Nicht selbstzufrieden, aber dennoch zufrieden kann die Stadt Esslingen beim Thema Klimaschutz auf die vergangenen zehn Jahre zurückblicken. Wie der Oberbürgermeister Jürgen Zieger mitteilte, hat die Stadt ihr gestecktes Ziel einer Minderung des Kohlendioxid-Ausstoßes in dieser Zeit „deutlich übererfüllt“. 25 Prozent weniger CO2 wolle man bis 2020 ausstoßen, hatte sich die Stadt im Jahr 2010 vorgenommen.
Aktuelle Prognosen zeigten, dass man mit der Reduktion stattdessen bei mehr als 30 Prozent liege. Es fehlten zwar noch einige Daten, um einen finalen CO2-Bericht vorlegen zu können, so Zieger, „die bereits vorliegenden Informationen erlauben allerdings eine belastbare Prognose für das Jahr 2020“.
Das erste Integrierte Klimaschutzkonzept (IKK) habe mit insgesamt 43 Projekten wie dem Energiezentrum Esslingen, der Verstetigung des Projektes Ökoprofit und dem Klimaquartier Neue Weststadt an verschiedensten Stellschrauben gedreht, um den CO2-Ausstoß nachhaltig zu senken. Unterschiedliche Akteure, darunter insbesondere die ortsansässige Wirtschaft, hätten zu dem Erfolg beigetragen. Den Beitrag der Stadtwerke könne man in diesem Zusammenhang jedoch nicht werten, da diese nicht ausschließlich in der Stadt aktiv seien.
Der Fahrplan wird davon geprägt sein, dass wir die Bürgerschaft in ihrem Privatleben in die Verantwortung nehmen müssen.
Doch auch schon vor dem IKK, so betont der Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht, habe sich die Stadt um Klimaschutz bemüht. Nachdem 1998 entsprechende Grundsatzbeschlüsse gefasst worden waren, habe man zum Beispiel beim Wettbewerb „Bundeshauptstadt im Klimaschutz 2010“ der Deutschen Umwelthilfe (DUH) in der Kategorie der Städte von 20 000 bis 100 000 Einwohner gewonnen. Seitdem sei man aber auf dem Gebiet des Klimaschutzes konzeptionell unterwegs. Auch die Stabsstelle Klimaschutz sei damals gegründet worden. Eine kluge Entscheidung, findet Zieger zurückblickend.
Doch nicht nur in die Vergangenheit will die Stadtverwaltung blicken. Das IKK soll zunächst für weitere zehn Jahre fortgeschrieben werden. Dieser Zeitraum habe sich als günstig erwiesen, sagte die Leiterin der Stabsstelle Klimaschutz, Katja Walther. So jage man nicht nur einem abstrakten Ziel der Klimaneutralität hinterher. Mit der Fortschreibung soll das Konsortium GEO-NET (Hannover), REE-Mix (Landau) und berchtoldkrauss space&options (Karlsruhe) beauftragt werden. Die Stadt steckt sich selbst erneut ein ambitioniertes Ziel: 55 Prozent weniger CO2 als im Referenzjahr 2007 soll bis 2030 ausgestoßen werden. Das Besondere an der nächsten Etappe des IKK sei, dass die Stadt den Klimawandel als Faktor in die Konzeption einarbeiten will. „Wir sehen das wie eine Medaille“, sagt Walther.
Auf der einen Seite stehe die Bekämpfung der Ursachen des Klimawandels durch Klimaschutz – zum Beispiel durch Maßnahmen, die die Treibhausgasemissionen reduzieren. Auf der anderen Seite müsse man die Folgen des Klimawandels durch Anpassung bekämpfen. Darunter falle zum Beispiel die Integration von Hitzeschutz in die städtebauliche Planung.
Verkehrswende und Wärmewende sind zwei Schlagworte, die für das Erreichen der Esslinger Klimaziele womöglich von großer Bedeutung sind. Das Einsparpotenzial sei in diesen Bereichen am größten. Das größte Potenzial sieht Katja Walther beim Wärmeverbrauch sowohl der Privathaushalte als auch der Industrie. Doch auch beim Verkehr könnte man mit kommunalen Maßnahmen etwas erreichen. So sei bereits geplant, den Busverkehr bis zum Jahr 2024 komplett auf Elektroantrieb umzustellen.
Wie der Maßnahmenkatalog ganz konkret aussehen wird, dabei haben die Esslingerinnen und Esslinger ein Wörtchen mitzureden. Voraussichtlich nach der kommunalpolitischen Sommerpause soll eine Bürgerbeteiligung initiiert werden. „In welchem Format das stattfindet, das bestimmen die Inzidenzzahlen“, erklärt Katja Walther. Ein Grund für die Bürgerbeteiligung ist, dass die Bürgerschaft vermehrt in die Verantwortung genommen werden soll. Jeder Einzelne müsse seinen Teil dazu beitragen, das Klimaziel zu erreichen. Die Stadtverwaltung Esslingen rechnet damit, dass sie den CO2-Abschlussbericht sowie den Maßnahmenkatalog zum Thema Klimaschutz gegen Ende dieses Jahres dem Gemeinderat zum Beschluss vorlegen kann.