Der Arbeitskreis Leben (AKL) Nürtingen-Kirchheim bietet Hilfe und Beratung in Lebenskrisen und bei Selbsttötungsgefahr. Seit dem Jahr 1984 zählt auch der AKL-Treff zum Angebot. Um an diesem zwanglosen Treffen im Café teilzunehmen, muss man allerdings nicht unbedingt gerade eine Lebenskrise durchmachen.„Das Angebot ist nicht festgeschrieben auf Krise und Suizidalität“, stellt die AKL-Mitarbeiterin Lilly Weithofer klar, die zusammen mit ihrer Kollegin Gabriele Alberth die Treffen organisiert, die jeden Montag von 15.30 bis 18.30 Uhr im Nebenzimmer des Cafés Medla in der Neuffener Straße 12 in Nürtingen stattfinden.
Allein während der Betriebsferien der Bäckerei wird der AKL-Treff dort am 15. und 22. August nicht über die Bühne gehen. Am 22. August gibt es als Ersatzprogramm einen Ausflug mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Esslingen.
Einsamkeit spielt eine Rolle
„Der AKL-Treff ist für alle Menschen, die sich begegnen wollen, die in Gesellschaft sein wollen. Einsamkeit spielt da oft eine große Rolle.“ Gabriele Alberth erklärt: „Es ist eine Begegnung ohne Programm. Man braucht sich nicht anzumelden und kann sich drei Stunden lang an Gesprächen beteiligen, die schwere oder leichte Inhalte haben können.“ Gerade das „Unverbindliche“ mache den AKL-Treff aus, fügt Lilly Weithofer hinzu. „Man kann kommen und gehen, wann man will. Wir geben auch kein Gesprächsthema vor. Wir hatten auch schon Gäste, die nur zuschauen und nicht mitreden wollten. Jeder kann selbst entscheiden, was er von sich preisgibt.“
Die Themen seien ganz unterschiedlich. Es werde beispielsweise darüber gesprochen, was in der Woche passiert ist, oder auch mal über außergewöhnliche Hobbys. Manche der Teilnehmenden würden auch einfach in einem geschützten Rahmen erproben, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. „Das kann Selbstsicherheit geben.“ Manchmal würden sogar Gespräche mit anderen Café-Kunden entstehen.
Die Organisatorinnen sind glücklich, dass sie seit zwei Jahren den AKL-Treff wieder in einem öffentlichen Café anbieten können. Denn die Anfänge in den 1980er-Jahren waren im damaligen Vorstadtcafé in einer ähnlichen Location. Danach gab es diverse Veranstaltungsorte für den AKL-Treff. Im Jahr 2020 ging das Angebot bis zum Corona-Lockdown im März im katholischen Gemeindehaus über die Bühne. Danach war es ein paar Monate lang nicht möglich, ehe es im August 2020 am neuen Ort im Café Medla wieder losging. „Es ist nicht der Anspruch des AKL-Treffs, dort Freunde fürs Leben zu finden“, sagt Gabriele Alberth. Ausgeschlossen ist das indes auch nicht. „Es haben sich auch schon Freundschaften gebildet, die außerhalb des Treffs weitergegangen sind“, weiß Lilly Weithofer.
Mehrzahl ist über 50 Jahre alt
Im Durchschnitt finden sich sieben Gäste pro Treff ein. „Kürzlich waren wir auch mal zu zehnt, als es so heiß war nur zu viert“, erzählt Gabriele Alberth. Ein paar Tische im Café-Nebenzimmer sind montags fest für den AKL-Treff reserviert. Die Gäste sind in der Mehrzahl über 50 Jahre alt. Auch Jugendliche würden selbstverständlich nicht ausgeschlossen. „Die fühlten sich bisher aber nicht so angesprochen von dem Angebot“, sagt Lilly Weithofer. Zielgruppe des niederschwelligen und kostenfreien Angebots seien allgemein „Leute, die sich alleine fühlen“. Manche würden regelmäßig erscheinen, andere nur einmal. „Viele Menschen suchen auch so ein Angebot und wissen gar nicht, dass es das gibt.“