eltern fühlen uns vor den Kopf gestoßen.
Eine betroffene Mutter

 

„Der Gesamtelternbeirat wurde rechtzeitig informiert und war in die Entscheidung mit einbezogen. Auch dort herrschte keine Begeisterung, aber im Interesse der Gesamtelternschaft war eine allgemeine Verkürzung der Betreuungszeiten noch der Weg, der für alle am besten gangbar war.“ Auch die Frage, was die Stadt konkret tut, um ihre Stellen attraktiver zu machen, interessierte die Elternschaft. Weigel entgegnete, dass es bereits einige Benefits gebe und man weitere Anreize schaffen wolle. Zudem bilde die Stadt bereits über den eigenen Bedarf hinaus neue Erzieher aus, um die Lücken zu schließen, ergänzte Claudia Simon, die Leiterin des Amtes für Zentrale Steuerung. Auch für Quereinsteiger gebe es Möglichkeiten.

Eine übertarifliche Bezahlung schloss Weigel jedoch rigoros aus. Er betonte, dass die Verwaltung bereit sei, mit den Elternbeiräten weitere Gespräche zu führen: „Das haben wir in der Vergangenheit auch bereits getan.“ Letztlich gehe es ja allen Beteilig­ten darum, einen Weg zu finden, der die Eltern möglichst wenig belastet.

„Aber aktuell ist das leider eine Art Mangelverwaltung, das ist uns bewusst“, so der Verwaltungschef weiter. Das erklärte Ziel sei es, so schnell wie möglich zu den alten Betreuungsmodellen zurückzukehren – das geht allerdings erst, wenn der Personalschlüssel wieder passt. Weitere Kritik übten die Eltern, dass es noch nicht bekannt sei, nach welchen Kriterien die Plätze nun vergeben werden. Weigel versprach, hier möglichst zügig die Prämissen bekannt zu geben: „Die Kritik ist berechtigt, die Verwaltung wird so schnell wie möglich einen Plan erstellen. Aber das können wir erst nach dem offiziellen Gemeinderatsbeschluss.“ Und der war erst vor Wochenfrist erfolgt.