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Stoffe der Träume werden greifbar

Nachhaltigkeit Der Thementag „Textil.Zukunft.Markt“ im Freilichtmuseum Beuren zeigte, was man alles aus Stoffen machen kann und den Weg von der Wegwerfmode zum lebenslangen Lieblingsstück. Von Kirsten Oechsner

Von der Wegwerfgesellschaft hin zum nachhaltigen Umgang mit Kleidung: Was in Zeiten von Ressourcenknappheit, steigenden Lebensmittelkosten und mit Blick auf den Schutz der Umwelt in dieser Hinsicht alles möglich ist, wurde am gestrigen Sonntag eindrucksvoll im Freilichtmuseum Beuren vermittelt. Viele Besucher waren eigens wegen des Thementages „Textil.Zukunft.Markt“ gekommen, andere eigentlich für einen Gang durch die weitläufige Anlage – doch auch sie ließen sich auf das Thema ein und waren begeistert von dem breit gefächerten Angebot.

Denn gekauft werden konnte so einiges – Wolle von regionalen Schafen ebenso wie Geschirrtücher aus Leinen oder Taschen, die einst eine Jeans waren. Trotz der Temperaturen jenseits der 25 Grad beschäftigten sich hochsommerlich gekleidete Menschen mit eher klassischen Winterthemen, probierten Lodenröcke an oder kauften sich wärmende Schaffelle und textile Kostbarkeiten aus Seidenhaar von Angorakaninchen.

Kreative Handarbeiten

25 Aussteller hatten sich auf dem Areal des Freilichtmuseums verteilt, es wurden aber auch Scheunen und Stuben genutzt, um ihre Artikel zu präsentieren. Nachhaltig heißt auch, sich wieder mit Handarbeiten zu beschäftigen – gleich mehrfach wurde gezeigt, wie pfiffig, modern und praktisch selbst Gestricktes, Gehäkeltes oder auch Genähtes sein kann.

Brigitte Heilmann beispielsweise kann seit ihrer Kindheit von Wolle nicht lassen: „Mit 13 Jahren habe ich mir ein Kleid gehäkelt“, erzählt die Wendlingerin. Neben Mützen und Co strickt sie auch skandinavische Spültücher – die bestehen aus 100 Prozent Baumwolle, können immer wieder unkompliziert in der Maschine gewaschen werden. Nicht nur sie musste viele Fragen beantworten, auch bei allen anderen Ausstellern entwickelten sich zum Teil lange Gespräche mit den interessierten Besuchern.

Bei den Vertreterinnen des Repaircafés Nürtingen war das ausdrücklich gewünscht: Die nähenden Fachfrauen gaben Tipps für den Umgang mit Nähmaschinen. Und sie führten Näharbeiten aus, flickten Hosen oder kürzten Ärmel: „Wir haben dazu aufgefordert, dass die Besucher entsprechende Sachen mitbringen können“, erklärte die stellvertretende Museumsleiterin.

Neben der Nähinsel flatterten Hosen, Blusen, Hemden und andere Klamotten auf Leinen, die zwischen Obstbäume gespannt waren – sie konnten bei einer Kleider-Tauschbörse ganz einfach erworben werden: Wer fünf Teile mitgebracht hat, durfte ebenso viele mitnehmen. Eine Besucherin strahlt, sie hat das Angebot wahrgenommen und ist nun stolze Besitzerin eines noch nie getragenen Markenpullovers: „Es hat sich gelohnt“, meint sie.

Initiiert hat diese Aktion in Kooperation mit dem Freilichtmuseum die AG Konsum der Klima-Taskforce in Nürtingen um Dirk Funck, Professor für Handelsmanagement an der Hochschule Nürtingen. Er sorgte mit dem Vortrag „Kann Mode nachhaltig sein? Herausforderungen und Lösungsansätze“ für jede Menge Informationen zum Thema. Die gab’s auch am Stand von Future Fashion, einer Bewegung für nachhaltige Textilien und bewusstes Konsumverhalten in Baden-Württemberg.

Bewusst habe man, so Dr. Petra Naumann, in den Textilmarkt viele Mitmachangebote integriert und dafür gesorgt, dass die Aussteller ihr handwerkliches Können auch präsentieren. So zeigten die Frauen des Spinnkreises Nürtingen ihre Kunst, führte Ingeborg Hölzle in die vielfach vergessene Praxis des Flickens und Stopfens ein oder zeigte Eva Lauk, wie aus Omas alter Bettwäsche Modisches entsteht – hergestellt auf einer alten Nähmaschine.

Rund ums Thema Herstellung von Knöpfen hielt Gudrun Merz-Lenz mehrere Workshops. Und auch das Handarbeitsteam des Fördervereins Freilichtmuseums Beuren ließ die Hände nicht ruhen, gefragt waren an ihrem Stand vor allem die aus Wollresten gehäkelten Kinderbälle und Kraken mit Glöckchen – auch Spielsachen können nämlich selbst hergestellt und damit nachhaltig werden.