Romantisch und düster, wild und beherrscht – den Deutschen wird schon lange ein besonderes Verhältnis zum Wald nachgesagt. Mit der Online-Befragung „Meine Waldzeit“ will nun Forst Baden-Württemberg (Forst BW) Licht ins Dunkel bringen – jenseits aller kulturhistorischen Betrachtungen, versteht sich.
Gehört der Schurwald eher rasanten Mountainbikern oder gemächlichen Gassigehern? Wo ziehen Pilz- und Beerensammler ihre Kreise und welches sind die Lieblingsplätze von Waldbadenden? Im Fokus steht der Staatswald. Und da sich die Landesregierung mehr Bürgerbeteiligung auf allen Ebenen verordnet hat, sind nun auch die Waldnutzer gefragt.
einen gewaltigen Zuwachs in den letzten Jahren.
Bis Juli steht das Angebot im Netz, und Jürgen Sistermans-Wehmeyer hofft auf viele Rückmeldungen. Wenn rund 1500 bis 2000 Antworten eintrudeln würden, wäre das für den Forstfachmann ein gutes Ergebnis. Anhand der Erkenntnisse verspricht sich Forst BW genauere Aussagen über die wichtigsten Erholungsachsen im Schurwald. Und daran sollen später auch die forstlichen Betriebsabläufe ausgerichtet werden. Das heißt, wo besonders viele Erholungssuchende unterwegs sind, sollen dann auch die Tätigkeitsschwerpunkte liegen.
Häufig entzünden sich Konflikte zwischen Mountainbikern, Wanderern, Erholungssuchenden und Naturschützern, wenn die schnellen Flitzer auf schmalen Wegen durch den Wald jagen. Die Zahl der Mountainbiker in der Region Stuttgart schätzt Forst BW inzwischen auf rund 50 000 – und das mit steigender Tendenz.
„Wir erleben hier einen gewaltigen Zuwachs in den letzten Jahren“, sagt Jürgen Sistermans-Wehmeyer, der im Forstbezirk Schurwald für Forst BW unter anderem für Waldnaturschutz und Waldpädagogik verantwortlich ist. Die Anzahl dieser Nutzer könne der Forst nicht steuern und man bekomme den Zulauf nicht in den Griff durch Ignorieren. Die Strategie laute, sich mit den Mountainbikern auszutauschen und Vereinbarungen zu treffen. „Wir wollen Trails legalisieren und ausweisen“, erklärt der Forstmann und verweist auf das positive Beispiel der Mountainbiker der Naturfreude Lichtenwald, mit denen die Zusammenarbeit sehr gut funktioniere.
Lichtenwald bekommt neue Trails
Das beweise beispielsweise der Trail „Naddefatz“ im Lichtenwalder Gemeindewald, der in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises, der Kommune Lichtenwald und den Jagdpächtern angelegt wurde. Pünktlich zum 75. Geburtstag der Naturfreunde sollen am Samstag, 25. Juni, noch drei weitere Mountainbiketrails durch Forst BW, Kreisforst und die MTB-Gruppe der Ortsgruppe eröffnet werden. Diese Strecken liegen im Staatswald.
Vor der Umsetzung hatten die Naturfreunde auf eigene Kosten ein Artenschutzgutachten in Auftrag gegeben, Werkzeug und Material besorgt und schließlich die Trails in Eigenarbeit gebaut. Die Kosten in Höhe von insgesamt 2500 Euro wurden über Spendenaktionen beglichen. Außerdem haben die Naturfreunde 20 Nistkästen abseits der Trails im Wald aufgehängt.
Gut möglich, dass der „MTB-Trail-Park“ Lichtenwald in Abstimmung mit Forst BW noch größer wird. Hier und da noch eine zweite Linie, könnten sich die Naturfreunde jedenfalls gut vorstellen.
Auch unweit des Esslinger Jägerhauses steigen die MTB-Freunde gerne aus dem Sattel. Hier hat die Radsportabteilung des Turnvereins Hegensberg unter der Überschrift „Esslinger Nordschleife – Esnos“ drei Trails mit mehreren Varianten auf 1450 Meter Streckenlänge und 80 Höhenmeter geschaffen, aufgeteilt in die Main-Line, Trail-Line, Enduro-Line und verschiedene Varianten. Die Strecke wurde von den engagierten Esslinger Radsportlern ebenfalls ehrenamtlich gebaut und finanziert. Neben den Vereinsmitgliedern dürfen auch Gäste die „Esnos“ ganzjährig kostenfrei während der Öffnungszeiten nutzen.
Angesichts der positiven Entwicklungen arbeitet Forst BW unter Federführung der Esslinger Kreisverwaltung an einer kreisweiten MTB-Konzeption, mit der die Bedürfnisse der Szene in Bahnen gelenkt werden sollen. So ist im Kreis Esslingen nach der Sommerpause auch ein runder Tisch geplant, an dem sich Vertreter von Naturschutz, Schwäbischem Albverein, Waldbesitzer, Jäger und die Untere Naturschutzbehörde austauschen sollen.
Online-Umfrage läuft bis Ende Juli
„Meine Waldzeit“ titelt die Umfrage, bei der die gern genutzten Routen online auf einer Karte eingezeichnet oder hochgeladen werden können. Für die Teilnahme sollte man etwa 20 Minuten Zeit einplanen. Die Aktionsgebiete der Umfrage sind im Kreis Esslingen neben dem Schurwald außerdem der Sauhag bei Neuhausen und Teckberg.
In den kommenden Tagen verteilt Forst BW auf den Wanderparkplätzen Boxen mit Infoflyern zur Umfrage. Nach der Befragung, die bis Ende Juli läuft, werden die Ergebnisse ausgewertet und im kommenden Frühjahr präsentiert. Mehr Infos und die Umfrage finden Interessierte unter www.schurwald.meinewaldzeit.de. com