Neidlingen. Ein paar Minuten mussten die Neidlinger Gemeinderäte auf Weilheims Kämmerer Andreas Nagel warten, war dieser doch zuvor bei einem anderen Termin. Aber auf einen Boten, der derart gute Nachrichten bringt, wartet man gerne ein wenig. Nagel begann mit einem kurzen Rückblick auf das Jahr 2017: Bei der Gewerbesteuer hatte die Gemeinde 3,35 Millionen Euro eingeplant, der vorläufige Abschluss liegt bei 3,29 Millionen. Bei der Einkommensteuer wurden aus 1,04 Millionen erfreuliche 1,13 Millionen. Im Vermögenshaushalt gab es Verschiebungen nach 2018. Alles zusammen führt zu einem über 250 000 Euro besseren Ergebnis als geplant.
Die Steuersätze bleiben konstant, an Grundsteuer erwartet die Gemeinde rund 276 000 Euro. Bei der Gewerbesteuer sprach Andreas Nagel von einem „Traumergebnis für Neidlingen“. Kam doch im Dezember 2017 eine Nachzahlung für vergangene Jahre, die 2018 zu Buche schlägt, dazu werden für 2018 vier Millionen erwartet, macht zusammen 6,2 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im sehr schlechten Jahr 2013 musste Neidlingen mit 312 000 Euro Gewerbesteuer auskommen, selbst im sehr guten Jahr 2015 wurden nur knapp fünf Millionen erreicht.
Die Einkommensteuer soll auf 1,19 Millionen Euro steigen. Da fallen die gesunkene Umsatzsteuer und der leicht erhöhte Familienleistungsausgleich mit 110 000 Euro und 88 000 Euro weniger ins Gewicht. Schlüsselzuweisungen nach mangelnder Steuerkraft erhält Neidlingen wie in den Vorjahren keine, von „mangelnder Steuerkraft“ kann keine Rede sein. Als Investitionspauschale werden 114 000 Euro erwartet.
Natürlich muss eine Gemeinde noch mehr Geld abgeben als die Gewerbesteuerumlage, die Kreisumlage sinkt leicht auf 1,25 Millionen Euro. Die Finanzausgleichsumlage steigt leicht auf 1,16 Millionen Euro. Rechnet man alle Veränderungen bei Steuereinnahmen und Umlagen zusammen, steht Neidlingen 2018 um gut drei Millionen Euro besser da als im schon guten Vorjahr. Das ist in Neidlingen sehr viel - betrachtet man etwa im Vergleich die gesamten Personalausgaben der Gemeinde, die 2018 bei rund 672 000 Euro liegen.
Die Summe des ordentlichen Ergebnisses liegt bei 2,05 Millionen Euro, für Michael Nagel ein „Traumwert“ - muss eine Gemeinde doch nach dem neuen Haushaltsrecht auch ihre Abschreibungen erwirtschaften. Übertragen auf den Privathaushalt hieße das in etwa, dass er nicht nur seine jährlichen Ausgaben decken, sondern zusätzlich Geld für ein neues Auto, ein neues Fahrrad und den neuen Kühlschrank zurücklegen müsste, die er wegen der Abnutzung irgendwann mal brauchen wird. Erst was danach übrig bleibt, wäre das „ordentliche Ergebnis“.
Neidlingen muss 2018 keine neuen Schulden aufnehmen, die bestehenden Schulden werden von 601 000 auf 479 000 Euro abgebaut. Dem stehen Ende 2018 voraussichtlich Wertpapiere und liquide Mittel von 6,24 Millionen Euro gegenüber. Auch für die Jahre bis 2021 wird ein positives ordentliches Ergebnis erwartet, wenn auch nicht mehr in dieser Höhe.
Gibt es denn kein Haar in der Suppe? Bei der Wasserversorgung erwartet die Gemeinde im Jahr 2018 einen Verlust von rund 26 000 Euro. Die Wasserversorgung braucht ein Darlehen von 35 000 Euro, das aber gemeindeintern verrechnet wird.
Trotz der guten Finanzlage hält sich Neidlingen bei Investitionen weiterhin zurück. Über die dringend nötige Sanierung von Straßen kann erst entscheiden werden, wenn der Zustand der darunter verlaufenden Abwasserkanäle untersucht ist. Auch im Kleinen bleibt es bei der Sparsamkeit. Gibt es keine bedeutenden Änderungen, will Bürgermeister Klaus Däschler beim dicken Haushaltsentwurf nur das Deckblatt neu drucken. Schon ist der Haushaltsentwurf papiersparend zum Haushalt 2018 geworden.
Am 19. März will der Gemeinderat den Haushaltsentwurf beraten und beschließen. Peter Dietrich