Kohlberg. Sohn Christian hatte so eine Vorahnung, dass es gleich im ersten Wahlgang in Kohlberg klappen könnte. Und tatsächlich, als der stellvertretende Bürgermeister Stefan Ade kurz vor 19.30 Uhr das Ergebnis verkündete, hat Christian recht behalten. Vater Thomas Franz ist der neue Bürgermeister in Kohlberg und zwar mit 70 Prozent der abgegebenen Stimmen.
„Herzlichen Glückwunsch zum Mr. Jusi“ stand auf einem Plakat, das Christian nach der Verkündung des Ergebnisses in die Höhe hielt. „Das ist entstanden, weil unsere Tochter mit ihren Freundinnen und Freunden während der Corona-Zeit die Abende oft auf dem Jusi verbracht hat“, erzählte Tanja Franz. Als die Clique mitbekam, dass Thomas Franz Bürgermeister in Kohlberg werden will, habe es sofort geheißen: „Dann will er ja Mister Jusi werden.“ Der 55-jährige Diplom-Verwaltungswirt, bislang stellvertretender Geschäftsführer des Jobcenters in Reutlingen, wird künftig auf dem Chefsessel im Kohlberger Rathaus Platz nehmen. Er hat seine Mitbewerber auf die Plätze verwiesen. Dem 50-jährigen Diplom-Verwaltungswirt Marcus Holder trauten 20,7 Prozent der Wählerinnen und Wähler das Amt des Bürgermeisters zu. Für Lokalmatador und Unternehmer Herwart Stribel stimmten 8,4 Prozent. I Die Wahlbeteiligung lag bei 61,4 Prozent.
„Riesiger Vertrauensvorschuss“
„Ich bin völlig überrascht vom Ergebnis. Das ist ein riesiger Vertrauensvorschuss“, sagte Thomas Franz nach der Verkündung. Er bedankte sich bei seinen beiden Kontrahenten für einen fairen Wahlkampf und reichte dem unterlegenen Herwart Stribel die Hand: „Es wäre schön, wenn wir gemeinsam Kohlberg voranbringen können.“
Franz will nun auch die 30 Prozent der Wählerinnen und Wähler überzeugen, die nicht das Kreuzchen bei ihm gemacht haben. „Ich bin ein Bürgermeister für alle Kohlbergerinnen und Kohlberger.“ In den offenen und ehrlichen Gesprächen mit der Bürgerschaft habe er festgestellt, dass man auf einer Wellenlänge liege. Er wolle „mit Weitblick und Augenmaß“ agieren.
Bleibt die Frage, wann der neue Bürgermeister sein Amt antreten wird. Das wird wohl Verhandlungssache zwischen den Landräten Heinz Eininger (Kreis Esslingen) und Ulrich Fiedler (Kreis Reutlingen), Franz’ derzeitigem Arbeitgeber, sein. Kai Müller