Zwischen Neckar und Alb
Top-Hotel steht vor dem Aus

Pandemie Die renommierteste Herberge der Stadt Esslingen, das Vier-Sterne-Hotel Park Consul, ist wegen der Corona-Krise zahlungsunfähig. Jetzt bangen die etwa 60 Mitarbeiter um ihre Jobs. Von Gerd Schneider

Nach der Absage des Weihnachtsmarktes und der „LesART“ gibt es die nächste Hiobsbotschaft für Esslingen. Hoteldirektorin Carmen Saße bestätigte am Mittwoch: „Wir haben am 29. Oktober Insolvenz angemeldet und befinden uns jetzt im vorläufigen Insolvenzverfahren.“ Es sei aber nicht daran gedacht, das Haus zu schließen. Die Beschäftigten seien nach wie vor an Bord und würden auch weiter ihre Gehälter bekommen. Saße betonte: „Bis auf Weiteres läuft der Betrieb ganz normal weiter.“

Das Vier-Sterne-Haus am Rand der Altstadt wurde 2005 eröffnet und ist mit 150 Zimmern nach dem „Niu Timber“ mit 227 Zimmern das zweitgrößte Hotel der Stadt. Es gehört zur Brendal-Gruppe, die in Berlin sitzt und in Köln sowie Heidenheim weitere Park-Consul-Hotels betreibt. Wie viele andere aus der Hotellerie und Gastronomie wurde auch das Park Consul in Esslingen von der Corona-Krise in diesem Jahr voll erwischt.

Nach der Schließung während des Lockdowns sei es im Sommer wieder aufwärts gegangen, so Carmen Saße: „Umso härter hat uns jetzt die zweite Welle getroffen. Vor allem das Beherbergungsverbot hat uns im Oktober sehr geschadet.“

Enormer Umsatzrückgang

Normalerweise brummt das Hotel im Herbst. Aufgrund von Messen und Firmenveranstaltungen herrscht im Oktober und November Hochbetrieb, und im Dezember spült der berühmte Weihnachtsmarkt Gäste in das Hotel. In diesem Jahr ist alles anders. Gegenwärtig verlieren sich 30 bis 40 Gäste aus dem Business-Sektor im Park Consul, das Restaurant ist geschlossen, viele Mitarbeiter befinden sich wieder in der Kurzarbeit. Es ist eine Art Notbetrieb. Hoteldirektorin Saße schätzt, dass der Umsatz zum Jahresende um 50 Prozent unter dem Niveau der vergangenen Jahre liegt.

Das deckt sich mit den Zahlen, die Michael Metzler, Chef der Esslinger Stadtmarketing und Tourismus (EST), hat. In den vergangenen Jahren verzeichnete gerade die Hotellerie in Esslingen kontinuierlich steigende Übernachtungszahlen, zuletzt lagen sie bei über 220 000 pro Jahr. Für die ersten zehn Monate dieses Jahres weist die Statistik für die Hotels im Landkreis Esslingen einen Rückgang von 52 Prozent aus. In Stuttgart liegt das Minus sogar bei 56 Prozent. Metzler: „Das geht natürlich an die Substanz. Die Hotelbetreiber erleben das Jahr als eine Achterbahnfahrt. Für die gesamte Gastronomiebranche ist der sogenannte Lockdown light, den wir jetzt haben, in Wirklichkeit ein harter Lockdown.“

Schwere Zeiten also, gerade für Hoteldirektorin Saße. Seit der Eröffnung des Hotels am Neckar Forum vor 15 Jahren ist sie dabei, damals lief das Haus noch unter dem Namen der amerikanischen Best-Western-Gruppe. Erst im Mai dieses Jahres übernahm sie die Leitung des Hotels von Birgit Bosse, die sich beruflich neu orientierte. Schon seit einiger Zeit wird hinter vorgehaltener Hand kolportiert, das Park-Consul-Hotel stecke in Schwierigkeiten und könne die Mieten an die Stadt, der das Gebäude gehört, kaum noch bezahlen. Nun der bittere Gang zum Insolvenzgericht.

Bis eine Entscheidung über das Verfahren fällt, führt der Kölner Insolvenzverwalter Marco Kuhlmann die Geschäfte. In den kommenden Wochen will er zusammen mit der Geschäftsführung ein Restrukturierungs- und Sanierungskonzept erarbeiten und Investoren suchen, um den Betrieb zu erhalten und die Arbeitsplätze am Standort zu sichern. Nach einer ersten Bestandsaufnahme sieht er trotz der aktuellen Corona-Auflagen gute Chancen, dass dies gelingen kann.

Auch Hoteldirektorin Carmen Saße sagt, sie sei voller Zuversicht, dass der Betrieb im Esslinger Haus weiter geht und die Corona-Pandemie im kommenden Jahr überwunden ist. „Ich habe hier ein tolles Team“, sagt sie, „aufgeben kommt für uns nicht infrage, wir werden weiterkämpfen“.