Corona-Pandemie, Energiekrise, Fachkräftemangel, Investitionsstau: Die Thermalbäder haben mit Nachwirkungen der vergangenen Jahre zu kämpfen und stehen weiterhin vor Herausforderungen. Das wurde beim baden-württembergischen Heilbädertag deutlich, der kürzlich in Bad Ditzenbach (Kreis Göppingen) stattfand. Zu diesem Branchentreffen der „Bäderfamilie“ waren mehr als 60 Vertreterinnen und Vertreter der Heilbäder und Kurorte aus ganz Baden-Württemberg sowie deren Geschäftspartner aus dem Erholungs- und Gesundheitsbereich gekommen – auch Vertreter der Panorama-Therme in Beuren.
„Corona hängt immer noch nach. Das betrifft aber jedes Bad, genauso wie die Energiekrise“, betonte Beurens Kur- und Bädermanager Bertram Dorner gegenüber dem Teckboten. Er verspürt nach wie vor eine gewisse Vorsicht einiger Menschen, die seit Corona ihr Freizeitverhalten geändert hätten. Die derzeitige Konsumflaute sei bei Bädern aber genauso zu beobachten wie in „allen anderen Bereichen“, zum Beispiel bei Kinos.
Hinzu kämen die gestiegenen Energiekosten als großes Problem – und ein Bad sei nun mal eine „energieintensive Angelegenheit“. Deshalb habe man auch für die Panorama-Therme die Eintrittspreise erhöhen müssen. Dafür sei bei vielen Gästen Verständnis vorhanden, freute er sich. Man habe in Beuren unterschiedliche Energieeinsparmaßnahmen umgesetzt. Außerdem sei im Bereich Marketing „einiges in Überlegung“, verdeutlichte der Kur- und Bädermanager, ohne konkrete Ideen verraten zu wollen. „Wir müssen alles auf den Kopf stellen, kreative Möglichkeiten suchen, um zusätzliche Gäste anzuziehen und frühere zurückzugewinnen.“ Einfacher werde es sicher nicht werden, konstatierte Dorner.
Schließungs-Gerüchte, die kursierten, hatte Beurens Bürgermeister Daniel Gluiber vor etwa einem Jahr dementiert. Der Blick wird nun nach vorne gerichtet – und genau dies betonte auch Fritz Link, Präsident des Heilbäderverbands Baden-Württemberg, der beim Heilbädertag für alle Heilbäder und Kurorte im Ländle sprach. Zwar hätten viele Bäder die Vor-Corona-Besucherzahlen noch nicht erreicht. Trotzdem hätten die Krisenjahre gezeigt, „dass wir gemeinsam schwere Zeiten durchstehen können – nicht zuletzt durch starke Partner“. So lobte Link die Corona-Hilfen, die in Baden-Württemberg „beispielhaft“ gewesen seien.
„Baden-Württemberg ist mit seinen Heilbädern und Kurorten nach wie vor Bäderland Nummer eins“, betonte Staatssekretär Patrick Rapp vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg. Er ging auf den hohen Stellenwert der Bäder ein, die auch für eine gute Infrastruktur in den Gemeinden sorgten: „Hätten wir die hohe Frequenz durch die Gäste nicht“, würde es in manchen kleineren Kommunen vielleicht keinen Bäcker oder Metzger mehr geben, sagte er. Auch der eine oder andere Radweg oder ein gutes ÖPNV-Angebot wären dann nicht vorhanden. Die Bäder würden außerdem Arbeitsplätze schaffen, auch indirekt im Einzelhandel oder in der Gastronomie vor Ort, ergänzte Rapp. Manche Bürgerinnen und Bürger wüssten nicht, was vom Tourismus ausgehe und welche Vorteile dieser für eine ganze Region bieten könne. Mit Blick auf den Fachkräftebedarf sagte Rapp: „Menschen gehen gerne dorthin, wo andere Urlaub machen. Das ist ein Pluspunkt für Sie als Kur- und Heilbäderstandort“.
Mit Blick auf das 50-jährige Bestehen der Vinzenz Therme in Bad Ditzenbach sprach Rapp von einer „exzellenten Leistung“. Bad Ditzenbach sei ein wichtiger Baustein für die Bäderlandschaft im Land, „vielleicht sogar ein Stück weit Leuchtturm“. Alle Heil- und Kurorte in Baden-Württemberg seien Garanten und Eckpfeiler einer ambulanten Vorsorgeleistung und des Gesundheitswesens im ländlichen Raum. Rapp weiß, dass viele Bäder in die Jahre gekommen sind und dass Investitionen anstehen. Auch wenn der Staat freilich nicht alles übernehmen könne, „werden wir Ihnen zur Seite stehen“.
Kasten: „Therme als Lebensader einer Kommune“
Themen beim Heilbädertag waren unter anderem Digitalisierungsmöglichkeiten und der Klimawandel mit den Folgen für die Thermalbäder sowie das 50-jährige Bestehen der Vinzenz Therme in Bad Ditzenbach. Auch die angespannte Situation in Bad Überkingen (Kreis Göppingen) wurde angesprochen: Über die Zukunft des dortigen Thermalbads entscheiden die Bad Überkinger bei einem Bürgerentscheid am Sonntag, 19. November. Hintergrund ist, dass der Abmangel des Bades den Haushalt der Gemeinde Bad Überkingen stark belastet, weshalb das Bad zur Diskussion steht.
„Mit großer Sorge“ verfolge er die Situation in Bad Überkingen, sagte Fritz Link, Präsident des Heilbäderverbands Baden-Württemberg. Es sei natürlich berechtigt, sich vor Ort die Frage zu stellen, ob man noch in der Lage ist, die Therme zu unterhalten. „Aber wir hoffen, dass man sich bewusst wird, welchen Schatz man in den Händen hält.“ Die Bürgerinnen und Bürger sollten „sehr sorgfältig abwägen“. Seiner Meinung nach gelte es, sich auch in schwierigen Zeiten dazu zu bekennen, die Tradition des Bades fortzusetzen. Ein Thermalbad stelle eine Lebensader einer Kommune dar, die eine wirtschaftliche Perspektive für die Zukunft bedeute. Auch wenn die Lage im Moment schwierig sei, so sprach Link von einem Wachstumsmarkt: Die Menschen werden immer älter und werden auf die Thermen zurückgreifen, um gesund und fit zu bleiben, ergänzte er. Ein Thermalbad biete große Chancen und Möglichkeiten für die Gemeinde. hei