Beruf
Steffi Cornelius sagt dem Freilichtmuseum Beuren Tschüss

Die Leiterin des Freilichtmuseums Beuren tritt zur Eröffnung der 30. Museumssaison Ende März ihren Ruhestand an. Seit 34 Jahren ist sie in der Verantwortung. 

Steffi Cornelius ist das Gesicht des Freilichtmuseums Beuren. Zu Beginn der Saison geht sie in den Ruhestand. Foto: Ralf Just

Am Anfang standen „die vereinigten Hüttenwerke“, wie Steffi Cornelius und ihr Team die Ansammlung einiger in Holzschuppen eingelagerter Gebäude nannte, die darauf warteten, zu einem Freilichtmuseum aufgebaut zu werden. Bis es so weit war, musste ein Weg mit vielen Hindernissen beschritten werden. Auf diesen machte sich die Leiterin des landkreiseigenen Museumsdorfs bei Beuren, zunächst mit nur wenigen Weggenossen. Inzwischen ist eine Anlage entstanden, in der nicht nur 25 historische Gebäude samt wechselndem Inventar aus dem Mittleren Neckarraum und der Schwäbischen Alb präsentiert werden, sondern die auch mit moderner Museumspädagogik und vielen Veranstaltungen die Geschichte ländlicher Kultur anschaulich vermittelt. Für diese Aufgabe sind im Laufe der Jahre weitere Mitarbeitende und viele Ehrenamtliche hinzugekommen. Dieses Jahr wird Jubiläum gefeiert und Steffi Cornelius ist bei der Vorbereitung zur 30. Museumssaison nochmal besonders gefordert. Wenn die Anlage am 30. März dann ihre Pforten öffnet, steht Cornelius seit 34 Jahren in der Verantwortung und sagt gleichzeitig Tschüss. Zum 1. April wechselt die dann knapp 65-Jährige in den Ruhestand.

So sah das Freilichtmuseum im Jahr 1990 aus. Foto: Archiv NZ

Schon in den 70er Jahren gab es im Land die Diskussion, historische Gebäude ab- und im Museum wiederaufzubauen. Der renommierte Tübinger Volkskundler Hermann Bausinger, der Schwäbische Heimatbund und viele andere beteiligten sich daran, erinnert Cornelius. Private Initiativen wie zum Beispiel die Vogtsbauernhöfe im Schwarzwald habe es bereits gegeben, nun sollte sich die öffentliche Hand engagieren. Statt eines zentralen Freilichtmuseums fiel die Entscheidung zu Gunsten dezentraler Einrichtungen in verschiedenen Regionen aus, heute gibt es sieben davon im Land.

Hahnweide in der Diskussion

Während andere Regionen zu den Vorreitern zählten, sei der Raum um Reutlingen und Esslingen noch ein blinder Fleck gewesen, was die Suche nach einem Träger anbelangte, so Cornelius. Das Land sei dann 1980 an den Landkreis Esslingen herangetreten. 1982 habe der Kreistag aber wegen der Kosten zunächst noch Abstand genommen. Währenddessen hatte das Land aber schon Gebäude abgebaut, wie zum Beispiel das Kirchlein aus Tischardt, das schließlich im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck landete.

„Von Kreistagsmitgliedern gab es eine erneute Initiative, unter anderen machte sich der Beurener Kreisrat Dietrich Braun für den heutigen Standort stark“, erinnert Cornelius. Auch die Hahnweide und das Siebenmühlental seien im Gespräch gewesen. Dietrich jedoch habe das Museum als gute Ergänzung zum Thermalbad und zur weiteren Stärkung der Albrandgemeinde gesehen. Der Kreistag fasste schließlich 1985 den Grundsatzbeschluss zur Gründung des Museums bei Beuren. Hilfreich sei dabei sicher das Förderprogramm gewesen, das vom Land aufgelegt wurde, weil die Häuser in den Museen aus verschiedenen Landkreisen stammen, erklärt Cornelius. So auch das Haus Tamm aus dem Kreis Ludwigsburg, für dieses erste Gebäude des Beurener Museums erfolgte 1987 der Spatenstich. Heute beherbergt das stattliche bäuerliche Wohn- und Wirtschaftshaus die Museumsgastronomie.

