Wirtschaft
Streuobst geht an den Markt

Mit der Handelsplattform „Streuobst“ möchte der Verein Schwäbisches Streuobstparadies nicht nur heimisches Obst in die Supermärkte der Region bringen, sondern auch die Wiesen retten.

Mit der Plattform "Streuobst" soll den Erzeugerinnen und Erzeugern der Zugang zum Markt leichter gemacht werden. Foto: Archiv

Was wäre die Teckregion ohne ihre Streuobstwiesen? „Ich glaube nicht, dass das Lenninger Tal so schön wäre, wenn es nicht die vielen Streuobstwiesen gäbe“, sagt Martina Rommel, Inhaberin der Brennerei Rommel in Lenningen. Mit der
 

Bei vielen An­nahmestellen bekommt man einen sehr schlechten Preis für die Ablieferung.

Rudolf Thaler, Erster Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Bissingen
 

neuen Handelsplattform „Streuobst“ soll nicht nur die Vermittlung traditioneller Apfel- und Birnensorten gelingen, sondern auch die Pflege und der Erhalt der Wiesen gefördert werden. 

Die Handelsplattform ist Ende August an den Start gegangen und vermittelt seitdem Streuobst von rund 50 Erzeugerinnen und Erzeugern an den Lebensmitteleinzelhandel und an Außer-Haus-Verpflegungsstellen. Bei der Plattform handelt es sich um ein Projekt des Vereins Schwäbisches Streuobstparadies.

Faire Preise erzielen

Unterstützer gibt es viele – auch vor Ort möchten engagierte Wiesenbesitzerinnen und -besitzer ihr Streuobst über die Handelsplattform unkompliziert an den Mann und die Frau bringen. Der Verein zählt auf: Aus Holzmaden, Bad Boll und Heiningen, aber auch aus Göppingen, Aichwald, Bad Ditzenbach und Uhingen landen Apfel und Birne bei den Sammelstellen.

Ziel der Plattform ist es, das Streuobst auf den Markt zu bringen und dabei einen fairen Preis zu erzielen. Das wünscht sich auch Rudolf Thaler, Erster Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Bissingen, der Mitglied des Vereins Schwäbisches Streuobstparadies ist. „Bei vielen Annahmestellen bekommt man einen sehr schlechten Preis für die Ablieferung.“ Das stehe in keinem Verhältnis zum Aufwand, der mit der Pflege der Wiesen verbunden sei. Durch die Plattform erhofft sich der 80-Jährige außerdem, dass die Wertschätzung für die Wiesen wieder steigt. Ein Anliegen, das er mit dem Verein teilt: Altbewährte Sorten sollen durch die Plattform nicht nur wieder sichtbar, sondern erlebbar werden.

Zugang zum Markt erleichtern

Um das Streuobst auf dem Markt zu platzieren, habe der Verein Schwäbisches Streuobstparadies in den vergangenen Jahren viel investiert. Die Maßnahmen reichen von einer maßgeschneiderten Software-Lösung bis hin zu einer Neustrukturierung der Logistik, teilt der Verein mit. Davon würden auch die Erzeugerinnen und Erzeuger profitieren, denn so werde diesen der Zugang zum Markt leicht gemacht. 

Ein weiteres Mitglied des Vereins ist die Lenninger Brennerei Rommel. „Wir haben unsere Streuobstwiesen schon in der dritten oder vierten Generation“, sagt die Inhaberin, Martina Rommel. Das Obst geben sie nicht ab, sondern verwenden es für die Herstellung von Schnäpsen. Dennoch ist die Familie Mitglied im Verein: „Die Wiesen sind für die Landwirtschaft und für den Artenschutz sehr wichtig, deshalb unterstützen wir den Verein sehr gerne.“ Das sieht auch Eve Sigel, die Geschäftsführerin der Bäckerei Scholderbeck aus Weilheim, so: „Wir können unser Obst zwar nicht über die Plattform beziehen, weil wir ausschließlich Bio-Produkte verwenden, aber der Erhalt und die Wertschätzung der Streuobstwiesen sind uns sehr wichtig.“ Von der Handelsplattform wünscht sie sich, dass diese noch einen Schritt weitergeht und auf Bio-Produkte umstellt, da es auch ohne zu spritzen gehe.