Im Jahr 2023 hielten rund 45 Prozent der deutschen Haushalte mindestens ein Haustier. Angeführt wurde das Ranking von Katzen: Laut Statista wurden 2023 rund 15,7 Millionen Miezen in Deutschland gehegt und gepflegt, gefolgt von rund 10,5 Millionen Hunden. Daneben hoppelten 4,6 Millionen Nager wie Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster durch deutsche Wohnungen. Doch egal ob klein oder groß – wenn das geliebte Haustier das Zeitliche segnet, fällt der Abschied schwer. Die meisten Tierbesitzer schreckt der Gedanke ab, dass die Körper ihrer Lieblinge beim Abdecker landen, doch es gibt Alternativen: Ein Besuch beim Tierbestattungsinstitut Mauthe in Köngen.
„Anfangs hat man uns ziemlich belächelt“, sagen Ulrike und Axel Mauthe. Gegründet haben die beiden Köngener ihr Institut im August 2000, demnächst steht das 25-jährige Firmenjubiläum an. Die Mauthes sind seit jeher passionierte Tierliebhaber – wenn eines ihrer Haustiere sein Leben aushauchte, wurde es im Garten vergraben. Das ging solange gut, bis die Deutsche Dogge „Goliath“ im Mauthe’schen Haushalt einzog. Der stattliche Rüde machte seinem Namen alle Ehre und brachte satte 85 Kilogramm auf die Waage. „Und das vergräbt man halt nicht so geschwind mal im Garten“, erklärt Axel Mauthe. Seine Frau hatte wiederum im Radio einen Beitrag über einen Münchner Tierbestatter gehört – als „Goliath“ dann eingeschläfert werden musste, mussten sie den toten Hund allerdings bis nach München ins Tierkrematorium transportieren. Ulrike Mauthe arbeitete damals in einer Tierarztpraxis und merkte schnell, dass viele Tierbesitzer im selben Dilemma steckten. So war die Idee eines eigenen Tierbestattungsinstituts geboren.

„Bis 2002 war das Münchner Tierkrematorium das einzige seiner Art in ganz Deutschland“, sagt Ulrike Mauthe kopfschüttelnd. Zwar war die Kremierung von Tieren im europäischen Ausland damals bereits gang und gäbe, in Deutschland hinkte man indes gewaltig hinterher. Inzwischen hat sich die Situation entschärft, auch Tierbestatter gibt es mittlerweile einige.
Stammgäste in Schwäbisch Hall
Die Mauthes arbeiten mit dem Krematorium in Schwäbisch Hall zusammen. „Da ist vorne das Gebäude für Menschen, hinten das Krematorium für Tiere, alles streng getrennt“, erklärt Axel Mauthe. Der 69-Jährige ist dort praktisch Stammgast – hatten die Mauthes anfangs etwa acht bis zehn Aufträge pro Monat, hat sich deren Zahl mittlerweile vervierfacht, mit nach wie vor steigender Tendenz. „Ein Haustier ist für viele Menschen ein wichtiger Sozialpartner“, sagt Ulrike Mauthe. Für manche sogar der einzige – deswegen sei das Interesse an einem pietätvollen Ablauf im Todesfall so groß, sagt sie.
Bis vor wenigen Jahren wurden immer mal wieder Erdbestattungen nachgefragt, das sei allerdings komplett eingeschlafen, sagt Axel Mauthe. Was dagegen oft aufkommt, ist die Frage, nach einer Möglichkeit Besitzer und Tier gemeinsam zu bestatten. „Wenn es da einen entsprechenden Friedhof geben würde, wäre der Run groß“, ist sich Ulrike Mauthe sicher.
