Weilheim · Lenningen · Umland
Szenen einer Ehe

Kabarett Christof Altmann und sine Frau Vladi haben in Weilheim mit „Häppchen, Schnittchen, Fingerfood“ und dem Besten aus 25 Jahren Bühnenprogramm die Lacher auf ihrer Seite. Von Rainer Kellmayer

Wenn Christof Altmann und seine Frau Vladi in einem musikalischen Parforceritt durch Höhen und Tiefen des Lebens auf ihre ganz eigene Art schwäbische Lebensweisheiten zum Besten geben, bleibt kein Auge trocken. Auch beim Auftritt im stilvollen Ambiente des Kapuzinersaals hoch über der Weilheimer Stadtbücherei hatten sie die Lacher auf ihrer Seite. In originellem Sound und mit einer schier unerschöpflichen Kreativität kredenzten sie „Häppchen, Schnittchen, Fingerfood“, trefflich unterstützt von Florian Dohrmann am Kontrabass.

Seit 25 Jahren ist das Kabarettisten-Ehepaar auf Tour – Grund genug, dem gespannten Weilheimer Publikum ein Best-of seiner Programme zu präsentieren. Wenn der Spruch „Gegensätze ziehen sich an“ stimmt, dann sind die Altmanns hierfür ein Paradebeispiel. Da ist auf der einen Seite der Urschwabe Christof, der kein Blatt vor den Mund nimmt und auch vor deftigen Sprüchen nicht zurückschreckt – und als Gegenpol seine Frau Vladislava, eine aus Tschechien stammende Diva, die Weltoffenheit ausstrahlt.

Im Duo sind beide unschlagbar. Als sie das Lebenselixier Sauerkraut besangen, das Lied „I möchte so gern a Maultasch’ sei“ zu einer Liebeserklärung machten oder in fetzigem Boogie-Woogie-Rhythmus die Vorzüge der Laugenbrezel priesen, sprang der Funke der Begeisterung auf die bestens gelaunten Zuhörerinnen und Zuhörer über. Vladi Altmann spielte ihr schauspielerisches Talent voll aus und schlüpfte, passend kostümiert, in verschiedene Rollen – mal tiefgründig sinnierend, dann wieder exaltiert aufbrausend. Dazu setzte der Mann am Kontrabass den treffenden Kontrast: In stoischer Ruhe strich und zupfte Florian Dohrmann ultratiefe Töne aus seinem gewaltigen Instrument.

Beim humorigen Bericht über eine Weinprobe überraschte das Trio ebenso mit instrumentaler Vielseitigkeit wie bei der Moritat über den berüchtigten Hauswein Semsenkrebsler, der wegen einer verschmähten Liebe so sauer geworden sein soll. Nicht nur Keyboard, Akkordeon und Gitarre kamen zum Einsatz, auch mit der Ukulele und den rasselnden Geräuschen einer Cabasa wurde der Sound gepimpt. So ließen sich Blues, Rock, Jazz und andere Rhythmen mühelos in die schwäbische Seele einfügen, und als Höhepunkt gab es sogar einen feurigen Flamenco.

Rauf und runter wurde das Kochbuch besungen. Bei so vielen kulinarischen Verführungen besteht natürlich die Gefahr, dass der Genussmensch immer breiter wird. Was kann da helfen? Eine typisch schwäbische Extremsportart: das „oifach älles richtig hanga lassa“, wie Christof Altmann in einem spritzigen Song riet. Da brauche es kein Training, um Höchstleistungen zu erreichen. Das „Nahanga“ sei überall möglich: auf dem Sofa, im Bett und sogar auf einer Holzbank im Schwimmbad. Wichtig dabei: nur kein Stress.

Die in orientalischem Sound mit pointiertem Wortwitz und allerhand Verrenkungen offerierten Lebensweisheiten provozierten Lachsalven im Publikum. Nach zwei Stunden Lachmuskeltraining und stürmischem Schlussapplaus wurde in der Zugabe, dem „Lied von der Ume“, dem Pflaumenschnaps ein Loblied gesungen. Köstlich!