Leerstand
Stadt Nürtingen will bei Ladennutzung mitreden

Die Nachbarkommune Nürtingen hat ein Geschäftshaus am Marktplatz erworben. Ziel ist die Wiederansiedlung eines Herrenausstatters. Es zeichnet sich eine Zwischennutzung ab.

Ladenmanagment ist in Nürtingen Chefsache des Oberbürgermeisters Fridrich. Foto: Ines Rudel

In Nürtingen ist das Thema Leerstand von gewerblichen Flächen seit Jahren Chefsache. Oberbürgermeister Johannes Fridrich setzt sich vor allem für die Belegung von Verkaufs- und Gastroflächen in der Innenstadt ein. Damit möchte Fridrich in erster Linie die Nürtinger Altstadt zwischen Stadtbalkon und Marktplatz beleben. Jüngst hatte sich die Kommune für ein finanzielles Engagement im Kampf gegen den Leerstand entschlossen. 

Dafür hat der Gemeinderat unlängst grünes Licht gegeben und mehrheitlich für den Kauf eines Wohn- und Geschäftshauses in bester Nürtinger Lage gestimmt. Es handelt sich um das sogenannte Besemer-Haus in der Apothekerstraße 2, ein Eckhaus am Nürtinger Marktplatz gelegen.

 

Es gilt zu verhindern, dass Nutzungen dort Einzug erhalten, die es bereits vielfach gibt.

Johannes Fridrich, Oberbürgermeister in Nürtingen

 

„Der Gemeinderat hat den Ankauf beschlossen, damit wir als Stadt an dieser wichtigen Stelle Einfluss auf die Nutzung haben. Ziel ist es, dort ein Modegeschäft anzusiedeln“, erklärte Fridrich. „Wir möchten damit als Stadt unseren Beitrag für eine lebendige und attraktive Innenstadt leisten. Es gilt zu verhindern, dass Nutzungen dort Einzug erhalten, die es bereits vielfach gibt oder die wie Wettbüros oder ähnliches nicht erwünscht sind.“ Dafür sei die Kommune auch bereit, sehr lukrative Konditionen anzubieten, Details nannte Fridrich nicht. Tatsächlich handle es sich um die erste Immobilie in kommunaler Hand, in der eine Einzelhandelsnutzung vorgesehen ist. Der Eigentumswechsel soll voraussichtlich bis April vollzogen sein. Weitere Gewerbeimmobilien im Eigentum der Stadt Nürtingen sind die gastronomisch genutzte Zentralbar am Schillerplatz und das Stadtportal genannte Büro- und Geschäftsgebäude mit Seminar- und Prüfungsräumen sowie Dienstleistungen in der Mühlstraße, das im Auftrag des Eigenbetriebs „Stadtbau Nürtingen“ 2015 fertiggestellt wurde.

Das Leerstandsmanagement läuft in Nürtingen über das Büro des Oberbürgermeisters, erklärt Fridrich, der sich auch persönlich bei Treffen mit Interessenten darum kümmere und die Vertragsbedingungen mit aushandele. Die Vertragsdetails seien Sache des Amts für Liegenschaften, Wirtschaftsförderung und Bürgerbeteiligung.

Bis für das Haus Besemer ein neuer Herrenausstatter gefunden sein wird, soll das Geschäftshaus zwischengenutzt werden. Dafür sucht die Kommune Interessenten für Concept Stores, die laut dem Oberbürgermeister „die Räume mit Mehrwert für die Stadtgesellschaft nutzen können“. Derzeit kristallisiere sich eine Zwischennutzung mit „sehr kreativen und in ihrem Heimatland bekannten ukrainischen Designern heraus, die auf wichtigen europäischen Fashionshows in Cannes und auf der Mailänder Fashion Week unter anderem mit Upcycling Kunst vertreten gewesen seien. Diese Nutzung hat laut Fridrich Potenzial, auch überregional Menschen nach Nürtingen zu bringen. Mehr werde verraten, wenn die Tinte trocken ist.

Ende des vergangenen Jahres hatte das rund 265 Quadratmeter große Herrenbekleidungsgeschäft Besemer nach fast 40 Jahren die Türen geschlossen. Ein Nachfolger für das Traditionshaus war nicht gefunden worden. Es bestehe dort weiterhin der Wunsch nach einem Herrenausstatter, da dieses Sortiment nun in Nürtingen fehle, sagte Fridrich. Der bisherige Herrenausstatter habe das Geschäft bis zu seiner Erkrankung mit großem Erfolg geführt. In dem Gebäude sei derzeit eine Wohnung vermietet und es gebe noch eine potenzielle Wohnfläche, die derzeit als Büro genutzt wird. Außer einem kleineren Reparaturbedarf am Dachstuhl sei der Gebäudezustand in Ordnung.