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Trist, marode, ungemütlich: der Esslinger Marktplatz

Politikum Der Marktplatz gehört in Esslingen zu den meistbesuchten Orten. Doch wenn weder Markt noch Veranstaltungen stattfinden und sich die Straßen leeren, wird sein unheilvoller Zustand sichtbar. Von Johannes M. Fischer

Seit Jahren schon ist der Esslinger Marktplatz für viele ein Ärgernis. Ist er belebt wie etwa an den Markttagen, fällt die Tristesse nicht weiter auf. An Tagen aber, an denen weniger los ist, springt der Widerspruch zwischen historischer Kulisse und hässlichem Platz ins Auge. Die SPD-Fraktion im Gemeinderat macht deshalb jetzt Dampf: „In seinem jetzigen Zustand ist der Marktplatz nachgerade ein Schandfleck. Der Platz muss dringend saniert werden“, sagte Stadtrat Andreas Koch. „Eigentlich sollte der Marktplatz die Visitenkarte unserer schönen Stadt sein. Im Augenblick möchte man diese Karte am liebsten verstecken.“

Unmittelbar betroffen von dem Anblick sind Anwohner und Besucher gleichermaßen, zudem all jene, die dort ihr Geld verdienen: Gastronomen, Marktbeschicker und Unternehmen, die auf den verschiedenen Festen wie dem „Estival“ und dem Weihnachtsmarkt vertreten sind. Ein Lied davon, wie zäh das Ringen um die heruntergekommene Ästhetik des Platzes verläuft, kann Hannes Kielmeyer von den Häusern Kielmeyers 1582 und Kielmeyers Besen singen. Jahrelang kämpften er und seine Familie darum, die Parkplätze unmittelbar vor der Tür wegzubekommen. Mit mäßigem Erfolg. Immerhin veranlasste die Stadt im Juni, fünf Parkplätze zu opfern. Damit war ein wenig Raum gewonnen für die Außengastronomie. Allerdings war der Geländegewinn nicht wirklich groß: Nach wie vor wird der Platz an drei Seiten mit dem Blech parkender Autos verziert.

 

Wenn da einer Bremse mit Gaspedal verwechselt …
Hannes Kielmeyer
Der Gastronom bemängelt die Nähe der Parkplätze zu seinen Gästen

Was nicht ganz ungefährlich ist, findet Kielmeyer. Die Fahrer manövrieren ihre Fahrzeuge durch eine enge Sackgasse, die Autos nähern sich den Gästen im Außenbereich der Gaststätte bis auf wenige Zentimeter. Gefahr und Unbill sieht auch Stadtrat Andreas Fritz. Er sitzt für die Grünen im Gemeinderat und beschreibt die Situation so: „Machen Sie mal den Selbstversuch und setzen sich zum Beispiel beim Kielmeyer-Besen draußen hin. Dann werden Sie erleben, dass alle paar Minuten ein Auto hier rein- oder rausfährt, um einen der Parkplätze zu ergattern. Das kann doch nicht sein, dass du in der Gaststätte in den Abgasen sitzt.“ Seiner Meinung nach müssen die Parkplätze weg. Die Grünen säßen bereits an einem Antrag, um mehr Bewegung ins Spiel zu bringen, so Stadtrat Fritz. Zuletzt stellten die Grünen im November einen Antrag zur Ausweitung der Fußgängerzone, die auf dem benachbarten Rathausplatz nun schon seit mehreren Jahren Realität ist. Die Verwaltung wurde aufgefordert, konkrete Schritte aufzuzeigen, „wie die Bereiche Stadtkirche und Marktplatz zur Steigerung der Aufenthaltsqualität verkehrsberuhigt und in die Fußgängerzone Rathausplatz integriert werden können.“ Getan hat sich seitdem nichts.

Archäologischer Fundort?

Um wirklich schön zu werden, müsste der Platz gründlich saniert und die Decke erneuert werden. Als im April einige Bohrungen gemacht wurden, um den Untergrund zu erkunden, kam bei Besuchern und Bewohnern Hoffnung auf, dass sich was tut. Doch die Ergebnisse werden erst Ende Mai, Anfang Juni erwartet. Ob der Befund Optimismus verbreiten wird, ist zweifelhaft. „Dort findet man bestimmt was – davor fürchtet man sich“, meint Kielmeyer. Mit gutem Grund: Unter der Decke liegen Reste des Katharinenhospitals, das Ende des 13. Jahrhunderts gebaut und Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen wurde. Die Baustelle könnte zum archäologischen Fundort werden. Dann wäre sie erstmal dicht.

Aber es tut sich auch nicht nichts. Zurzeit hübscht die Stadt den Platz mit Blumenbeeten auf. Vier sogenannte Baumbeete gibt es schon, eingefasst von Sitzgelegenheiten. Weitere sieben sollen folgen. Die Arbeiten beginnen laut Stadt noch in diesem Monat.