Im Jahr nach ihrer Eröffnung kommt die neue Weilheimer Kindertagsstätte bereits an ihre Grenzen: „Im Herbst machen wir die fünfte Gruppe in der Schellingstraße auf“, sagt Ulrike Schmid, Leiterin des Sachgebiets Kindergärten, Schulen und Jugend. Dann sind Weilheims Reserven an Betreuungsplätzen aufgebraucht. Bei rund 100 Jungen und Mädchen, die jedes Jahr geboren werden oder durch Umzüge hinzukommen, fehlen im nächsten Kita-Jahr 21 Plätze. Im darauffolgenden sind es schon 47. „Summa summarum brauchen wir in den kommenden Jahren zwei weitere Ü3-Gruppen und drei zusätzliche Gruppen im U3-Bereich“, fasst es Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle zusammen. Nun sucht die Stadt nach Lösungen für den Kita-Engpass.
Erste Untersuchungen haben gezeigt: Räume zu mieten, scheint aussichtslos. „Es gibt nichts, was passen könnte“, sagt Johannes Züfle. Ebenfalls nicht infrage kommt es für ihn, Container aufzustellen. Zwar entstehe der Bedarf kurzfristig, aber er halte lange an. „Außerdem ist es für Erzieherinnen nicht attraktiv, in einem Interimsbauwerk zu arbeiten“, betont er - und angesichts des Erzieherinnenmangels sei es ohnehin schon eine Herausforderung, qualifiziertes Personal für fünf Gruppen zu finden. Letztendlich bleiben also zwei Varianten: „Entweder wir erweitern bestehende Einrichtungen oder wir suchen nach einem geeigneten Grundstück, auf dem wir eine neue Kita bauen“, so der Bürgermeister. Was es da für Möglichkeiten gibt und welche Kosten entstehen, untersucht die Verwaltung nun mit externer Unterstützung. Noch nicht vom Tisch sind als Ergänzung auch alternative Betreuungsformen, etwa ein Naturkindergarten.
Ob es nun auf einen Anbau oder einen Neubau hinausläuft - keines kann bis zum nächsten Kindergartenjahr aus dem Boden gestampft werden. Als Übergangslösung stockt die Stadt deshalb im Kindergarten Hepsisau auf - und zwar in zwei Stufen. Von September bis Dezember sollen im Weilheimer Teilort mit dem bestehenden Personal 15 Mädchen und Jungen in einer altersgemischten Gruppe betreut werden. „Ab dem Jahreswechsel würden wir dann mit zwei Gruppen in Hepsisau arbeiten“, kündigt Johannes Züfle an. Eine ist als Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten für Kinder ab drei Jahren vorgesehen, die andere als Krippengruppe. Damit ist auch mehr Personal gefragt.
Dass die Hepsisauer Einrichtung eine langfristige Lösung darstellen könnte, schließt der Bürgermeister aus: „Der Kindergarten muss ja saniert oder abgerissen und ersetzt werden.“
Schon jetzt steht fest: Der Bau neuer Räume für die Kinderbetreuung wird teuer. Und damit allein ist es nicht getan. Auch die laufenden Kosten fallen ins Gewicht: „Unsere Erfahrungen in der Schellingstraße zeigen, dass bei fünf Gruppen 700 000 Euro an Personalkosten pro Jahr entstehen“, so Johannes Züfle.
Der hohe Bedarf an Kita-Plätzen in Weilheim hat mehrere Ursachen: So sind die Geburtenraten hoch, und jedes Jahr ziehen neue Familien ins Städtle. Dazu kommt, dass immer mehr Eltern Krippenplätze in Anspruch nehmen. 2019 lag die Quote der U3-Betreuung in Weilheim noch bei 35 Prozent, 2020 schon bei 41 Prozent. Tendenz: weiter steigend. Diese Zahlen und sich ständig verschärfende Standards und Betreuungsschlüssel sind für Johannes Züfle nun auch Anlass gewesen, einen Appell ans Land zu richten: „So wie es in den letzten zehn Jahren im Bereich Kinderbetreuung gelaufen ist, können wir nicht weitermachen“, stellt er klar. Immer neues pädagogisches Fachpersonal auf dem leer gefegten Markt zu suchen, belastet die Kommunen ebenso wie die hohen Kosten für die Kinderbetreuung.