Weilheim und Umgebung
Tour de Hellas verhilft Afrika zu Wasser

Sponsorenfahrt Der Weilheimer Stadtrat Steffen Meckes ist zusammen mit einem Freund nach Griechenland geradelt. Mit ihrer Aktion haben die Männer 9 000 Euro für eine Hilfsorganisation gesammelt. Von Bianca Lütz-Holoch

Dass sich zwei Männer im Urlaub zu einer Radtour verabreden, kommt häufiger vor. Wenn die Fahrt allerdings vom Schwarzwald aus bis nach Griechenland führen soll, dann ist das eher ungewöhnlich. Genau das haben der Weilheimer Stadtrat Steffen Meckes und Jochen Tille aus Dunningen aber getan. Ihr Versprechen haben die beiden jetzt in die Realität umgesetzt - und dabei noch eine Menge Geld für einen guten Zweck gesammelt.

Kennengelernt haben sich die beiden Männer bei einem Aktiv-Urlaub in Griechenland mit Familien und Freunden. Spontan beschließen sie: „Nächstes Jahr kommen wir wieder - mit dem Fahrrad.“ Was wie ein verrückter Einfall klingt, entwickelt sich zu einer ernsthaften Idee für eine Spendentour. Fest steht für das Duo nämlich: Eine reine Spaßveranstaltung soll es nicht werden. „Wir haben gesagt: Wenn wir schon radeln, dann für einen guten Zweck“, erzählt Steffen Meckes.

Das richtige Projekt für die Sponsorenfahrt ist schnell gefunden. Unterstützen wollen die Radler die Life Plus Foundation. „In Afrika müssen Frauen und Mädchen in Dürrezeiten oft zehn Kilometer bis zu einer Wasserstelle laufen“, weiß Steffen Meckes. Manche sind acht Stunden pro Tag unterwegs, viele Mädchen können deshalb nicht in die Schule gehen. Die Hilfsorganisation baut Sanddämme, die dafür sorgen, dass Wasser auch in Dürrezeiten aufgestaut werden kann.

22 Etappen arbeiten der 53-jährige Steffen Meckes und der zehn Jahre ältere Jochen Tille aus. Start ist Dunningen im Schwarzwald, Jochen Tilles Wohnort. Über Österreich und die Schweiz geht es über den Reschenpass nach Südtirol, dann an der Ostküste Italiens bis nach Brindisi und mit dem Schiff ins griechische Igoumenitsa. Von dort führt die Route auf dem griechischen Festland weiter zur Halbinsel Peloponnes. Ziel ist der Ort Kyllini.

Bewältigen müssen die Männer dabei 2 100 Kilometer und 16 000 Höhenmeter. „Gefahren sind wir auf ganz normalen Trekkingrädern, also nicht auf E-Bikes“, betont Steffen Meckes. Für jede Etappe überlegen sich die beiden ein Motto und ein Spendenziel. Sie richten eine Facebook-Seite und ein Spendenkonto ein.

Auf was sie sich da einlassen, können Steffen Meckes und Jochen Tille durchaus einschätzen: „Ich bin vor zweieinhalb Jahren ans Schwarze Meer geradelt“, erzählt der Weilheimer Stadtrat. Damals hatte ihn - zumindest teilweise - der Kirchheimer Gastronom Udo Kälberer begleitet. Auch Jochen Tille ist nicht unerfahren: Er ist schon einmal bis nach England gestrampelt. Im Training sind die Männer allerdings nicht: „Mein Fahrrad hatte ich seit der Donautour nicht mehr angerührt“, gesteht Steffen Meckes. Also beginnt er Monate vor dem geplanten Start zu trainieren. „Morgens um fünf habe ich meine Satteltaschen mit Steinen gefüllt und bin die Hepsisauer Steige, die Ochsenwanger Steige oder Richtung Wiesensteig gefahren.“ Ein Aufwand, der sich bezahlt macht: „Wir hatten für die Tour eigentlich 24 Tage eingeplant, haben aber nur 19 gebraucht“, so Meckes.

Und noch etwas anderes übertrifft die Erwartungen der Männer: „Gerechnet haben wir mit 2 000 Euro Spenden - zusammengekommen sind 9 000 Euro“, zeigt sich Steffen Meckes überwältigt. Ob bei Hitze am Reschenpass, bei Wind in Italien oder beim Auf und Ab in Griechenland - immer wieder ist es das Ziel vor ihren Augen, das die Männer motiviert, weiterzumachen. Ihre Follower und Spender halten sie täglich mit Hilfe eines weiteren Freundes auf dem Laufenden. „Immer wenn es sehr anstrengend war, haben wir uns gesagt: Wenn die Frauen und Kinder in Afrika acht Stunden am Tag mit Wasserholen verbringen müssen, dann können wir auch acht Stunden Rad fahren, um ihnen das Leben künftig zu erleichtern“, so Meckes.

Besonders gut gefallen hat dem Weilheimer die griechische Küste mit ihren Bergen, dem Panorama und den Buchten sowie die Gastfreundschaft. Sogar auf eine griechische Hochzeit waren die Deutschen eingeladen. Positiv aufgefallen ist Steffen Meckes auch, dass die italienischen Autofahrer - sonst oft für ihre Fahrweise kritisiert - sich so rücksichtsvoll gegenüber den radelnden Deutschen verhalten haben. „Dort fährt man - anders als in Deutschland - miteinander und nicht gegeneinander.“

Andere Erlebnisse dagegen haben den Weilheimer schockiert. „Es ist schlimm, wie viel Müll in Süditalien und Griechenland in der Natur herumliegt“, sagt Steffen Meckes. „Erschreckend fand ich auch, wie EU-Gelder in Griechenland verschwendet werden“, so der 53-Jährige, der in Weilheim eine Versicherungsagentur betreibt. „Mancherorts gibt es frisch geteerte Straßen, die im Nichts enden“, berichtet er. Bewässerungssysteme seien zudem nicht nur auf den Feldern zu finden, sondern auch auf Kiesstreifen entlang der Autobahn. Apropos Autobahn: „Es ist unglaublich, aber dort ist in Griechenland nichts los“, sagt Steffen Meckes. Der Grund: „Wer die Autobahn nimmt, muss Maut zahlen - und wenn nebenan eine gute Landstraße verläuft, tut das eben niemand.“

„Die Fahrt hat großen Spaß gemacht, und das Wetter war perfekt“, resümiert der Weilheimer. Noch einmal so eine lange Radtour anzupacken, kann er sich im Moment nicht vorstellen. „Aber das habe ich nach der Fahrt ans Schwarze Meer damals auch gesagt“, räumt Steffen Meckes lachend ein und fügt augenzwinkernd hinzu: „Mal sehen, wann das nächste schöne Projekt für einen guten Zweck kommt.“

Info Die Spendenaktion von Steffen Meckes und Jochen Tille ist abgeschlossen. Wer möchte, kann das Sanddamm-Projekt direkt über die Life Plus Foundation unterstützen. Weitere Infos unter www.lifeplusfoundation.org/de/