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Stama sucht wieder Mitarbeiter

Maschinenbau   Nach der Verlagerung der Produktiion innerhalb der Chiron Group sind in Schlierbach viele Stellen abgebaut worden. Jetzt wird neues Personal gesucht: Vertriebsmitarbeiter und Software-Leute.  Von Andreas Volz

Pandemie, Klimawandel und Transformation der Wirtschaft – das alles hängt unmittelbar miteinander zusammen und hat Auswirkungen auf die Zukunft des Standorts Deutschland. Das zeigt das Beispiel Stama in Schlierbach: Das Unternehmen ist seit 25 Jahren Teil der Chiron Group mit Sitz in Tuttlingen. 2019 hat in Neuhausen ob Eck die „Precision Factory“ den Betrieb aufgenommen. Dort
 

China zeigt uns, dass die Elektromobilität auf jeden Fall kommt.
Gerhard Ulmer
zum Antrieb der Zukunft

hat der Maschinenhersteller Chiron seine Produktion zusammengelegt. Die Folge für Schlierbach: Nach dem Wegfall der Produktion vor Ort hat sich die Zahl der Mitarbeiter von 400 auf 110 verringert. Außer in der Mobilität ist Chiron auch in der Medizintechnik tätig, in der Präzisionstechnik sowie in den Bereichen Aerospace, Werkzeuge und Fluidik/Hydraulik.

Manche Mitarbeiter sind ihrem Arbeitsplatz in den Landkreis Tuttlingen gefolgt. Für andere kam ein Umzug nicht in Betracht. Sie mussten sich neue Stellen suchen. Geblieben aber sind Arbeitsplätze im Vertrieb, im Service, in der Konstruktion und in der Entwicklung, wie Niederlassungsleiter Gerhard Ulmer berichtet. An dieser Stelle spielt der Standort Schlierbach immer noch eine große Rolle: „Aktuell suchen wir wieder Personal, vor allem Software-Leute und Vertriebsmitarbeiter, und die lassen sich im Einzugsgebiet von Stuttgart durchaus finden.“ Sie kommen allerdings nicht mehr nur in Baden-Württemberg zum Einsatz: „Vor 25 Jahren hat es noch genügt, wenn man Schwäbisch konnte – und ein bisschen Englisch. In Zukunft wird immer mehr Chinesisch gebraucht.“

Für die Zusammenarbeit zwischen Schlierbach und Tuttlingen ist es zweitrangig, wo genau die Mitarbeiter sich befinden: Spätestens seit Pandemie-Beginn bestimmen Videokonferenzen den Alltag. „Die persönliche Bekanntschaft ist trotzdem wichtig“, sagt Vanessa Hellwing, die als Mitglied der Geschäftsführung für die Niederlassung Schlierbach zuständig ist. „Man muss sich aber nicht jeden Tag persönlich treffen.“ Lediglich für die Produktion brauche es die Bündelung. Auch im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel setzt Vanessa Hellwing auf den Standort Schlierbach. Die Kräfte werden dringend benötigt, denn trotz Pandemie hat sich die Auftragslage wesentlich besser entwickelt als erwartet. „Deshalb haben wir eine hohe Auslastung.“

Lieferengpässe bei Ersatzteilen

Engpässe gibt es auch wegen unterbrochener Lieferketten – was unter anderem an der Pandemie liegt. „Wir sind bisher noch relativ glimpflich davongekommen“, betont Vanessa Hellwing. „Aber bei den Ersatzteilen trifft es uns massiv. Da kann man ja nicht längerfristig planen.“ Auch der Stau im Sueskanal vor knapp einem Jahr hatte Auswirkungen auf Maschinen der Chiron Group: „Da fehlten plötzlich Druckschalter. Die brauchen wir aber. Ohne die können wir keine Maschine ausliefern.“

Die Pandemie ist irgendwann überwunden. Wie aber verhält es sich mit dem Klimawandel und den Veränderungen in der Weltwirtschaft? Gerhard Ulmer betont, dass es darum geht, die Märkte zu beobachten und sich dabei auf die eigenen Ziele zu fokussieren. Inzwischen sei es kein Tabu mehr, Entscheidungen auch einmal rückgängig zu machen oder an manchen Stellen nachzujustieren. Ein Beispiel ist die Automobilindustrie: „25 Prozent der Autos werden derzeit in China gekauft. Die Elektromobilität hat dort 200 bis 300 Prozent Zuwachs. Der Diesel spielt dagegen keine Rolle.“ Die deutsche Automobilindustrie habe diesen Trend lange verschlafen: „Aber jetzt haben sie das hervorragend hingekriegt und sind dabei, den Rückstand aufzuholen.“ Als Zulieferer befasse sich Stama schon seit sechs oder sieben Jahren mit der Elektromobilität.

Als Weilheimer kennt Gerhard Ulmer die Diskussion um den Rosenloh: „Klar ist, dass wir nie ohne die Natur arbeiten können. Aber jeder muss sich fragen, wie wir unser Geld in 20 Jahren verdienen wollen.“ Chiron setze schon lange auf das Prinzip, die Produktivität einer Maschine so zu erhöhen, dass sich auf derselben Grundfläche sehr viel mehr Teile herstellen lassen. Solche Lösungen seien ein wichtiger Beitrag, um den Flächenverbrauch einzudämmen.