Weilheim. Laut einer Pressemitteilung der IG Metall hätten die Beschäftigten der Firma Kesseböhmer in Weilheim bereits jahrzehntelang mehrere Stunden pro Woche gratis gearbeitet. Immer mit dem Versprechen des Chefs, Oliver Kesseböhmer, dass damit ihre Arbeitsplätze gesichert werden. Nun sei es beim Hersteller von höhenverstellbaren Tischgestellen aber anders gekommen. Erst sei der Kesseböhmer-Standort, der seinen Hauptsitz in Dahlinghausen (Niedersachsen) hat, in die EPT Energietechnik Produktions GmbH & Co. KG umfirmiert worden. Einige Tage später sei die Insolvenz gekommen. Seitdem hofften die Beschäftigten darauf, dass ein Käufer die Fabrik übernimmt und es irgendwie weitergeht.
Einige Zeit sei die Schweizer Firma Lista als möglicher Interessent im Gespräch gewesen. In diesem Zusammenhang seien bereits über 90 Arbeitsplätze abgebaut worden, um ein schlankes Unternehmen präsentieren zu können. Den Beschäftigten sei angeboten worden, für sechs Monate in eine Transfergesellschaft überzuwechseln. Die Hoffnung auf eine Übernahme habe sich aber zerschlagen, da Lista kein Interesse mehr gehabt habe.
Laut der IG Metall stehe nun plötzlich wieder der Name Kesseböhmer im Raum. Offensichtlich habe derselbe Oliver Kesseböhmer, den seit der Insolvenz im vergangenen Herbst niemand mehr in Weilheim gesehen habe, nun plötzlich wieder Interesse am Werk. Allerdings sollten vorher noch mal mehr als 40 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren.
Dem Betriebsrat, der die bisherigen Maßnahmen zähneknirschend mitgetragen habe, reiche es jetzt aber. Er fordert nach Informationen der IG Metall, dass Kesseböhmer zu seiner Verantwortung stehen solle, mögliche Personalmaßnahmen sozial verträglich abfedere und den Standort erhalte.
Vonseiten der IG Metall Esslingen hat man überhaupt kein Verständnis für das an den Tag gelegte Verhalten von Kesseböhmer, auch angesichts dessen, dass das Unternehmen damit werbe, eine Auszeichnung für besonderes Verantwortungsbewusstsein im sozialen Bereich erhalten zu haben. Thomas Maier, Gewerkschaftssekretär, erklärt, die Situation sei in der Region beispiellos. „Erst den Betrieb in die Insolvenz führen, um dann die Reste wieder einzusammeln“, beschreibt er als verantwortungs- und gewissenloses Verhalten. pm