Bis 1995, zur offiziellen Einweihung und Eröffnung des Freilichtmuseums, wurden acht Gebäude aufgebaut. Diese erste Aufbauphase wurde bereits von Steffi Cornelius begleitet, die am 1. April 1991 ihren Dienst antrat. „Ich musste mich mit zwei männlichen Mitbewerbern im Kultur- und Schulausschuss des Kreistags vorstellen und war mir sicher, dass ich gegen die männliche Dominanz, die damals auf diesem Gebiet vorherrschte, keine Chance habe“, erinnert sie sich.

Sie täuschte sich und überzeugte die Kreistagsmitglieder sicher auch mit Fachkenntnis und bereits gesammelter Erfahrung. In Tübingen hatte Cornelius empirische Kulturwissenschaften studiert. Von 1988 bis 1990 bekleidete sie ein wissenschaftliches Volontariat in einem Freilichtmuseum in Hagen in Nordrhein-Westfalen. Dort lernte sie auch die systematische Unterstützung durch das Ehrenamt kennen. Für das Beurener Museum stieß sie die Gründung eines Fördervereins an, die 1994 erfolgte.

Gute landesweite Vernetzung

Cornelius wurde zunächst für zwei Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Landratsamt angestellt und 1993 zur Amts- und Museumsleiterin ernannt. Wichtig war ihr stets die Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen. Sie nennt die Landesstelle für Museen, vor allem aber auch die Arbeitsgemeinschaft der sieben Freilichtmuseen im Land. In dieser finde ein reger Austausch, eben auch auf wissenschaftlicher Basis statt, von dem sie sehr profitiert habe. „Das wurde auch vom damaligen Landrat Hans Peter Braun und danach von Landrat Heinz Eininger gutgeheißen, beiden lag sehr viel am Freilichtmuseum.“ Dieses sollte kein Freizeitpark sein, sondern ein Ort der Wissenschaft und Pädagogik, so Cornelius.

Dass es dabei nicht trocken und nüchtern zugehen muss, zeigen die zahlreichen Formate, die Cornelius entwickelte. „Ich konnte immer gestalten und hatte mit dem ganzen Umfeld herausragende Bedingungen“, betont sie. So habe es bereits in der Aufbauphase Baustellenführungen gegeben, um die Öffentlichkeit zu interessieren. „Zunächst standen in den Museen die Häuser und die Bauhistorik im Mittelpunkt, doch das änderte sich mit der Zeit“, sagt sie. Immer wichtiger wurde es, das Leben und die Kultur verschiedener Zeitabschnitte zu dokumentieren und den Museumsgästen zu vermitteln.

Dazu entwickelte Cornelius, auch auf den Erfahrungen ihrer Kolleginnen und Kollegen im Land basierend, immer wieder neue Projekte und Veranstaltungen. „Das braucht es, damit die Leute nicht nur einmal, sondern immer wieder ins Museum kommen“, weiß sie. Mit dem Nürtinger Hochschulprofessor Jan Sneyd schuf sie Demonstrationsäcker. Der Erhalt alter Sorten, auch auf den Streuobstwiesen und in den Bauerngärten, sowie Demonstrationsveranstaltungen, auch im Erlebnis- und Genusszentrum des Museums, sind ein Markenzeichen der kulturpädagogischen Einrichtung. Mit der Zeit wuchs auch ein kleiner Tierbestand an, der vor allem bei Kindern gut ankommt. Dazu kommen Großveranstaltungen wie das Oldtimertreffen und die Schäfertage, aber auch immer wieder wechselnde Themen, die zum Beispiel durch Laienschauspiel, aber auch mit moderner digitale Technik vermittelt werden.

Ländliche Herkunft

Ihre Herkunft kam ihr dabei zugute, bekennt Cornelius. Sie ist in dem kleinen pfälzischen Ort Heimkirchen im Landkreis Kaiserslautern auf dem elterlichen Bauernhof aufgewachsen. Ländliches Leben ist ihr deshalb nicht fern. Auch habe sie sich schon früh für Geschichte interessiert. „Beides den Menschen zu vermitteln ist eine tolle Aufgabe, das Museum war für mich immer der beste Ort zu arbeiten“, beteuert sie. Das Interesse für Herkünfte und die damit verbundenen Schicksale wird sie im Ruhestand nicht loslassen. Seit Langem betreibt sie Familienforschung, wofür ihr künftig mehr Zeit bleiben wird.