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Tipp für Wandervögel: Diese Tour krönt ein Kloster

Ausflug  Auf dem „Main-Neckar-Rhein-Weg Nord“ können Laufbegeisterte bei schönen Aussichten auf Schusters Rappen von Esslingen nach Lorch den Schurwald entdecken.Von Rainer Hauenschild

Der Main-Neckar-Rhein-Weg Nord ist der bekannte Hauptwanderweg drei und wurde anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Landes Baden-Württemberg 1978 angelegt. Von Wertheim bis nach Villingen Schwenningen wird der Wanderweg als Hauptwanderweg drei vom Schwäbischen Albverein betreut. Für den weiteren Verlauf bis nach Lörrach ist der Schwarzwaldverein zuständig. Wanderwegzeichen ist ein grünes Bäumchen, ergänzt durch einen roten Strich im Bereich des Vereinsgebiets des Schwäbischen Albvereins.

Die heutige Tour folgt dem Main-Neckar-Rhein Weg Nord, bekannt auch als Hauptwanderweg drei, von Esslingen durch den Schurwald nach Lorch. Vom Startpunkt am Bahnhof Esslingen läuft man zum Rathausplatz. Es geht nun durch die Unterführung vorbei am Beutaubrunnen aus dem Jahr 1777. Zur Esslinger Burg führen zwei Varianten: Variante eins führt über die 340 Staffeln des Seilergangs, Variante zwei über die steile Burgsteige. Vom Seilergang bietet sich schon ein toller Ausblick auf die Altstadt von Esslingen. Die sogenannte Esslinger Burg ist Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung, die bis in das Jahr 1219 zurückführt.

Von der Burg aus geht es über „Am Schönen Rain“ vorbei an der evangelischen Kirche St. Bernhardt aus dem Jahr 1382, im Mittelalter eine Wallfahrtskapelle. Inzwischen liegt das Kirchle mitten in einem Wohngebiet. Die Besichtigung lohnt sich. Nach einem leichten Abstieg geht es nun steil hinauf zum Jägerhaus zwischen Streuobstwiesen und Wochenendgrundstücken. Auf der Anhöhe sollte man auf alle Fälle noch den Blick über das Neckartal schweifen lassen. Eine gute Einkehrmöglichkeit ist die Vereinsgaststätte Beckenhau.

Nun geht es eben weiter vom Jägerhaus nach Hohengehren auf befestigten Waldwegen durch den Schurwald. Das Wanderwegzeichen „grünes Bäumchen“ führt vorbei am Naturdenkmal des Schlösslesplatz in Baltmannsweiler, das aus zwei kleinen Tümpeln und Mammutbäumen besteht. Hier stand einst ein Jagdschloss, das die Gemeinde Altbach 1839 für 6049 Gulden gekauft und in Altbach wieder aufgebaut hat. Bis 2018 diente es dort als Rathaus. Auf dem Abschnitt vom Schlösslesplatz nach Hohengehren hat man einen tollen Ausblick ins Remstal und zur Schwäbischen Alb. In Hohengehren bietet sich die Besichtigung der evangelischen Cyriakus-Kirche an. Ihr Turm geht wohl bis ins 12. Jahrhundert zurück, das Kirchenschiff wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Von hier geht es durch einen schönen Waldabschnitt weiter nach Schlichten über die Wanderwege Schelmenwasen, Katzenbachtalweg und Kreuzhauweg. Schlichten ist ein Teilort von Schorndorf mit einer evangelischen Dorfkirche aus dem Jahr 1460. Einkehr ist möglich im Restaurant Hirsch. Den Vesperrucksack kann man im Dorfladen füllen.

Gut gestärkt geht es weiter nach Adelberg, zunächst über freie Felder, dann durch ein Waldgebiet und auf der Kaiserstraße West in Richtung Oberberken. Dort lockt die nächste Einkehr, das Gasthaus Hirsch mit Biergarten. Weiter durch den Wald führt die Route entlang des Schliffbachs nach Adelberg. Das Schliffbachtal ist atemberaubend, aus jeder Ecke und von jedem Hang führt eine Quelle oder ein Bach zum Schliffbach. Je nach Wetterlage fließen die Bäche über den Wanderweg, wo ab und an weite Sprünge anzuraten sind. Der Bach führt direkt zum Adelberger Herrenbachstausee. Er wurde in den 70er-Jahren als Hochwasserrückhaltebecken angelegt mit einem 22 Meter hohen Staudamm und hält etwa zwei Millionen Kubikmeter Wasser zurück.

Ein steiler, 800 Meter langer Waldpfad führt hoch zum Kloster Adelberg. Die Geschichte des Klosters geht zurück bis 1178, als es noch ein Prämonstratenserstift war. Rund 300 Jahre lang existierten nebeneinander ein Chorherren- und ein Chorfrauenkonvent. Bereits 1476 mussten die Stiftsdamen nach Lauffen am Neckar umziehen. Das Kloster ist heute ein beliebtes Ausflugsziel an der Straße der Staufer.

Von hier fehlen noch zwölf Kilometer bis Lorch, zunächst durch ein schönes Waldgebiet mit einem leichten Abstieg und steilen Anstieg nach Breech. Dort steht der Reinhold-Maier-Turm, benannt nach dem ersten Ministerpräsidenten des Landes. Es handelt sich um einen ehemaligen Wasserturm, der zu einem Aussichtsturm umgebaut wurde.

Von Breech aus führt die Route über Rattenharz auf den Südhang des Remstals. Hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Aber immerhin gibt es eine Dorfkapelle und ein Gasthaus. Von hier sind es noch fünf Kilometer bis nach Lorch. Schon aus der Ferne erspäht man das Kloster.

Ein Fußgängersteg führt über die stark befahrene B29 nach Lorch, ein weiterer über die Rems. Vom Bahnhof bis zum Kloster sind es noch rund 800 Meter. Das Kloster Lorch ist eine ehemalige Benediktinerabtei, deren Geschichte bis in das Jahr 1102 zurückführt. Neben dem Kloster befindet sich die Nachbildung eines Limes-Wachturms und außerdem eine Falknerei.

 

Tipps für diese Tour

An- und Abreise: Mit der S1 geht‘s von Kirchheim direkt nach Esslingen. Die Rückreise von Lorch funktioniert mit der Regionalbahn nach Schorndorf, mit der Buslinie 262 von Schorndorf nach Plochingen und dann von dort wieder mit der S1 zurück.
Empfehlung: Ein Rucksackvesper schadet ganz bestimmt nicht, da die Dorfläden und Lokale vielleicht geschlossen sind. Wer eine mehrtägige Tour plant, findet Übernachtungsmöglichkeiten etwa in Baltmannsweiler, Schlichten, Adelberg und Lorch.
Literatur: Wanderkarten des Schwäbischen Albvereins: Blatt 12 Stuttgart und 13 Göppingen/Schorndorf; Broschüre „Unsere Hauptwanderwege“ des Albvereins: Main-Neckar-Rhein Weg Nord/HW 3 Nord und Main-Neckar-Rhein-Weg Süd - HW3 Süd. rh