Die Kundschaft der Mauthes zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. „Das reicht vom ganzkörpertätowierten Rocker über die Professorin bis hin zum Sozialhilfeempfänger“, sagt Axel Mauthe. Letzterer spart sich das Geld oft vom Mund ab und zahlt in Raten. Überhaupt die Kosten: Kremiert wird einzeln oder in Gruppen – bezahlt wird nach Kilogramm. Los geht es für Kleintiere bis ein Kilo bei 85 Euro, die Einäscherung eines mittelgroßen Hundes bis zu 30 Kilo kostet 290 Euro. Kremiert werden können praktisch alle Tiere – allerdings ist das Verfahren in Deutschland erst seit 2017 auch für Pferde erlaubt. „Nur Fische gehen nicht“, sagt Ulrike Mauthe, „da bleibt nämlich überhaupt nichts übrig.“ Die meisten ihrer Kunden bringen Hunde und Katzen, die Mauthes haben aber auch einmal die Einäscherung eines kleinen Alligators organisiert. „Nur eine Schlange hatten wir bisher noch nicht“, sagt Ulrike Mauthe.
365 Tage im Jahr bereit
Eine spezifische Ausbildung zum Tierbestatter gibt es nicht, kaufmännische Kenntnisse seien aber von Vorteil, sagt Axel Mauthe: „Aber wer jetzt denkt, das ist locker verdientes Geld, täuscht sich gewaltig.“ Da der Prozess innerhalb von 24 Stunden nach dem Tod des Tieres in Gang gesetzt werden sollte, sind die Mauthes an 365 Tagen im Jahr da. Urlaub machen die Eheleute meist getrennt: „Der Tod macht keine Ferien.“ Zudem muss man mit der Trauer der Besitzer umgehen können. Richtig emotional werde es, wenn eine Oma vor einem sitzt, die das letzte Haustier ihres Lebens bringt, sagt Ulrike Mauthe: „Da muss ich immer trocken schlucken, denn da kommt das Gespenst Einsamkeit gleich mit durch die Tür.“
Neben stilvollen Urnen kann man sich bei den Mauthes besondere Erinnerungsstücke anfertigen lassen – die Palette reicht von Glasperlen und edlen Füllfederhaltern, in denen Haare oder Asche eingearbeitet ist, bis zu handgemalten Bildern. Der Renner sind die Glasperlen, wer es exklusiver mag, kann sich aus der Asche oder den Haaren sogar einen Diamanten pressen lassen. Dafür muss man natürlich tiefer in die Tasche greifen: „Das geht nach Karat und startet etwa bei 3000 Euro“, erklärt Ulrike Mauthe, vermittelt wird ein Anbieter aus der Schweiz. Immerhin: Diese Art industriell gefertigter Diamant ist zwar nicht als Zahlungsmittel zugelassen, bleibt aber unvergänglich – wie die Erinnerungen an das verstorbene Haustier.
Schon die alten Ägypter nahmen Tiere mit ins Grab
Geschichte: Die Bestattung von Tieren ist keine Erscheinung des 21. Jahrhunderts. Schon im alten Ägypten wurden ausgewählte Haustiere wie Katzen oder Falken einbalsamiert und rituell bestattet. Eine weitere Blüte erlebten Tierbestattungen im frühen Mittelalter – wohlhabende Alamannen, Franken oder Sachsen wurden oft mit ihren Pferden und Hunden beigesetzt. Später fanden etwa der Preußenkönig Friedrich II. oder Richard Wagner ihre letzte Ruhe neben ihren geliebten Hunden.
Alternativen: Eine Bestattung im eigenen Garten ist nur bedingt erlaubt. Bei Kleintieren wie Katzen, Nagern oder Reptilien, die nicht an einer meldepflichtigen Krankheit gestorben sind, ist das meist kein Problem. Bei Hunden kann das je nach Rasse und Größe anders geregelt sein, unter Umständen sollte vorher eine Genehmigung vom Veterinäramt eingeholt werden. Bestattungen von Tierkörpern in Wald-, Natur-, Landschafts- und Wasserschutzgebieten sind generell verboten und stellen nach dem Tierkörperbeseitigungsgesetz eine Ordnungswidrigkeit dar. kd