Es wäre ein unwiderstehliches Angebot gewesen: Die Deutsche Telekom macht Holzmaden zur Modellkommune für den Breitbandausbau in der Region Stuttgart. Kosten für die Gemeinde? Keine. In der jüngsten Gemeinderatssitzung ist dieser Traum, der mangels verbindlichem Angebot ohnehin auf wackligen Füßen stand, endgültig geplatzt. „Die Telekom hat ihr Angebot zurückgezogen“, sagte Rechtsanwalt Kai-Markus Schenek, der die Gemeinde beim Breitbandausbau berät.
Der Rückzieher der Telekom bedeutet jedoch nicht das Aus für schnelles Internet in Holzmaden. Schon vor Monaten hatte die Gemeinde den Breitbandausbau ausgeschrieben und von Netcom BW, einem Unternehmen der EnBW, ein Angebot erhalten, das laut Kai-Markus Schenek als gut bewertet worden war. Der Plan sieht vor, dass die Gemeinde das Netz in Eigenregie ausbaut und für zwölf Jahre an den Anbieter verpachtet. Die Kosten für den Ausbau liegen für die Gemeinde bei 200 000 bis 250 000 Euro. „Die Gemeinde möchte ihre Bürger mit schnellem Internet versorgen. Ich rate dazu, dieses Angebot anzunehmen“, sagte Bürgermeisterin Susanne Irion.
Dieter Fischer von der Freien Wählervereinigung plädierte wie viele andere dafür, dass der Gemeinderat der Netcom BW den Betrieb des Holzmadener Netzes überlässt. „Wir dürfen nicht warten, dass es der Zweckverband für uns richtet“, sagte er in Anspielung auf die Anstrengungen des Landkreises, die kommunalen Bemühungen beim Breitbandausbau zu koordinieren. Das könne aus seiner Sicht bei einer kleinen Gemeinde wie Holzmaden sehr lange dauern. Kritik kam von Volker Schempp von der Holzmadener Bürgerliste. Er stößt sich zum einen an der geringen Übertragungsrate. Kai-Markus Scheneks Antwort darauf: Die Gemeinde dürfe nicht mehr als die Mindestversorgung von 30 Mbit einfordern. Das hindere den Versorger aber nicht daran, höhere Tarife anzubieten. Volker Schempp kritisiert außerdem die aus seiner Sicht zu lange Pachtdauer von zwölf Jahren. Rechtsanwalt Schenek argumentierte dagegen, dass die Gemeinde dem Netzbetreiber entgegenkommen müsse. „Netcom BW muss erhebliche Investitionen ins aktive Netz leisten. Das muss sich amortisieren“, sagte er. Susanne Irion verwies auf die schwache Position der Gemeinde. „Je kürzer die Pachtdauer ist, desto geringer ist die Chance, überhaupt einen Netzbetreiber zu finden“, sagte sie. Das Angebot sei alternativlos. „Als wir den Netzbetrieb ausgeschrieben haben, gab es nur ein Angebot. Kein zweites“, sagte Kai-Markus Schenek. Der Gemeinderat entschied sich mit großer Mehrheit dafür, den Netzbetrieb der Netcom BW zu überlassen. Ein Gemeinderat enthielt sich. Laut Kai-Markus Schenek wird es noch ein Jahr dauern, bis die ersten Haushalte mit schnellem Internet versorgt sind.