Unterensingen. „Wir können nur um den Segen Gottes bitten, und ich bin fest davon überzeugt, dass Gott seinen Segen nicht zurückhält. Nicht nur für queere und homosexuelle Paare, sondern auch für geschiedene und neu verheiratete Paare, die in Verantwortung zueinander stehen.“ Diese Meinung vertritt Dekan Paul Magino, Pfarrer der Thomas-Morus-Kirche in Unterensingen. Mit einer Regenbogenflagge sollte die Botschaft der Kirche demonstriert werden. Doch das Symbol wurde wiederholt zerstört.
„Wir hatten vorher vier Mal in Greifhöhe Regenbogenfahnen am Seiteneingang der Kirche aufgehängt, die immer abgerissen oder abgeschnitten wurden“, sagt Magino. Da ohnehin seit Längerem geplant gewesen sei, einen Fahnenmast aufzustellen, wurde dies zum Anlass genommen. Ein acht Meter hoher Mast wurde errichtet, an dem erneut eine Regenbogenfahne gehisst wurde. In der Nacht zum 16. Februar zwischen 19 und 9 Uhr wurde die Fahne wieder zerstört.
„Vorher konnte man noch von einem Bubenstreich sprechen“, sagt Magino. Davon kann nun keine Rede mehr sein: Die Fahne sei durch ein Stahlkabel im Innern des Fahnenmasts befestigt gewesen. Vermutlich wurde das Kabel mit einem Bolzenschneider durchtrennt.
Anschließend brachten die Täter die Fahne auf den nahe gelegenen Skaterplatz, wo sie sie zerschnitten und zurückließen. Ursprünglich wurde die Fahne während einer Protestaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend an Kirchen gehisst. Auslöser des Protests war ein vatikanisches Dekret, das besagte, dass homosexuelle Paare in Gottes Plan nicht vorgesehen seien. Zahlreiche Gemeinden schlossen sich dieser Aktion an, darunter auch die Gemeinde Unterensingen.
„So wie wir ein Signal setzen wollten, dass homosexuelle und queere Menschen ihren Platz in unserer Gemeinde haben, wurde mit der Zerstörung Stellung bezogen. Jedoch weiß ich nicht genau gegen was.“ Ob eine Gruppe oder ein Einzeltäter verantwortlich ist, ob die Tat gegen die katholische Kirche gerichtet war oder ob aus Homophobie gehandelt wurde, bleibt offen. „Wir sind nicht für alle Positionen offen, aber immer für Gespräche“, appelliert Magino. Frederic Feicht
Die Polizei Wendlingen bittet um Hinweise unter 0 70 24/92 09 90.