Kartoffeln mit spärlichen Knollen, Mais, der kaum Wurzeln ausgetrieben hat und anderes Getreide mit nur winzigen Körnern – die Landwirte in der Region befürchten hohe Ernteeinbußen. Die Nässe im Frühjahr und die anhaltende Trockenheit in den vergangenen Wochen bilden keinen guten Nährboden für Nutzpflanzen. Von anfänglicher Staunässe und verhärtetem Boden berichtet der Lenninger Landwirt Michael Kuch. „Beim Mais sieht
es nicht toll aus“, sagt er. Damit die normalerweise schnell wachsende Pflanze optimal nach oben zieht, seien Wasser und Wärme notwendig. Weil der ausgetrocknete Boden aufreißt, hängt manch ausgesätes Körnchen mit seinen schwachen Wurzeln regelrecht in der Luft. Das Blumenlabyrinth – am Hof als Sommer-Attraktion für Familien gedacht – habe ohne Wasser keine Chance.
Großes Kopfzerbrechen bereiten dem Landwirt die Kartoffeln: Nach dem Stecken lagen sie im Nassen. Das Ergebnis sind viele verfaulte Knollen. Bei einer Sorte seien 30 Prozent nicht aufgegangen, bei anderen bewegt sich der Ausfall sogar bei fast der Hälfte. Reagieren könne man jetzt nicht mehr. Beobachtet hat Michael Kuch außerdem, dass die Pflanzen, die durchkommen, schlecht ansetzen. „Statt 15 Knollen sind es vielleicht nur acht“, sagt er.
Unterschiedlich sieht es auf den Getreidefeldern aus: Der Landwirt hat fast ausschließlich auf Wintergetreide gesetzt, Weizen, Gerste und Dinkel bereits im Herbst gesät. „Das war dieses Jahr fast die beste Variante“, sagt Michael Kuch, der dem erweiterten Vorstand des Kreisbauernverbands angehört. Wie die Ähren ausgebildet seien, hänge auch vom Standort ab. Teils fürchtet er auch auf seinen Feldern die sogenannte Notreife. Die deutlich zu kleinen und zu früh gereiften Körner zeigten sich extrem beim Sommergetreide. Durch die Nässe im Frühjahr wurzle das Getreide nicht so tief wie sonst. Das rächt sich bei Trockenheit. „So arg heiß war es gar nicht, ein großes Problem ist aber der Wind, der die Böden zusätzlich austrocknet“, erklärt Michael Kuch. „Man kann technisch noch so gut ausgerüstet sein – wenn das Wetter nicht mitspielt, nutzt das alles nichts.“ Regen würde nicht mehr viel ändern: „Wo das Getreide trocken ist, passiert nicht mehr viel.“
Der Umgang mit den veränderten Bedingungen war auch Thema beim Öko-Feldtag vergangene Woche in Ditzingen: „Der Boden und die Bodenbearbeitung sind sehr wichtig“, so lautet eine Erkenntnis, die Michael Kuch mitgebracht hat. Ein Rat laute, den Boden möglichst lange mit Bewuchs bedeckt zu halten, um ihn vor dem Austrocknen zu schützen. Auf trockenresistente Sorten zu setzen, sei eine weitere Möglichkeit. Die gebe es etwa bei Getreide und Mais. Selbst der Anbau von Soja sei in der Region nicht mehr ausgeschlossen, sagt Michael Kuch. Ein Kollege aus Oberboihingen habe die eiweißreiche Pflanze bereits angebaut. „Das war bei uns lange undenkbar, weil sie viele Sonnenstunden braucht“, erklärt der Landwirt.