Zwischen Neckar und Alb
Tante-M will bundesweit aktiv werden

Wirtschaft Christian Maresch hat mit seinen Selbstbedienungs-Lebensmittelgeschäften im ländlichen Raum gro­ßen Erfolg. 2022 sollen 30 neue Läden dazukommen. Die Pläne des 41-Jährigen gehen noch weiter. Von Henrik Sauer

Christian Mareschs Konzept, Lebensmittelgeschäfte in Gemeinden im ländlichen Raum anzubieten, wo es sonst keine Nahversorgung mehr gibt, hat sich zweieinhalb Jahre nach dem Start zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Mittlerweile kann sich der Unternehmer vor Anfragen nach neuen Standorten kaum noch retten. Manchmal seien es mehrere am Tag, erzählt er. 17 Geschäfte gab es Ende vergangenes Jahr. In diesem Jahr werden mindestens 30 neue entstehen, berichtet Maresch.

Die Kunden- und Filialbetreuung sowie das Marketing sind in einem Markt im Uracher Stadtteil Hengen angesiedelt. „Ansonsten sind wir dezentral organisiert“, sagt Christian Maresch. Die Firmenzentrale ist nach wie vor in seinem Wohnort Pliezhausen.

In den Selbstbedienungsläden. holen Kunden ihre Waren aus den Regalen, scannen sie an der Kasse und bezahlen. Entweder mit Kreditkarte, Kundenkarte oder bar. Die Öffnungszeiten sind von 5 bis 23 Uhr an sieben Tagen in der Woche. Das Sortiment umfasst eine Vielzahl an Lebensmitteln für den täglichen Bedarf, Backwaren, Obst und Gemüse, aber auch Getränke und Schreibwaren.

In Pliezhausen hatte Christian Maresch einen 24-Stunden-Verkauf für Obst und Gemüse zum Tes­ten gestartet, daraufhin sei er gefragt worden, ob er in einem leerstehenden Geschäft in Grafenberg etwas machen könne. Gewissermaßen ins Blaue hinein habe er angefangen. Als es losging, sei er überwältigt gewesen, wie viele Leute am ersten Tag da waren: „Das hat mir gezeigt, wie wichtig das Thema den Leuten ist.“

Im Blick hat Maresch nicht nur die ältere Bevölkerung. Der ländliche Raum sei ja auch für Pendler attraktiv. Die wollten aber zu Zeiten einkaufen, in denen andere Geschäfte schon wieder geschlossen hätten. Dafür wiederum sei es schwierig, Personal zu finden. „So kam die Idee, ob da unbedingt jemand im Laden stehen muss.“ Von einer Rund-um-die-Uhr-Öffnung sei man aber wieder abgerückt: „Wir haben gemerkt, nachts gibt es keinen Bedarf. So entstand die heutige Öffnungszeit.“ Außerdem reduziere man so das Risiko, dass es nachts Ruhestörungen gibt.

Ende 2020 waren es bereits fünf Geschäfte. In dieser Zeit habe sich nach und nach das Konzept entwickelt, Tante-M zu einer Ladenkette auszubauen. „Ich habe den Leuten zugehört, was sie sich wünschen“, sagt Christian Maresch: „Die Dinge müssen sich entwickeln, das ist meine Philosophie.“

Heute formuliert er sein Ziel so: „Meine Mission ist die flächendeckende Nahversorgung im ländlichen Raum. In Deutschland und vielleicht auch darüber hinaus. Das ist eine Herausforderung, für die ich gerade die Weichen stelle.“ Es gebe noch sehr viel Potenzial: „15 Prozent der Bevölkerung leben in Ortschaften, in denen es keine Lebensmittelversorgung gibt.“

Die Standorte sucht sich Maresch gar nicht selbst. „In der Regel läuft das über die Ortsverwaltungen, die auf uns zukommen“, sagt er. Eine Person in seinem Team beschäftige sich nur mit der Analyse von Standorten. Insgesamt hat Maresch mittlerweile 34 Mitarbeiter an Bord, mit stark steigender Tendenz.

Ohne Kunden geht gar nichts

Bis zu zehn Prozent der Investitionskosten versucht er bei jedem neuen Standort über Crowdfunding hereinzubekommen. Daran zeige sich auch, wie die Stimmung in einem Ort für die Akzeptanz eines solchen Geschäfts sei. Denn ohne ausreichend Kunden könne auch ein Tante-M nicht existieren.

Die Frage, wie es mit Diebstahl aussieht, hat Christian Maresch schon oft gehört. Die Diebstähle seien bei ihm nicht höher als in anderen Geschäften, sagt er. Diesen Fällen müsse man freilich nachgehen. Es gebe in den Läden viel Sicherheitstechnik, die der Kunde nicht sehe. Gleichwohl setzt Maresch lieber auf die Ehrlichkeit der Kunden: „In unserer Gesellschaft gibt es zu wenig Vertrauen. Dabei bekommt man dieses oft zurück.“