Ein Labor, ja, ein Reinraum, eingebaut in ein Denkmal? Geht das überhaupt? Na klar. Die Firma Batene hat jetzt in der Neckarspinnerei die Eröffnung ihrer Labore gefeiert. In den Batteur-Bau der Neckarspinnerei, einem Gebäude aus dem Jahr 1905, wurden die Reinräume hineingesetzt. Und zwar so, dass das Denkmal davon unberührt bleibt. In Rekordzeit, von Januar bis Juni 2023, setzte die Neckartailfinger Firma Daldrop und Huber die Wünsche des Kunden um.
Zur Eröffnung kamen Gäste aus nah und fern. Aus Politik und Wissenschaft. Auch wichtige Investoren wie der schwedische Unternehmer Gustav Hasselskog und der Brite Christer von der Burg waren gekommen. Nicht jedem erschloss sich, was der Firmenname Batene bedeutet. Gut, dass Martin Möller es ihnen erklärte: „Batene setzt sich aus den Wörtern Batterie und Energie zusammen“, sagte er. Und genau darum geht es: um Batterien und darum, wie man sie effizienter machen kann. Wie kann die Speicherkapazität erhöht werden? Und wie kann das Speichern beschleunigt werden? Mit dem herkömmlichen Aufbau von Lithium-Ionen-Batterien geht es nicht. Sie sind zu komplex, sind nicht sicher und nicht leistungsstark, zudem nicht nachhaltig und dafür ziemlich teuer, wie Joachim Spatz, Beiratsvorsitzender der Batene, erklärte. Acht Jahre Grundlagenforschung in der Max-Planck-Gesellschaft liegen hinter Spatz. Und zwar erstaunlicherweise in der Abteilung für Medizinforschung.
Mit dem Batene-Vlies allerdings könne sich dies ändern. Nicht, indem die Materie verändert wird, denn die verwendeten Materialien bleiben die gleichen. „Was sich ändert, ist die Konstruktion“, sagte Spatz. Und die führt zu leistungsstärkeren Batterien. „Mit einer bis zu 80 Prozent höheren Energiedichte ist mehr Leistung möglich“, sagte Spatz. Die schneller geladen werden könne. Das wiederum ist wichtig, wenn künftig etliche E-Autos auf den Straßen unterwegs sein werden. Spatz ist überzeugt davon, dass an Batene künftig kein Weg vorbeiführen wird.
Dass ein zukunftsorientiertes Unternehmen wie Batene sich in der Neckarspinnerei niederlässt, freut Andreas Decker, Geschäftsführer der Firma HOS, die Eigentümer des Areals ist. Noch bis 2020 wurde hier hochwertiges Garn gesponnen. Nun sollen die historischen, teils unter Denkmalschutz stehenden Fabrik-Gebäude an Unternehmen vermietet werden. Dafür werden sie für die jeweiligen Interessenten umgebaut. In Richtung Wendlingen sollen auf dem Areal zudem Neubauten entstehen, in denen nicht nur Gewerbe, sondern auch Wohnungen untergebracht werden können.
Der Charme von Batene: Das Vlies wird gesponnen. Und damit ist die Firma ein „perfect match“ für die Neckarspinnerei, wie Decker sagte. Er erinnert sich noch an den Anruf des Wirtschaftsförderers der Region. An einem Montag rief Walter Rogg an und teilte Decker mit, es gebe einen Interessenten. Doch das Zeitfenster sei knapp. Gleich am Dienstag wolle der Interessent vorbeikommen. Mehr als eine Stunde Zeit habe er aber nicht. Per Handschlag einigten sich Martin Möller und Andreas Decker noch am gleichen Tag.
Mit Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut hatte die Firma Batene einen wichtigen Gast an Bord. Denn immerhin hat das Land bereits 800 000 Euro in das Start-up investiert. Das Geld kam von Invest BW, einem branchenoffenen Investitions- und Innovationsförderprogramm des Landes. „Sie sind in einem Feld aktiv, das enormes Potenzial hat. Die Elektrifizierung hat eine große Dynamik“, sagte die Ministerin. Sowohl die Neckarspinnerei als auch Batene bauten eine Brücke in die Zukunft. Man sei stolz, dass die Firma den Mut habe, eine Technologie, die besondere Anforderungen mit sich bringe, in Baden-Württemberg aufzubauen. Das Land stehe dem Start-up weiter zur Seite, sagte Hoffmeister-Kraut.