Gut ein Jahr lag der Streit um die Weidetiere am Otto-Hoffmeister-Haus auf Eis. Diese Woche hat das Stuttgarter Landgericht das Berufungsverfahren wieder aufgenommen. Aufgebrochen sind die Positionen zwischen dem Esslinger Landratsamt und der Wirtin, Martina Vogt-Bern, nach wie vor nicht: Während die Kreisbehörde der Tierhalterin vorwirft, die Beweidung zerstöre die magere Flachlandmähwiese, beharren die Wirtin und ihr Lebensgefährte Joachim Schreck darauf, der Artenreichtum auf der vorher verwilderten Wiese sei durch die Vierbeiner erst entstanden. Drei Schafe, ein Pferd, zwei Ponys und zwei Esel - darunter einer, der bald 49 Jahre auf dem Buckel hat, - grasen auf dem Gelände, das im Naturschutzgebiet Schopflocher Moor liegt. Das Landratsamt geht davon aus, dass der Charakter des Schutzgebiets unter der Tierhaltung leidet, sprich Pflanzen wie Salbei und Glatthafer dadurch verschwinden. Schon 2013 hatte die Untere Naturschutzbehörde deshalb gefordert, die Tiere von der Weide zu nehmen, auf das Düngen zu verzichten und die Flächen zwei- bis dreimal im Jahr maschinell zu mähen.
Im Rahmen der Beweisaufnahme ging es diese Woche unter anderem darum, ob die Post, die das Landratsamt damals verschickt hatte, bei Martina Vogt-Bern überhaupt ankam. „Das Otto-Hoffmeister-Haus liegt auf der Markung Bissingen. Wir haben aber eine Lenninger Anschrift“, erklärte Joachim Schreck. Einzelne Briefe hatte das Landratsamt mit einer Bissinger Adresse versehen. Weil Martina Vogt-Bern nicht auf sie reagierte, war die Behörde angeblich nicht zu einem Kompromiss bereit, den die Wirtin anstrebte. Sie hätte sich gewünscht, dass die Vertreter des Landratsamts ein Auge zudrücken würden, solange die teils sehr betagten Vierbeiner leben. Dass sie inzwischen ein weiteres Pony auf die Weide geholt hat, stimmte das Landratsamt sicher nicht gnädiger. Sie habe lediglich das völlig verwahrloste Tier retten wollen, erklärte Martina Vogt-Bern dazu.
Am Donnerstag, 1. März, geht die Verhandlung in die nächste Runde. Dann kommt das naturschutzrechtliche Gutachten auf den Tisch, von dem voraussichtlich abhängt, ob die Tiere am Otto-Hoffmeister-Haus weiden dürfen oder nicht.