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Star-Friseur Patou Smitt sammelt Spenden für Waisenkinder

Hilfsprojekt Als zwölfjähriger Waisenjunge kam Patou Smitt aus dem Kongo in den Landkreis Esslingen. Heute frisiert er Stuttgarts Promis. Von Matthäus Klemke

Nürtingen. In Patou Smitts Salon in Stuttgart hängen einige bekannte Namen: Das Trikot von VfB-Spieler Silas hängt gleich neben dem von Karazor. Auch ein Union-Berlin-Trikot von Grischa Prömel ist an der Wand, dazu noch Basketball- und Handballtrikots. Alle Spieler haben ihre Shirts persönlich vorbeigebracht und unterschrieben als Dankeschön für Smitts Dienste. „Haare schneiden konnte ich schon als Kind gut“, sagt „Patou the Barber“, wie er sich und seinen Salon nennt. Seinen Traum vom eigenen Laden hat sich Patou mittlerweile erfüllt, doch bis dahin war es ein langer und steiniger Weg.

Mit zwölf Jahren kommt Smitt als Waisenjunge aus dem Kongo nach Esslingen, weil seine Mutter hier bereits mit mehreren seiner Geschwistern lebt. Weil die Wohnung viel zu klein ist, darf Smitt nicht bei seiner Familie einziehen. Stattdessen landet er auch in Deutschland in einem Heim. „Es war schrecklich dort. Ich musste da einfach wieder raus.“ Patou zieht zu seiner Mutter in die kleine Wohnung, gemeinsam teilt sich die Familie ein einziges Bett.

Smitt besucht die Schule und lernt die deutsche Sprache. „Heute kann ich sogar Schwäbisch“, sagt er lachend. Nach der Schule beginnt er verschiedene Ausbildungen und bricht sie wieder ab, bis er schließlich in der Produktion einer großen Firma in der Region anfängt. „Ich war total unglücklich, aber ich musste Geld verdienen.“ Erst seine Mutter überzeugt ihn kurz vor ihrem Tod davon, einen anderen Weg einzuschlagen und seinem Traum zu folgen. Mit 26 Jahren macht Smitt eine Ausbildung zum Friseur. Dass er talentiert ist, spricht sich schnell herum, auch über die Grenzen Esslingens hinaus.

Richtig Fahrt nimmt seine Karriere auf, als sein Handy klingelt und sich am anderen Ende VfB-Profi Orel Mangala meldet. „Er wollte, dass ich ihm in einem Hotel die Haare schneide. Er war ganz zufrieden und hat mich ins nächste Zimmer zu einem anderen Spieler geschickt, dem ich auch die Haare geschnitten habe.“ Seitdem melden sich immer mehr Fußballspieler bei Smitt. „Sie haben mich sogar nach Spanien einfliegen lassen, damit ich ihnen die Haare schneide.“

Heute ist der Name Patou Smitt unter den Promis bekannt, doch hat Smitt nie vergessen, wo seine Wurzeln liegen. Seinen Erfolg möchte er teilen und den Menschen etwas zurückgeben. „Nach 21 Jahren in Deutschland bin ich zum ersten Mal in den Kongo zurückgekehrt“, sagt Smitt. Er besucht das Waisenhaus, in dem er selbst gelebt hat, bringt den Kindern Spielzeug und Süßigkeiten mit. Doch es mangelt an allem: „Sie haben keine Betten, deshalb schlafen sie auf dem Boden“, sagt er. Regelmäßig fliegt Smitt in den Kongo und hat Großes vor: „Ich möchte Grundstücke erwerben und dort Schulen und Wohnungen bauen.“ Hilfe zur Selbsthilfe möchte er leisten, darum gründet Smitt den Verein „Patou for Kids“.

Auf Smitts außergewöhnliches Vorhaben und seine Erfolgsgeschichte wird auch das Fernsehen aufmerksam. Seinen Auftritt in der Landesschau sieht auch Dieter Rommel, Vorsitzender des Nürtinger Vereins Forum Türk. „Das hat mich sehr beeindruckt und ich wollte helfen. Ich habe Patou angerufen und er hat sich Zeit genommen.“ Der Verein, der regelmäßig Kunstausstellungen in der Villa Melchior veranstaltet, holt die kongolesischen Künstler Olivier Matuti und Eugène N’sondé nach Nürtingen, deren Werke aktuell unter dem Titel „Afrika inszeniert“ in der Galerie ausgestellt werden. Patou Smitt und Olivier Matuti kennen sich über die kongolesische Gemeinschaft in Deutschland. Nun bringen sie Patous Handwerk und Matutis Kunst für den guten Zweck zusammen.

Für eine Spende gibt’s die Wunschfrisur

Bei der Finissage der Ausstellung am Sonntag, 30. Juli, werden Besucher Patou Smitt und Olivier Matuti bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen können. Wer möchte, kann bei Patou Smitt auf dem Stuhl Platz nehmen und sich gegen eine Spende die Wunschfrisur machen lassen. Olivier Matuti wird vor Ort ein Bild zeichnen, das im Anschluss versteigert werden soll. Auch einige der bereits ausgestellten Werke in der Galerie werden versteigert. „Wir bereiten aktuell eine Auktion vor, bei der wir noch weitere Gegenstände anbieten wollen“, sagt Dieter Rommel.

Die Paperboys werden für die musikalische Unterhaltung im Garten der Villa sorgen. Die gesammelten Spenden kommen direkt den Waisenkindern im Kongo zugute. Auch vor und nach der Finissage kann man den Verein „Patou for Kids“ unterstützen. Ein Spendenkonto wird demnächst auf der Seite der Galerie Forum Türk unter www.galerie-forum-tuerk.de zu finden sein.

Die Finissage findet am Sonntag, 30. Juli, ab 11.30 Uhr in der Villa Melchior, Neckarstraße 13, statt. mk