Es sind immer die gleichen Diskussionen, und jedes Mal sind sie wichtig. Die Anwohner signalisieren Einsicht: Sie verstehen, dass die Stadt für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen sorgen muss. Sie verstehen, dass es sich dabei um sehr viele Menschen handelt, für die in kürzester Zeit Wohnraum bereitzustellen ist. Und sie verstehen auch, dass sie ihr eigenes Viertel nicht außen vor lassen können. Aber: Sie verstehen nicht, dass an einem geplanten Standort gleich Wohnungen für hundert oder mehr Menschen entstehen sollen.
Und das ist in der Tat das Problem: Nicht das Unverständnis der Nachbarn, sondern die Tatsache, dass bei 136 Menschen auf vergleichsweise engem Raum die Gefahr der Gettoisierung nicht unterschätzt werden darf. Die Stadt unternimmt große Anstrengungen für eine möglichst erfolgreiche Integration. Dazu gehört ein ganzes Bündel an Maßnahmen, die noch vor den Sommerferien in einem Integrationskonzept zusammengefasst werden sollen. Auch die Anwohner sind zu loben: Viele wollen ernsthaft mithelfen, um die neuen Nachbarn herzlich aufzunehmen.
Aber jede Diskussion zeigt auch, dass die vielen kleinen Lösungen vor Ort noch keine große Lösung ergeben. Es werden nur die dringendsten Löcher gestopft. Auch in Kirchheim ist irgendwann einmal der Punkt erreicht, an dem die letzte „heilige Kuh“ – wie eben die Grünfläche Klosterwiese – geschlachtet sein wird. Und was kommt dann?ANDREAS VOLZ