Freizeit
Startschuss für den Turmbau zu Oberboihingen ist gefallen

Der Oberboihinger Rundweg soll zum Erlebnisweg werden. Mit einem Aussichtsturm beim Hofgut Tachenhausen und weiteren Stationen soll der Weg für Wanderer sowie Familien neue Highlights bieten. Nicht jeder im Gemeinderat ist von der Idee überzeugt.

So soll der Aussichtsturm nach Vorstellung des Architekturbüros Sandra Janke aussehen. Foto: pr

Oberboihingen bekommt einen Aussichtsturm. Mehrheitlich entschied der Gemeinderat vergangenen Mittwoch, am Feldweg zwischen dem Ort und dem Hofgut Tachenhausen einen kleinen Holzturm zu bauen, der den Oberboihinger Rundweg aufwerten soll. Trotz großer Mehrheit gab es deutliche Bedenken, vor allem wegen der Kosten des Projekts.

Der Oberboihinger Rundweg ist in die Jahre gekommen - er wurde vor über 20 Jahren angelegt. Nun soll der 11,5 Kilometer lange Weg rund um den Ort mit attraktiven Stationen zum Erlebnisweg aufgewertet werden. Initiatoren vor gut drei Jahren waren der Albverein und allen voran Richard Haußmann und Georg Adam. Damals sagten die beiden unserer Redaktion, dass der Weg damit zum Anziehungspunkt für Familien, Schulklassen und Wandergruppen werden soll.

 

Zuschuss vom Landschaftspark

Höhepunkt der Runde sollte ein Aussichtsturm beim Tachenhäuser Hof werden. Der Turm soll Wanderern und Radfahrern einen Blick über die Alb, die Teck und Neuffen sowie die umliegenden Felder bieten. Lange stand über der Finanzierung des Projekts jedoch ein großes Fragezeichen. Erst im vergangenen Jahr kam ein Förderbescheid des Landschaftsparks der Region Stuttgart. Der Verband sagte der Gemeinde einen Zuschuss von 157.000 Euro zu. Die Planung konnte also konkreter werden.

Architektin Sandra Janke, die gemeinsam mit dem Landschaftsplaner Philipp Treuchtlinger für die Entwurfsplanung verantwortlich zeichnet, stellte den Ratsmitgliedern die Planung des neuen Wegs inklusive der zwei Varianten des Aussichtsturms vor. Die größere Turmvariante, mit einer Grundfläche von 4 mal 4 Metern und einer Höhe von etwa zehn Metern, soll rund 272.000 Euro kosten. Insgesamt würde die Neugestaltung des Rundwegs mit seinen fünf Stationen mit 361.000 Euro zu Buche schlagen.

Eine kleinere Variante des Turms, die mit einer Grundfläche von 3,3 mal 3,4 Metern und einer Höhe von etwa sieben Metern auskommt, veranschlagt die Planerin mit rund 253.000 Euro. Damit lägen die Kosten für das Gesamtprojekt bei 341.000 Euro.

 

Kritik an den hohen Kosten – Zweifel am Nutzen

Während die Mehrheit der Ratsmitglieder die Aufwertung des Rundwegs sowie den Bau des Aussichtsturms unterstützte, gab es vor allem bei Michael Riempp Bedenken. Er betonte, dass der Turm zwar ein schönes Ziel für Wanderer und Familien darstellen könnte, warf jedoch die Frage auf, ob eine derart hohe Ausgabe von Steuergeldern gerechtfertigt sei. Denn abzüglich des Zuschusses der Region verbleibt ein sechsstelliger Betrag bei der Gemeinde. Und: der Zuschuss ist fix und richtet sich nicht prozentual nach den Baukosten. Für mögliche Mehrkosten müsste Oberboihingen selbst aufkommen. „Würde ich persönlich 250.000 Euro für so ein Projekt ausgeben? Ich denke nicht“, erklärte er, der zudem den Vorschlag machte, den Turm durch eine öffentliche Ausschreibung möglicherweise deutlich günstiger zu erhalten. Eine Ausschreibungsei selbstverständlich, erwiderte Bürgermeister Ulrich Spangenberg.

Riempp zeigte sich auch skeptisch darüber, ob der Turm wirklich einen erheblichen Mehrwert für den Rundweg biete. „Man sieht von unten das gleiche wie von oben“, so seine Einschätzung. Er zog in Zweifel, ob der Turm wirklich das Potenzial habe, mehr Besucher oder zusätzliche Wanderer anzuziehen. Ähnlich sah es auch sein Fraktionskollege Michael Orlando.

Alexandra Schweizer kritisierte ebenfalls die hohen Kosten aus und schlug vor, das Geld in andere Projekte wie den Barfußpfad am Talbach zu investieren. „Der Turm ist zu teuer“, meinte sie. „Warum nicht in etwas investieren, das mehr Menschen langfristig anzieht?“ Außerdem befürchtet Schweizer eine Zunahme des Fahrzeugtourismus. „Wo parken die alle?“, so ihre Frage. Sie und auch andere Bürger befürchten ein Parkchaos wie nach der Eröffnung der Waldkugelbahn in Wendlingen.

Ein Plädoyer für den Turm am Oberboihinger Rundweg kam von Heinz Vogel. „Es geht gar nicht in erster Linie um die Aussicht. Wir wollen die Jugend für das Wandern begeistern. Wenn Kinder solche Ziele haben, gehen sie da gerne mit. Und dieser Turm ist für ein Kind ein Wahnsinns-Ziel“, ist sich Vogel sicher. Er sei sich der hohen Kosten bewusst, aber eine solche Attraktion sei diese Kosten wert.

Trotz der Bedenken aus dem Gremium setzte sich Bürgermeister Spangenberg für die Fortführung des Projekts ein. Er betonte, dass die Aufwertung des Rundwegs nicht nur die Infrastruktur verbessert, sondern auch das touristische Potenzial Oberboihingens erhöhe. Der Aussichtsturm würde ein „Magnet“ für Wanderer und Familien werden und damit zur Attraktivität der Gemeinde beitragen. Zudem verwies er auf die Fördergelder, die nur in Verbindung mit dem Turm bereitgestellt werden könnten, was den Bau des Turms aus finanzieller Sicht besonders wichtig mache.

„Es geht darum, Oberboihingen als attraktiven Ort zu präsentieren“, erklärte Spangenberg. „Der Turm ist ein außergewöhnliches Projekt, das der Gemeinde langfristig zugutekommt.“ Der Bürgermeister zeigte sich überzeugt, dass der Aussichtsturm, auch wenn er hohe Investitionen mit sich bringe, als langfristiges Symbol der Aufwertung des Rundwegs dienen werde.

Die Abstimmung im Gemeinderat zeigte deutlich, dass nicht alle Ratsmitglieder mit dem Bau des Turms einverstanden waren. So stimmten insgesamt acht Ratsmitglieder für den Bau des Aussichtsturms, während fünf Mitglieder dagegen votierten. Besonders in den Reihen derUWVgab es deutliches Unverständnis über die Höhe der Ausgaben für den Aussichtsturm. Riempp und einige andere Fraktionsmitglieder forderten, das Projekt zu überdenken und gegebenenfalls kostengünstigere Alternativen zu prüfen. Trotz dieser kritischen Stimmen konnte sich die Mehrheit des Gemeinderats jedoch für Variante 2 des Turms entscheiden, wobei die kleineren Baukosten als Vorteil hervorgehoben wurden.