Konzert
Und die Chöre sing’n für dich

Gabriele Grabinger ohne Musik, das ist undenkbar. Seit Jahrzehnten leitet sie fünf Singkreise, drei davon treten innerhalb von sechs Tagen auf. „Anima Musica“ gibt am Mittwoch, 17. Juli, in Neidlingen eine Sommerserenade.

Gabriele Grabinger probt mit "Anima Musica" für die Sommerserenade in Neidlinger Kelter. Foto: Sabine Ackermann

Mittwochabend, Probe des Chors „Anima Musica“ im Alten Schulhaus in Neidlingen. Doch bevor sich „Hans und Liesl“ über „Die steinerne Brücke“ gesanglich auf den Weg nach „Da unten im Tale“ machen, stehen erst mal Lockerungsübungen auf dem Programm – sowohl körperlich als auch stimmlich. Was für den Laien wie Laute von Außerirdischen klingt, macht Sinn und muss wohl so sein. „Bauch einziehen, stützen, stützen, Mund weit auf, alle runter in die Knie“, gibt Gabriele „Gabi“ Grabinger vor und die knapp 20 Frauen machen es der Chorleiterin nach. Dann wird gesungen, darunter auch Stücke wie „A World of Peace and Harmony“, „Imagine“ oder „One Moment in Time“ – die allermeisten kennen die Stücke schon auswendig.

 

Nichts ist schlimmer als ein leerer Song ohne Emotionen und Facetten.

Gabi Grabinger

 

„Gibt es Kritik, nehme ich die an“, sagt Peter Grabinger, der den Chor nur bei der Probe am Klavier begleitet. Und gleich vorne weg, der virtuose Pianist ist für jeden Chor, Sänger oder jede Sängerin ein Geschenk, was seine Arrangements betrifft. „Anima Musica“ ist einer von vier Chören in Neidlingen und das bei gerade mal 1800 Einwohnern. Darüber hinaus gibt es noch einen „Gemischten Chor“, die kleinen „Sweet Cherries“ sowie die „Ladies Harmony“, ein junges Ensemble, das mehr oder weniger aus „Anima Musica“ entstanden ist. Seit 13 Jahren leitet Gabi Grabinger den mittlerweile reinen Frauenchor „Anima Musica“, der sich aus dem ältesten Verein in Neidlingen, dem Gesangverein, entwickelt hat.

Schaut man ihr als Zaungast bei den Proben zu, ist es immer ein Erlebnis. Neben lobenden Worten, haut die kreative Hattenhöferin auch das raus, was ihr nicht gefällt, darunter Sätze wie: „Das klingt wie Kaugummi“, „Ihr habt die Wiederholung vergessen“ oder „Ihr müsst diese Stelle mit mehr Emotion singen“. Und „Anima Musica“ nimmt nicht nur die Änderungen auf, manche darunter bringen sich auch mit Vorschlägen oder Verbesserungen ein, was Gabi Grabinger sehr zu schätzen weiß. „Ich bin nie streng, bringe aber eine natürliche Autorität mit, und es muss genau den Nerv treffen. Nichts ist schlimmer als ein leerer Song ohne Emotionen und Facetten.“ Ihre Liedauswahl erfolgt immer im Team, vorausgehen ihre Visionen für ein Motto des Abends, „der Chor muss sich damit identifizieren“. Traditionell und dennoch offen für alles, singen ihre Chöre nicht zuletzt Liedgut auf Portugiesisch oder Russisch, Werke der Renaissance, gregorianische Musik sowie Ethno-Jazz.

Seit nunmehr fast 40 Jahren vermittelt sie nicht nur dem Liederkranz in Zell Musik, Contenance und gute Laune. 1993 folgten die „Murphy Singers“ aus Stuttgart, danach der junge Frauenchor „Anima Musica“ aus Neidlingen und 2012 gründete sie aus fünf verschiedenen Chören den „Männerchor Jesingen“. Darüber hinaus hat die 69-jährige Musikpädagogin ein Faible für das Besondere. So entdeckte sie verborgene Talente der Kommunalpolitik, 2013 rief sie den mittlerweile viel beachteten „Bürgermeisterchor“ aus dem Voralbgebiet ins Leben. Stets motiviert, kitzelt sie ihrem singenden Gegenüber das feine Gespür für jeden Ton heraus. „Singen ist sehr organisch, eine Einheit von Körper, Sprache sowie Geist und Seele“, bekräftigt Gabi Grabinger und schiebt nach: „Ich glaube fest an die Kraft des gemeinsamen Musizierens, an das „Eins-Sein“ mit sich und den anderen und an das Erlebnis, in Harmonie zu schwingen.“

Die Sommerserenade mit „Anima Musica“ und Peter Grabinger am Klavier findet am heutigen Mittwoch, 17. Juli, um 19 Uhr in der Kelter in Neidlingen statt.