Kreativität
Trödel und Blumen im Stehbus

Martina Stepan hat auf dem Hof vor ihrem Haus in Unterlenningen einen Trödelbus geparkt. Damit kann sie ihre Vorlieben für Altes und Blumen bestens vereinen.

Martina Stepan in ihrem "Trödelblume"-Bus. Foto: Carsten Riedl

Am Anfang war da einfach der Wunsch nach einer Veränderung. Sollte der Versuchsballon scheitern – egal, dann würde sie einfach ein paar Stunden mehr in der Woche schöne Pflanzen als Staudengärtnerin bei der Baumschule Messerle in Hochdorf verkaufen, ihrem langjährigen Arbeitgeber. Doch danach sieht es im Moment nicht aus, nicht nur wegen des deutlich verkürzten Wegs zum Arbeitsplatz. Martina Stepan ist seit Mitte Mai vergangenen Jahres auf ihrem Weg an einem originellen Standort angekommen. Ihr Trödelbus steht direkt vor ihrer Haustür in Unterlenningen auf dem großen Hof, unmittelbar an der stark befahrenen B 465.

 

Das war ein Wahnsinnsact, bis wir den Bus hier im Hof hatten.

Heiko Stepan

 

Die Autos stören die gelassene Frau nicht, sie ist in ihrem Element: Um sie herum im Trödelbus stehen Kaffeekannen, Krimskrams, alte Möbel und vieles mehr – und dazwischen immer wieder Blumen und Pflanzen. Am Fenster darf die Winke-Katze nicht fehlen und das große Lenkrad ist ebenfalls ein Hingucker: bunt umhäkelt von der Chefin persönlich.

Der "Trödelblumenbus" in seinem Dornröschenschlaf. Foto: pr

Martina Stepan erzählt, wie aus der Idee Wirklichkeit wurde. Einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran hat ihr Mann Heiko. Der gelernte Zimmermann ist handwerklich sehr versiert, zudem hegt er eine große Liebe für alte Autos und Motorräder, die er mit Begeisterung restauriert. Weil auf dem Hof nicht mal ein Carport stehen darf, war schnell klar, dass eine mögliche Behausung für den Verkauf von Trödel, Pflanzen und Blumen fahrbereit sein muss. Und so machte sich Heiko Stepan auf die Suche nach einem passenden Objekt. Allzu weit musste er nicht fahren, schon in Erkenbrechtsweiler wurde er fündig. Auf einem Firmenhof entdeckte er ein seit 15 Jahren ausgedientes, rosa angestrichenes Wohnmobil mit ordentlich Patina und funktionsfähiger Hupe. „Das war ursprünglich mal ein Schulbus, Baujahr 1973. Man beachte den eingebauten Aschenbecher“, grinst Heiko Stepan.

Krimskrams in der "Trödelblume". Foto: Carsten Riedl

Sehr zu seiner Freude lag ordentlich Arbeit vor ihm, um den Wunsch seiner Frau erfüllen zu können. „Meine Frau weiß, was schön ist, und kann sich das auch schon im Vorfeld vorstellen. Ich kann das nicht – dafür die Dinge umsetzen“, zeigt er die Arbeitsteilung auf, wobei Martina Stepan ebenfalls über viel Frauenpower verfügt und zupacken kann. Dass er ihr zuliebe auf zwei Parkplätze verzichtet, rechnet sie ihm hoch an. 

„Das war ein Wahnsinnsact, bis wir den Bus hier im Hof hatten“, erinnert sich Martina Stepan. Den bunt zusammengewürfelten sperrmüllartigen Inhalt durften sie auf der Alb lassen, auch den gröbsten Schmutz konnten sie auf dem Firmengelände ordnungsgemäß abdampfen. Nahezu auf den Zentimeter genau passte das Vehikel gerade noch so auf den Tieflader der Oberlenninger Firma Gamper. Abgeladen werden musste auf der Hauptstraße, der Verkehr stand also still. Mit eigener Motorleistung hat es der Bus tatsächlich auf den Hof geschafft, sehr zur Erleichterung sämtlicher Beteiligten. Schon auf der Alb hatte sich der Motor willig gezeigt – und ist es bis heute. „Zum Heckenschneiden fahre ich ihn immer ein Stück zur Seite“, sagt Heiko Stepan. 

Als der Bus glücklich auf seinem Platz angekommen war, begannen die umfangreichen Renovierungsarbeiten. „Manche kommen nur rein, um zu schauen, was wir wochenlang gemacht haben, und ob wir tatsächlich damit in Urlaub fahren wollen. Das ist echt witzig“, erzählt Martina Stepan.

Der Name Trödelbus kommt nicht von ungefähr. „Wir stehen beide auf alte Sachen“, verrät Heiko Stepan. Seit Jahren geht seine Frau auf Flohmärkte. „Ich verkaufe einfach gerne, das macht mir richtig Spaß. Mehrmals im Jahr gehe ich auf große Flohmärkte“, sagt sie. Die Liebe zum Verkauf war auch der Grund, sich mit was Eigenem selbständig zu machen „Die Frage war, ob so ein Lädle in Unterlenningen funktioniert und die Leute es annehmen – und sie sind tatsächlich gekommen. Die Kunden sind neugierig und kaufen ein“, freut sie sich über die positive Resonanz.

Martina Stepan vor ihrem "Trödelblume"-Bus. Foto: Carsten Riedl

Donnerstags kommt ihr entgegen, dass sie kein Morgenmuffel ist. Dann geht es um 4 Uhr auf den Großmarkt nach Stuttgart, damit die Blumenware zum Wochenende frisch ist. „Das, was mir gefällt, nehm’ ich dann einfach mit. In der Regel sind es Topfpflanzen, saisonal und regional“, erzählt sie. Das gilt auch für die Sträuße, die sie alle vorbestellen muss. Die bezieht sie von einem ehemaligen Kollegen, den sie aus ihrer Lehrfirma in Schwäbisch Gmünd, die Staudengärtnerei Fehrle, kennt. Axel Damm hat zwischenzeitlich eine eigene Gärtnerei in Rattenharz bei Lorch. Bis zum ersten Frost wachsen auf seinen Feldern die Blumen, die er für seine Sträuße braucht. „Vergangenes Jahr gab bis in den November hinein Blumen – und vor einigen Wochen bin ich ohne Sträuße zurückgekommen, weil es einen Wetterumschwung gab und alle Blumen knospig blieben“, erzählt Martina Stepan. Die Bestellung geht eimerweise und ist denkbar einfach: nach Farbe. 

Die "Trödelblume" hat ihre eigene Haltestelle. Foto: Carsten Riedl

Kränze bindet Martina Stepan selbst. Als Grundlage nimmt sie oft Stroh, gerne aber auch wilden Clematis. „Dann braucht es nicht viel: Schneckenhäuschen und ein paar Hagebutten – fertig.“ Auch Wunschkreationen sind möglich. 

Es herrscht Selbstbedienung auf dem Hof und im Bus. „Das mit der Kasse funktioniert gut. Die Leute sind ehrlich und zahlen ihre Sachen“, freut sich die Unterlenningerin. Die Blumen machen den Hauptanteil ihres kleinen Ladengeschäfts aus, das sie nicht vergrößern will. „Wer ein kleines Mitbringsel braucht, kommt vorbei. Auch sonntags bedienen sich die Kunden zwanglos in der Hofeinfahrt – vor allem wenn sie kurzfristig noch ein Geschenk brauchen. Da waren schon manche froh. Deshalb stehen in dem Hüttle arrangierte Gschenkle.“