Der Probebetrieb auf der neuen Route für Flüge in den Süden beginnt am 23. Februar. Damit wird die umstrittene Änderung umgesetzt, für welche sich die für den Flughafen Stuttgart zuständige Fluglärmkommission mehrheitlich ausgesprochen hatte. Durch den steileren Steigwinkel der abfliegenden Maschinen in östliche Richtung werden die Kommunen Denkendorf, Neuhausen, Wolfschlugen, Nürtingen-Hardt, Aichtal und mit Abstrichen auch Köngen neu von Lärm betroffen sein.
Widerstand gegen neue Route
Dort hatten sich Gegner in Bürgerinitiativen formiert und mehr als 15 000 Unterschriften gegen die Pläne gesammelt. Höchstens zwei Flüge pro Stunde dürfen über die neue Route geführt werden – ob das überhaupt möglich ist, hängt allerdings von der Wetterlage ab. Damit sollen stark vom Lärm betroffene Kommunen im Neckartal wie Deizisau, Altbach und Plochingen entlastet werden. Da die Änderung auf Widerstand stieß, hatten Gegner ein unabhängiges Gutachten gefordert. Die Expertise ergab, dass bei der Belastung nur „Verschiebungen im Promillebereich“ zu erwarten seien, wie es der Vorsitzende der Fluglärmkommission, Ostfilderns Rathauschef Christof Bolay, formulierte.
Um die tatsächlichen Auswirkungen für die jeweils neu betroffenen Gebiete zu evaluieren, hatte Bolay den einjährigen Probebetrieb angeregt, der nun im Frühjahr beginnen soll. „Es ist durchaus üblich, solche Verfahren zunächst in einem Probebetrieb zu testen“, sagt Arved Saur, Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS). Am Ende des Probebetriebs werden die Erkenntnisse laut dem Pressesprecher ausgewertet und in der Fluglärmkommission beraten.
Noch vor dem eigentlichen Start beschäftigt der Probebetrieb die betroffenen Kommunen. Die Fluglärmkommission wird den Testlauf mit einer Arbeitsgruppe begleiten. Dabei werden auch die Kommunen gehört, die nicht als feste Mitglieder in dem Gremium vertreten sind. „Es ist wichtig, dass wir am Ende belastbare Ergebnisse unter realen Bedingungen bekommen“, sagt Wolfschlugens Bürgermeister Matthias Ruckh, der wie Nürtingen und Aichtal keinen festen Sitz in der Kommission hat. Seine Kommune wird verhältnismäßig stark betroffen sein. Ihm ist es wichtig, dass bei den Auswertungen die Einzelschallereignisse berücksichtigt werden, „gerade dann, wenn es um Flüge in den Morgenstunden geht“.
Um die tatsächliche Verschiebung der Lärmbelastung bewerten zu können, haben die Kommunen ein Messkonzept ausgearbeitet, das der Flughafen Stuttgart umsetzt. „Derzeit wird der Fluglärm in Köngen gemessen“, bestätigt Beate Schleicher, die Sprecherin der Flughafengesellschaft. Neben den fest stationierten Lärmmessstationen in den Anrainerkommunen ist auch deren mobile Messstation im Einsatz. Das Konzept sehe vor, die Lärmwerte vor und nach Inbetriebnahme der neuen Route zu messen. Auf dieser Grundlage wird die Fluglärmkommission die Ergebnisse nach einem Jahr betrachten und entscheiden, ob die Route in den Dauerbetrieb geht.
In den kommunalen Gremien wird die Einreichung einer Feststellungsklage diskutiert. Dies wäre allerdings erst möglich, wenn die Strecke genehmigt ist und in Betrieb geht. Wolfschlugens Kommunalpolitiker hatten sich im Vorfeld für den Klageweg ausgesprochen. Dennoch will Bürgermeister Ruckh die Details erst auf Grundlage der Genehmigung weiter diskutieren. „Wir werden den Probebetrieb kritisch begleiten“, sagt Rolf Keck, der Sprecher der Bürgerinitiativen gegen die neue Route. Er kündigt „weitere Aktionen und Informationsveranstaltungen“ begleitend zum Probebetrieb an.