Weilheim und Umgebung
Tatort Weilheim

Neuerscheinung Die Autorin Cindy Jäger hat einen Kurzkrimi geschrieben, der in ihrer schwäbischen Wahlheimat unter der Limburg spielt. Von Bianca Lütz-Holoch

Trickbetrügerin Katrin Schimmelpfennig muss Berlin verlassen und landet im idyllischen und grundanständigen Weilheim. Doch wie es der Zufall will, muss sie in die Rolle der Privatdetektivin schlüpfen und den Verlobten einer unglücklichen Metzgereifachverläuferin ins Visier nehmen. . . Die Figur der Katrin Schimmelpfennig hat Cindy Jäger erfunden. In ihrem Kurzkrimi „Idyllische Probleme“, der jetzt in der Anthologie „Schwabens Abgründe“ im Silberburg-Verlag erschienen ist, lässt die Weilheimer Autorin ihre Heldin aus der Hauptstadt leicht, heiter und frech erzählen, wie sie der Wahrheit um den heiratsunwilligen Verlobten auf die Spur kommt. Dabei kommt die Peterskirche ebenso vor wie der Edeka-Parkplatz, die Nachbarorte Holzmaden und Ohmden ebenso wie die Stadt Esslingen.

„Das war mein erster Regio-Krimi“, verrät Cindy Jäger. Den Wunsch, einen Kriminalroman zu schreiben, der in ihrer Wahlheimat Weilheim spielt, hat sie schon länger. „Das ist aber ein Genre, mit dem ich mich noch nicht so auskenne“, räumt die 40-Jährige ein. Der Aufruf der „Mörderischen Schwestern“ - einem Netzwerk, das von Frauen geschriebene Kriminalliteratur fördert -, kurze, abgründige Geschichten aus Schwaben einzureichen, kam ihr da gerade recht. „Für mich war das eine gute Möglichkeit, mich in dem Genre auszuprobieren“, sagt Cindy Jäger.

Ein Kniff war dann trotzdem vonnöten: Hauptfigur Katrin Schimmelpfennig ist ganz bewusst keine Weilheimerin, sondern stammt aus Berlin. „Ich bin ja selbst keine Einheimische“, sagt Cindy Jäger, die in Leipzig und Ungarn gelebt hat, bevor sie vor sechs Jahren zu ihrem Lebenspartner nach Weilheim zog. Das soll aber keineswegs heißen, dass die Geschichte autobiografische Elemente enthält. „Ich bin nicht Katrin Schimmelpfennig, ich komme ja auch nicht aus Berlin“, betont Cindy Jäger. Auch sonst sind Ähnlichkeiten mit lebenden Personen in ihrer Geschichte rein zufällig. „Die Geschichte ist ausgedacht“, versichert die Autorin. Und trotzdem spielt sie unverkennbar im Städtle unter der Limburg. Genau das war für Cindy Jäger auch der schwierigste Part beim Schreiben. „Ich musste ständig austarieren, wie weit ich gehen kann und einiges verfremden“, sagt sie.

Orte beschreiben - das ist sonst eigentlich nicht ihr Ding. Um der Geschichte entsprechend Lokalkolorit zu verleihen, war das aber nötig. Also bummelte Cindy Jäger immer wieder durchs Städtle, schaute sich ganz genau um und unternahm ausgedehnte Spaziergänge unter der Limburg. „Das mache ich generell gerne“, sagt sie. Auch traf sie sich mit einer Bekannten aus Weilheim, die sie in Schwäbisch unterrichtete. „Sylvia Scheufele hat mir auch geholfen, Dialoge auf Schwäbisch zu verfassen - allerdings sind die später leider rausgestrichen worden“, erzählt Cindy Jäger.

Blutrünstig geht es in der Weilheimer Kurzgeschichte nicht zu. Wie schon Cindy Jägers erster Roman „Das Vermächtnis der Gräfin“, lässt sich auch der Kurzkrimi in die Kategorie „Cosy Crime“ - was so viel wie „Kuschelkrimi“ bedeutet - einordnen. „Niemand wird umgebracht. Es geht nur darum aufzudecken, ob die Verlobte betrogen wird“, sagt Cindy Jäger. Dabei tun sich zwar auch ein paar Abgründe auf - aber längst nicht so düstere und gruselige wie in einigen der anderen Regionalkrimis in dem Sammelband.

Bei Cindy Jägers nächstem Projekt könnte es aber schon etwas handfester zugehen. „Die Geschichte soll sich dann um einen Mord drehen“, kündigt sie an. Zum Schreiben ist Cindy Jäger dieses Jahr noch gar nicht gekommen. Sie arbeitet in der Qualitätssicherung des Stuttgarter Kosmos-Verlags und prüft dort Spiele und Experimentierkästen - beides in Corona-Zeiten stark nachgefragt. „Entsprechend haben wir sehr viel zu tun“, sagt die Wahl-Weilheimerin, die ursprünglich in Leipzig Deutsch und Englisch auf Lehramt studiert hat.

Gespannt erwartet hat Cindy Jäger auch die anderen 21 Geschichten aus dem Sammelband, die alle in Baden-Württemberg spielen - manche in der Nähe, manche auch weiter weg. Das möchte Cindy Jäger zum Anlass nehmen, einmal durchs Lände zu touren. „Ich habe mir vorgenommen, dass ich alle Orte besuche, an denen die Geschichten stattfinden. Da kann ich noch viel kennenlernen“, freut sie sich.