Auf der Teckbahn soll sich etwas tun: Bereits seit Längerem ist klar, dass im Sommer die Bahnsteige erneuert werden. Jetzt wird geprüft, ob aus dem Stunden- ein Halbstundentakt werden könnte. Am Mittwoch hat der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart grünes Licht für eine entsprechende Machbarkeitsstudie gegeben.
Die Fahrzeugflotte der Teckbahn wurde bereits modernisiert und die Prüfung alternativer Antriebskonzepte beauftragt. 2010 hatte eine Untersuchung ergeben, dass der 30-Minuten-Takt elf Millionen Euro verschlingen würde. Nicht eingerechnet sind dabei Kosten für die Signaltechnik. Bislang fahren von Montag bis Freitag Busse in den Taktlücken der Bahn. Weil die Busse zwischen Oberlenningen und Kirchheim doppelt so oft halten wie der Zug, sind sie jedoch um bis zu acht Minuten länger unterwegs.
Einen Schub könnte der Teckbahn eine verbesserte Förderung geben. So stellen Bund und Land einen Baukostenzuschuss in Höhe von 95,75 Prozent und Geld für die Planung in Aussicht. Positiv auswirken könnten sich darüber hinaus verschiedene Modernisierungsvorhaben, so etwa die Digitalisierung der Schienentechnik in der Region Stuttgart. Eine Verbesserung des Takts erfordert eine neue Leit- und Sicherheitstechnik. Sie ist im Zuge der Digitalisierung des Schienenknotens Stuttgart vorgesehen und soll laut Verband Region Stuttgart bis 2030 erfolgen.
Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht befürwortet grundsätzlich die Möglichkeit eines verbesserten Takts der Teckbahn, auch wenn sich daraus die Frage des künftigen Busverkehrs ergäbe. Da die Bahnhöfe in Lenningen nicht zentral liegen, bräuchte es bei einem Wegfall der Busse, die bislang zeitversetzt zur Teckbahn fahren, Zubringer. „Die Gemeinde wird keinen innerörtlichen Busverkehr aufbauen und finanzieren können“, so Michael Schlecht. „Wichtiger fände ich zunächst, dass die Teckbahn endlich einen verlässlichen ÖPNV-Beitrag leisten würde.“ Am Donnerstag sei die Teckbahn zum x-ten Mal in den vergangenen zwölf Monaten ausgefallen. Ob die Teckbahn bei einem 60-Minuten-Takt oder bei einem 30-Minuten-Takt nicht fahre, sei dem Kunden egal. Ohne Verlässlichkeit werde der Umstieg auf den ÖPNV ein Traum bleiben.
Der Unterlenninger Nahverkehrsexperte Hartmut Jaißle begrüßt die Ausbaupläne. Derzeit gebe es so hohe Fördergelder von Bund und Land wie noch nie. „Es wäre schade, sie nicht auszunutzen.“ Sehr erfreulich findet er, dass das „Killerargument“ der teuren Leit- und Sicherheitstechnik durch das Digitalisierungsprojekt jetzt vom Tisch sei. Manche Rathauschefs hätten Sorge, dass ältere Bürger sich über den Wegfall der Busse ärgern, weil die Haltestellen teils neben Einkaufsmärkten lägen. „Das sind aber Detailfragen“, so Hartmut Jaißle. Möglich wäre seiner Ansicht nach, am Vor- und Nachmittag je zwei Fahrtenpaare mit dem Bus einzulegen. Weil die Gemeinden inzwischen ehrenamtlich betriebene Fahrdienste für Senioren anbieten, hält der Experte dieses Argument der Bürgermeister nicht für stichhaltig.
Auf die Schiene setzen würde Hartmut Jaißle zudem eine Verknüpfung mit der Voralbbahn, für die derzeit ebenfalls eine Machbarkeitsstudie läuft. Der Planer könnte sich eine Strecke von Oberlenningen über Kirchheim, Weilheim bis Göppingen vorstellen. „Würde man sie als Stadtbahn ausführen und nicht als herkömmliche Eisenbahn, kann man damit in Kirchheim vom Bahnhof aus als Straßenbahn durch die Innenstadt fahren und erst danach wieder auf die alte Trasse einschwenken.“
Bis der jetzt diskutierte 30-Minuten-Takt der Teckbahn in die Tat umgesetzt wird, fließt voraussichtlich noch viel Wasser die Lauter hinab. „Da gehen noch einige Jahre ins Land“, sagt Hartmut Jaißle. Nicht nur die beschlossene Untersuchung wird dauern. Ein Halbstundentakt erfordert ein Ausweichgleis, damit sich die Züge an einer Stelle im Täle begegnen können. Auch die Planungen für dieses Vorhaben würden sich sicher in die Länge ziehen.
„Verbesserungen auf der Teckbahn scheinen nach dem Motto ein Schritt vor, zwei zurück zu funktionieren“, so lautet Hartmut Jaißles Resümee. Trotz einer Top-Infrastruktur bestünden auf dem größten Teil der Strecke Geschwindigkeitsbeschränkungen. Die Erneuerung einiger Bahnübergänge und Bahnsteige im Sommer werde an der Bummelei des Zuges voraussichtlich wenig ändern.