Der Herbst nimmt so langsam Fahrt auf und verwandelt die Straßen der Teckregion in ein buntes Farbenspiel: Von Knallrot bis Goldgelb ist alles dabei. So schön die Oktoberlandschaft auch sein mag, auf dem eigenen Rasen endet für viele ordnungsliebende Schwaben der Spaß. „Ich beobachte seit einiger Zeit, dass in vielen Gärten kein einziges Blatt liegen bleibt“, sagt Dieter Ilg, Vorstandsmitglied der Nabu-Gruppe Teck. Der Trend gehe stark hin zum englischen Rasen, scherzt der Kirchheimer.
Ich beobachte seit einiger Zeit, dass in vielen Gärten kein einziges Blatt liegen bleibt.
Dieter Ilg über den Ordnungsdrang vieler Schwaben
Gut sei das nicht. Vor allem Tieren fehle dadurch die Möglichkeit, einen Unterschlupf zu finden. Das ist nach Ilgs Worten besonders fatal, da außerhalb der Gärten immer weniger Raum bleibt, der für die Tiere geeignet ist. So hat der Kirchheimer schon lange keinen Igel mehr außerhalb von Siedlungen gesehen. Das wundert Dieter Ilg nicht, schließlich würden Felder und Äcker kaum Schutz bieten. Wenn es jetzt auch in Gärten keine Verstecke mehr gebe, würde es für die Tiere schwerer werden. Nicht nur Igel bräuchten das Laub, um sich ein Nest zu bauen, auch Spinnentiere biete es die Möglichkeit, sich vor der Kälte zu schützen. Regenwürmer hingegen würden das Laub in die Erde ziehen und daraus Nährstoffe gewinnen.
Laubhaufen als Zuflucht
Alles Laub einfach liegen zu lassen, sei aber auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Denn: So kommt keine Sonne mehr an den Boden. Dieter Ilg rät: „Am besten ist es, Laubhaufen zu bilden.“ Auch wenn die kleinen unordentlichen Ecken so manch einen stören könnten, sei das für die Tiere die beste Lösung – so praktiziert er es auch in seinem eigenen Garten.
Die Laubhaufen hätten gleich mehrere Vorteile, heißt es auf der Internetseite des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu). Für Igel, Insekten und andere Tiere seien sie nicht nur optimale Orte, um kalte Wintermonate zu überstehen – nach dem Winter werde das Laub zudem von Tausenden Lebewesen abgebaut und in wertvollen Humus umgewandelt. Vor motorisierten Laubsaugern warnt der Nabu: „Die ökologischen Schäden, die sie anrichten, sind enorm.“ Kleinstlebewesen würden zusammen mit dem Laub aufgesaugt und getötet.
Die Kehrmaschine läuft
Auch die Stadt Kirchheim ist derzeit mit der Beseitigung des herbstlichen Blättermeers beschäftigt. Da das Laub vor allem in Kombination mit Nässe eine Gefahr für Fußgänger und den Straßenverkehr darstellen kann, gibt es keine festgelegten Zeitabstände, in denen das Laub aus dem Weg geräumt wird: Es wird vielmehr nach Bedarf beseitigt. „Das kann zum Teil auch mehrmals die Woche sein. Dabei werden vor allem Orte mit hohem Laubaufkommen berücksichtigt“, heißt es aus dem Rathaus. Keine Stelle soll unberücksichtigt bleiben: Die Blätter werden mit Kehrmaschinen aufgenommen, auf Grünflächen zusammengekehrt oder zusammengeblasen und dann abtransportiert.

Nicht nur die Stadt kehrt, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger. Denn: Es obliege den Straßenanliegern, dieselben Flächen zu reinigen und von Laub zu befreien, für die im Winter auch eine Schneeräumpflicht bestehe, heißt es aus dem Rathaus. Für andere öffentliche Flächen ist die Stadt verantwortlich. „Eine grüne Innenstadt bedeutet im Herbst durch das anfallende Laub natürlich Pflegeaufwand. Die Vorteile überwiegen aber eindeutig“, betont die Stadtverwaltung. Das Stadtgrün spende an heißen Tagen Schatten, steigere die Erholungs- und Aufenthaltsqualität und damit das Wohlbefinden aller, die sich dort aufhalten. „Die damit verbundenen Arbeiten betrachten wir daher als sinnvolle Investition in unsere Stadtqualität.“

